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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Namen der skandinavischen Partei beigelegt hat. Diese Partei ist die einzige,
die in Dänemark eine Zukunft besitzt und zu ihr gehören fast alle, die in
Dänemark auf Intelligenz und Bildung Anspruch machen. In der Union mit
den beiden andern skandinavischen Königreichen erblicken die Dänen eine sichere
Bürgschaft für die Aufrechthalmng und Entwicklung ihrer skandinavischen
Nationalität, die sie stets von der deutschen Nationalität gefährdet glauben;
in dieser Union finden sie die Befriedigung ihres nationalen Ehrgeizes, indem
sie niemals die politische Rolle vergessen können, die Dänemark in fnihern
Jahrhunderten spielte; und in dieser Union meinen sie der einflußreichste Theil
derselben zu werden und die ganze Union beherrschen zu können. Grunde
genug für die Dänen bei ihrem eingewurzelten Haß gegen alles Deutsche und
bei den trostlosen Aussichten, die für die Zukunft sich ihnen eröffnen, sowol in
Betreff ihrer innern Verhältnisse, wie in Betreff der ganzen politischen Stellung
ihres Vaterlandes, welches unter den gegenwärtigen Verhältnissen fremden
Interessen, insbesondere denen Rußlands dienen muß, nur ihr Heil in dieser
Union zu erblicken.

Will man nun im europäischen Interesse aus einem politischen Gesichtspunkte
die Union der drei skandinavischen Königreiche betrachten, so ist es einleuchtend,
daß nichts mehr im Interesse der Westmächte und Deutschlands liegt, als eine
Macht im äußersten Norden Europas zu schaffen, welche vermittelst ihrer geo-.
graphischen Lage sowol, wie ihres gestimmten Ländercompleres stark genug wäre,,
sich jedem fremden Einflüsse zu entziehen und doch infolge ihrer eignen Inter¬
essen genöthigt wäre, sich dem Westen oder Deutschland anzuschließen.

Wir haben im Vorstehenden das deutsche Publicum auf die derein-
st'ge Lösung der skandinavischen Frage aufmerksam zu machen und zugleich
zeigen versucht, wie in der Lösung derselben ebenfalls die Lösung der däni¬
schen und Schleswig-holsteinischen Frage liegt. Der politische Schleier, der
noch die nächste Zukunft Europas verhüllt, wird vielleicht bald gelüftet werden
und alsdann wird sich zeigen, ob die skandinavische Union der drei nordischen
Königreiche früher oder später ins Leben zu treten verspricht. Daß sie aber
ins Leben treten wird und muß, ist unausbleiblich und es handelt sich hier
nur um einen- kürzern oder längern Zeitpunkt.




Berliner Eindrücke.
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Das neue Museum in Berlin.

Es ist drei Jahre, her, daß ich in diesen"Blättern über die Kunstanstalten
Berlins berichtet habe. In dieser Zeit hat sich der Reichthum doch ziemlich


Namen der skandinavischen Partei beigelegt hat. Diese Partei ist die einzige,
die in Dänemark eine Zukunft besitzt und zu ihr gehören fast alle, die in
Dänemark auf Intelligenz und Bildung Anspruch machen. In der Union mit
den beiden andern skandinavischen Königreichen erblicken die Dänen eine sichere
Bürgschaft für die Aufrechthalmng und Entwicklung ihrer skandinavischen
Nationalität, die sie stets von der deutschen Nationalität gefährdet glauben;
in dieser Union finden sie die Befriedigung ihres nationalen Ehrgeizes, indem
sie niemals die politische Rolle vergessen können, die Dänemark in fnihern
Jahrhunderten spielte; und in dieser Union meinen sie der einflußreichste Theil
derselben zu werden und die ganze Union beherrschen zu können. Grunde
genug für die Dänen bei ihrem eingewurzelten Haß gegen alles Deutsche und
bei den trostlosen Aussichten, die für die Zukunft sich ihnen eröffnen, sowol in
Betreff ihrer innern Verhältnisse, wie in Betreff der ganzen politischen Stellung
ihres Vaterlandes, welches unter den gegenwärtigen Verhältnissen fremden
Interessen, insbesondere denen Rußlands dienen muß, nur ihr Heil in dieser
Union zu erblicken.

Will man nun im europäischen Interesse aus einem politischen Gesichtspunkte
die Union der drei skandinavischen Königreiche betrachten, so ist es einleuchtend,
daß nichts mehr im Interesse der Westmächte und Deutschlands liegt, als eine
Macht im äußersten Norden Europas zu schaffen, welche vermittelst ihrer geo-.
graphischen Lage sowol, wie ihres gestimmten Ländercompleres stark genug wäre,,
sich jedem fremden Einflüsse zu entziehen und doch infolge ihrer eignen Inter¬
essen genöthigt wäre, sich dem Westen oder Deutschland anzuschließen.

Wir haben im Vorstehenden das deutsche Publicum auf die derein-
st'ge Lösung der skandinavischen Frage aufmerksam zu machen und zugleich
zeigen versucht, wie in der Lösung derselben ebenfalls die Lösung der däni¬
schen und Schleswig-holsteinischen Frage liegt. Der politische Schleier, der
noch die nächste Zukunft Europas verhüllt, wird vielleicht bald gelüftet werden
und alsdann wird sich zeigen, ob die skandinavische Union der drei nordischen
Königreiche früher oder später ins Leben zu treten verspricht. Daß sie aber
ins Leben treten wird und muß, ist unausbleiblich und es handelt sich hier
nur um einen- kürzern oder längern Zeitpunkt.




Berliner Eindrücke.
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Das neue Museum in Berlin.

Es ist drei Jahre, her, daß ich in diesen"Blättern über die Kunstanstalten
Berlins berichtet habe. In dieser Zeit hat sich der Reichthum doch ziemlich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/53>, abgerufen am 04.05.2024.