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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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Neue Romane.
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Der historische Roman hat seit der Zeit seines Erfinders W. Scott eine
wesentlich veränderte Richtung erhalten. W. Scott behandelte ihn nach den
Gesetzen und den Bedürfnissen der epischen Poesie; sein Hauptzweck war die
ausführliche Darstellung einer rührenden oder heitern Begebenheit, die vor
den Augen des Lesers allmälig sich entwickelte, von ursprünglich einfachen An¬
lagen zu einer immer größern Spannung führte und endlich mit einer Kata¬
strophe schloß, die uns zugleich erschütterte oder versöhnte. Er nahm seine
Gegenstände aus den geschichtlichen Zeiten, theils um eine kräftigere Local-
farbe zu erhalten, theils um der einfachern, bestimmtem, dramatisch geschickter"
Stoffe wegen. - Leser, die leicht ermüden, haben sich über die Weitschweifigkeit
seiner Beschreibungen und Charaktergemälde beschwert; steht man aber genauer
zu, so wird man finden, daß auch diese Dctailmalerei fast niemals Virtuosenhaft
ist, sondern stets dazu dient, die Figuren und Begebenheiten in ein vollkom¬
men deutliches Licht zu setzen. Nur selten verlangt der Dichter von seinem
Leser, einen wesentlichen, zum Verständniß der Handlung nothwendigen
Punkt aus eigner Phantasie zu ergänzen. Da sein Talent durchweg mehr
plastisch, als musikalisch ist, meißelt er alles Einzelne mit wunderbarer Schärfe
und einem fast nie irrenden Geschmack aus. Die Kunst dagegen, Stimmungen
anzuregen, durch dunkle Andeutung, durch Schattenbilder ohne realen Gegen¬
stand die Phantasie seines Lesers zur Selbstthätigkeit aufzufordern, damit sie
dem Werk des Dichters zu Hilfe komme, ist bei ihm noch in der Kindheit.
Seine historischen Studien sind gründlich und umfassend, aber als moderner
Erzähler hält er es für seine Pflicht, den fremdartigen Gegenstand unsern
eignen Empfindungen und unsrer Vorstellungsweise zugänglich zu machen.
Er muthet auch in dieser Beziehung der Einbildungskrast keine starken Sprünge


Grcujlwten. I. 51
Neue Romane.
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Der historische Roman hat seit der Zeit seines Erfinders W. Scott eine
wesentlich veränderte Richtung erhalten. W. Scott behandelte ihn nach den
Gesetzen und den Bedürfnissen der epischen Poesie; sein Hauptzweck war die
ausführliche Darstellung einer rührenden oder heitern Begebenheit, die vor
den Augen des Lesers allmälig sich entwickelte, von ursprünglich einfachen An¬
lagen zu einer immer größern Spannung führte und endlich mit einer Kata¬
strophe schloß, die uns zugleich erschütterte oder versöhnte. Er nahm seine
Gegenstände aus den geschichtlichen Zeiten, theils um eine kräftigere Local-
farbe zu erhalten, theils um der einfachern, bestimmtem, dramatisch geschickter»
Stoffe wegen. - Leser, die leicht ermüden, haben sich über die Weitschweifigkeit
seiner Beschreibungen und Charaktergemälde beschwert; steht man aber genauer
zu, so wird man finden, daß auch diese Dctailmalerei fast niemals Virtuosenhaft
ist, sondern stets dazu dient, die Figuren und Begebenheiten in ein vollkom¬
men deutliches Licht zu setzen. Nur selten verlangt der Dichter von seinem
Leser, einen wesentlichen, zum Verständniß der Handlung nothwendigen
Punkt aus eigner Phantasie zu ergänzen. Da sein Talent durchweg mehr
plastisch, als musikalisch ist, meißelt er alles Einzelne mit wunderbarer Schärfe
und einem fast nie irrenden Geschmack aus. Die Kunst dagegen, Stimmungen
anzuregen, durch dunkle Andeutung, durch Schattenbilder ohne realen Gegen¬
stand die Phantasie seines Lesers zur Selbstthätigkeit aufzufordern, damit sie
dem Werk des Dichters zu Hilfe komme, ist bei ihm noch in der Kindheit.
Seine historischen Studien sind gründlich und umfassend, aber als moderner
Erzähler hält er es für seine Pflicht, den fremdartigen Gegenstand unsern
eignen Empfindungen und unsrer Vorstellungsweise zugänglich zu machen.
Er muthet auch in dieser Beziehung der Einbildungskrast keine starken Sprünge


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[0409] Neue Romane. Wvül.pour!> !>>>! ni-, ib« on>^>>^<!« lind Ullventurv» ut 8u- ^mz'-,» ^ol^I^ linigbl c>t I!om'i'»ujl>>, in >In! ^.»uiN)' Dvvoii, in >!>v i ol^n c>I' Iiur mo^l glorious Ul^u«^' ^noi^n Lik/.ubuUl, lendeivll into innduili Lu^Il«I> Oliuilv« liinA8>v)'. vo>i)-rii;Ill eäiuvu. In tvvo volumes. I^<zi>>x!^, Ijoinllurd 'l'uueb- n!ex. — Der historische Roman hat seit der Zeit seines Erfinders W. Scott eine wesentlich veränderte Richtung erhalten. W. Scott behandelte ihn nach den Gesetzen und den Bedürfnissen der epischen Poesie; sein Hauptzweck war die ausführliche Darstellung einer rührenden oder heitern Begebenheit, die vor den Augen des Lesers allmälig sich entwickelte, von ursprünglich einfachen An¬ lagen zu einer immer größern Spannung führte und endlich mit einer Kata¬ strophe schloß, die uns zugleich erschütterte oder versöhnte. Er nahm seine Gegenstände aus den geschichtlichen Zeiten, theils um eine kräftigere Local- farbe zu erhalten, theils um der einfachern, bestimmtem, dramatisch geschickter» Stoffe wegen. - Leser, die leicht ermüden, haben sich über die Weitschweifigkeit seiner Beschreibungen und Charaktergemälde beschwert; steht man aber genauer zu, so wird man finden, daß auch diese Dctailmalerei fast niemals Virtuosenhaft ist, sondern stets dazu dient, die Figuren und Begebenheiten in ein vollkom¬ men deutliches Licht zu setzen. Nur selten verlangt der Dichter von seinem Leser, einen wesentlichen, zum Verständniß der Handlung nothwendigen Punkt aus eigner Phantasie zu ergänzen. Da sein Talent durchweg mehr plastisch, als musikalisch ist, meißelt er alles Einzelne mit wunderbarer Schärfe und einem fast nie irrenden Geschmack aus. Die Kunst dagegen, Stimmungen anzuregen, durch dunkle Andeutung, durch Schattenbilder ohne realen Gegen¬ stand die Phantasie seines Lesers zur Selbstthätigkeit aufzufordern, damit sie dem Werk des Dichters zu Hilfe komme, ist bei ihm noch in der Kindheit. Seine historischen Studien sind gründlich und umfassend, aber als moderner Erzähler hält er es für seine Pflicht, den fremdartigen Gegenstand unsern eignen Empfindungen und unsrer Vorstellungsweise zugänglich zu machen. Er muthet auch in dieser Beziehung der Einbildungskrast keine starken Sprünge Grcujlwten. I. 51

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/409>, abgerufen am 07.05.2024.