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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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oder durch Freiwerden oder- Machen schon vorhandener Fonds beschafft
würden, auch wirklich die ihnen jetzt zudachte Bestimmung fänden. Das
Recht der Häuser zu dieser Forderung wird aus der Verfassung und aus der
M ähnlichen Fällen bisher befolgten Praris nachgewiesen. Demselben könne
nachgekommen werden, indem die Staatsregierung der Landesvertretung die
Möglichkeit gewähre, Gesetzentwürfe, in denen die bei dem Etat der Militär-
Verwaltung für nöthig erachteten Mehrausgaben so wie die neuen Nvrmaletats
niedergelegt seien, gleichzeitig mit denjenigen über die Flüssigmachung von
Geldmitteln zu prüfen und beide Arten der Gesetzentwürfe als ein Ganzes
anzunehmen oder abzulehnen. Der Antrag wie seine Motive sind mit den
Unterschriften der Herren von Patow, von Bardeleben und Osterrath, der
institutionellen bethmann--Hollwegischen und katholische" Fraeiion angehörig,
an der Spitze und denen von noch 86 andern Mitgliedern dieser drei Frak¬
tionen versehen.




Eine Sängerin.

Aus dem Leben einer Kinistleriu vo" Agnese Schebest. Stuttgart, Ebner und
seubert, --

Die Dame, welche hier ihr Jugendleben erzählt, hatte eine der schönsten
Stimmen, welche je auf der deutschen Bühne erklungen sind, sie besitzt unge¬
wöhnliche musikalische Bildung und ein nicht gemeines Darstellungstalent; sie
hat in der verhältnißmäßig kurzen Zeit ihres Theaterlebcns Hunderttausende
entzückt, hat alle die berauschenden Triumphe gefeiert, duch welche das Publi¬
kum seinen Lieblingen so oft zum Verhängniß wird; sie ist auf der Höhe ihres
Ruhms von der Bühne abgetreten und die Gattin eines Mannes geworden,
dessen edle Persönlichkeit und seine Geistesbildung einem großen Kreise von
Verehrern theuer ist, und dessen Name wegen einer der größten und kühnsten
kritischen Arbeiten, die je ein Sterblicher gewagt, durch mehre Jahre eifrig
geeiert und verwünscht wurde, im Reiche der deutschen Wissenschaft aber un¬
sterblich fortleben wird. --

Eine Frau, der solches Schicksal geworden, ist wohlberechtigt, auch in
der Literatur ein Abbild ihres Lebens zu hinterlassen, und es sind nicht ge¬
meine Erwartungen, mit denen der Leser ihr Buch zur Hand nimmt. Auch
ist ihr Bild, wie es ihre eigne Feder gezeichnet hal, wol werth, baß
ihm ein ernstes Interesse entgegenkomme. Lebhaft und natürlich schildert sie,


Grenzboten- I. -I8S7. 46,

oder durch Freiwerden oder- Machen schon vorhandener Fonds beschafft
würden, auch wirklich die ihnen jetzt zudachte Bestimmung fänden. Das
Recht der Häuser zu dieser Forderung wird aus der Verfassung und aus der
M ähnlichen Fällen bisher befolgten Praris nachgewiesen. Demselben könne
nachgekommen werden, indem die Staatsregierung der Landesvertretung die
Möglichkeit gewähre, Gesetzentwürfe, in denen die bei dem Etat der Militär-
Verwaltung für nöthig erachteten Mehrausgaben so wie die neuen Nvrmaletats
niedergelegt seien, gleichzeitig mit denjenigen über die Flüssigmachung von
Geldmitteln zu prüfen und beide Arten der Gesetzentwürfe als ein Ganzes
anzunehmen oder abzulehnen. Der Antrag wie seine Motive sind mit den
Unterschriften der Herren von Patow, von Bardeleben und Osterrath, der
institutionellen bethmann--Hollwegischen und katholische» Fraeiion angehörig,
an der Spitze und denen von noch 86 andern Mitgliedern dieser drei Frak¬
tionen versehen.




Eine Sängerin.

Aus dem Leben einer Kinistleriu vo» Agnese Schebest. Stuttgart, Ebner und
seubert, —

Die Dame, welche hier ihr Jugendleben erzählt, hatte eine der schönsten
Stimmen, welche je auf der deutschen Bühne erklungen sind, sie besitzt unge¬
wöhnliche musikalische Bildung und ein nicht gemeines Darstellungstalent; sie
hat in der verhältnißmäßig kurzen Zeit ihres Theaterlebcns Hunderttausende
entzückt, hat alle die berauschenden Triumphe gefeiert, duch welche das Publi¬
kum seinen Lieblingen so oft zum Verhängniß wird; sie ist auf der Höhe ihres
Ruhms von der Bühne abgetreten und die Gattin eines Mannes geworden,
dessen edle Persönlichkeit und seine Geistesbildung einem großen Kreise von
Verehrern theuer ist, und dessen Name wegen einer der größten und kühnsten
kritischen Arbeiten, die je ein Sterblicher gewagt, durch mehre Jahre eifrig
geeiert und verwünscht wurde, im Reiche der deutschen Wissenschaft aber un¬
sterblich fortleben wird. —

Eine Frau, der solches Schicksal geworden, ist wohlberechtigt, auch in
der Literatur ein Abbild ihres Lebens zu hinterlassen, und es sind nicht ge¬
meine Erwartungen, mit denen der Leser ihr Buch zur Hand nimmt. Auch
ist ihr Bild, wie es ihre eigne Feder gezeichnet hal, wol werth, baß
ihm ein ernstes Interesse entgegenkomme. Lebhaft und natürlich schildert sie,


Grenzboten- I. -I8S7. 46,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/353>, abgerufen am 27.04.2024.