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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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Das deutsche Volkslied.
Deutscher Liedcrhvrt. Auswahl der vorzüglichern deutschen Volkslieder aus
der Vorzeit und der Gegenwart mit ihren eigenthümlichen Melodien, von
Ludwig Erk. Berlin, Enslin. -I8S6.
Die Lieder des dreißigjährigen Krieges nach den Originalen abgedruckt,
von Emil Wetter. Mit einer Einleitung von W. Wackernagel. Basel,
Nenkirchsche Buchhandlung. 18SS.
Schwedische Volkslieder der Vorzeit. Aus der Sammluug von Erik
Gustaf Geijer und Arvid August Afzelius. Im Versmaß des Origi¬
nals übertragen von R. Warrcns. Mit einem Vorwort von "r. Ferdinand
Wolf. Nebst 49 Melodien. Leipzig, Brockhaus. -I8S7. --

Seit Herder und "des Knaben Wunderhorn" bis auf die schlesischen
Volkslieder von Hoffmaim und Richter, bis auf Simrock und das große Werk
Uhlands welch reiche Literatur: -- wie fleißig haben deutsche Gelehrte verklungen"
und noch lebende Volkslieder gesammelt, wie viele der alten Lieder sind aus der
Bücherstube der Gelehrten als neues Besitzthum den Gebildeten zugewandert, --
und doch, so groß das Interesse an diesen Ueberresten der poetischen Schövfungs-
. kraft unsers Volkes auch geworden ist, noch immer fehlt uns eine Geschichte
des deutschen Volksliedes. Ja selbst die vorbereitenden Arbeiten ließen bis auf
die neueste Zeit viel zu wünschen übrig; die Texte der Lieder, in der Regel un¬
genau, lückenhaft, ohne Melodien gesammelt, sind kaum mit getrockneten Feld¬
blumen zu vergleichen, denen Farbe, Duft, der beste Theil des süßen Reizes
fehlt. Deshalb war die Sammlung von Hoffmann und Richter, welche
Melodien nach dem Munde des Volkes treu und mit musikalischer Bildung
verzeichnete, eine sehr dankenswerthe Arbeit, und nicht hoch genug kann das
Verdienst Erks geschätzt werden , welcher in größter Ausdauer und Hingebung
seit vielen Jahren bemüht ist, mit verständiger Kritik sowol Melodien als
Terte zu sammeln und zu ordnen. Das oben angezeigte Werk desselben, welches
sich als ersten Theil einer größern Sammlung ankündigt, bezeichnet deshalb
einen großen Fortschritt in der Hebung unseres nationalen Schatzes. Möchte
eine allgemeine Theilnahme der Genießenden dem Unternehmen freundlich ent¬
gegenkommen, und uns der Aussicht naher führen, in einem systematischen


Grenzboten. I. 18ö7. L6
Das deutsche Volkslied.
Deutscher Liedcrhvrt. Auswahl der vorzüglichern deutschen Volkslieder aus
der Vorzeit und der Gegenwart mit ihren eigenthümlichen Melodien, von
Ludwig Erk. Berlin, Enslin. -I8S6.
Die Lieder des dreißigjährigen Krieges nach den Originalen abgedruckt,
von Emil Wetter. Mit einer Einleitung von W. Wackernagel. Basel,
Nenkirchsche Buchhandlung. 18SS.
Schwedische Volkslieder der Vorzeit. Aus der Sammluug von Erik
Gustaf Geijer und Arvid August Afzelius. Im Versmaß des Origi¬
nals übertragen von R. Warrcns. Mit einem Vorwort von »r. Ferdinand
Wolf. Nebst 49 Melodien. Leipzig, Brockhaus. -I8S7. —

Seit Herder und „des Knaben Wunderhorn" bis auf die schlesischen
Volkslieder von Hoffmaim und Richter, bis auf Simrock und das große Werk
Uhlands welch reiche Literatur: — wie fleißig haben deutsche Gelehrte verklungen«
und noch lebende Volkslieder gesammelt, wie viele der alten Lieder sind aus der
Bücherstube der Gelehrten als neues Besitzthum den Gebildeten zugewandert, —
und doch, so groß das Interesse an diesen Ueberresten der poetischen Schövfungs-
. kraft unsers Volkes auch geworden ist, noch immer fehlt uns eine Geschichte
des deutschen Volksliedes. Ja selbst die vorbereitenden Arbeiten ließen bis auf
die neueste Zeit viel zu wünschen übrig; die Texte der Lieder, in der Regel un¬
genau, lückenhaft, ohne Melodien gesammelt, sind kaum mit getrockneten Feld¬
blumen zu vergleichen, denen Farbe, Duft, der beste Theil des süßen Reizes
fehlt. Deshalb war die Sammlung von Hoffmann und Richter, welche
Melodien nach dem Munde des Volkes treu und mit musikalischer Bildung
verzeichnete, eine sehr dankenswerthe Arbeit, und nicht hoch genug kann das
Verdienst Erks geschätzt werden , welcher in größter Ausdauer und Hingebung
seit vielen Jahren bemüht ist, mit verständiger Kritik sowol Melodien als
Terte zu sammeln und zu ordnen. Das oben angezeigte Werk desselben, welches
sich als ersten Theil einer größern Sammlung ankündigt, bezeichnet deshalb
einen großen Fortschritt in der Hebung unseres nationalen Schatzes. Möchte
eine allgemeine Theilnahme der Genießenden dem Unternehmen freundlich ent¬
gegenkommen, und uns der Aussicht naher führen, in einem systematischen


Grenzboten. I. 18ö7. L6
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[0449] Das deutsche Volkslied. Deutscher Liedcrhvrt. Auswahl der vorzüglichern deutschen Volkslieder aus der Vorzeit und der Gegenwart mit ihren eigenthümlichen Melodien, von Ludwig Erk. Berlin, Enslin. -I8S6. Die Lieder des dreißigjährigen Krieges nach den Originalen abgedruckt, von Emil Wetter. Mit einer Einleitung von W. Wackernagel. Basel, Nenkirchsche Buchhandlung. 18SS. Schwedische Volkslieder der Vorzeit. Aus der Sammluug von Erik Gustaf Geijer und Arvid August Afzelius. Im Versmaß des Origi¬ nals übertragen von R. Warrcns. Mit einem Vorwort von »r. Ferdinand Wolf. Nebst 49 Melodien. Leipzig, Brockhaus. -I8S7. — Seit Herder und „des Knaben Wunderhorn" bis auf die schlesischen Volkslieder von Hoffmaim und Richter, bis auf Simrock und das große Werk Uhlands welch reiche Literatur: — wie fleißig haben deutsche Gelehrte verklungen« und noch lebende Volkslieder gesammelt, wie viele der alten Lieder sind aus der Bücherstube der Gelehrten als neues Besitzthum den Gebildeten zugewandert, — und doch, so groß das Interesse an diesen Ueberresten der poetischen Schövfungs- . kraft unsers Volkes auch geworden ist, noch immer fehlt uns eine Geschichte des deutschen Volksliedes. Ja selbst die vorbereitenden Arbeiten ließen bis auf die neueste Zeit viel zu wünschen übrig; die Texte der Lieder, in der Regel un¬ genau, lückenhaft, ohne Melodien gesammelt, sind kaum mit getrockneten Feld¬ blumen zu vergleichen, denen Farbe, Duft, der beste Theil des süßen Reizes fehlt. Deshalb war die Sammlung von Hoffmann und Richter, welche Melodien nach dem Munde des Volkes treu und mit musikalischer Bildung verzeichnete, eine sehr dankenswerthe Arbeit, und nicht hoch genug kann das Verdienst Erks geschätzt werden , welcher in größter Ausdauer und Hingebung seit vielen Jahren bemüht ist, mit verständiger Kritik sowol Melodien als Terte zu sammeln und zu ordnen. Das oben angezeigte Werk desselben, welches sich als ersten Theil einer größern Sammlung ankündigt, bezeichnet deshalb einen großen Fortschritt in der Hebung unseres nationalen Schatzes. Möchte eine allgemeine Theilnahme der Genießenden dem Unternehmen freundlich ent¬ gegenkommen, und uns der Aussicht naher führen, in einem systematischen Grenzboten. I. 18ö7. L6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/449>, abgerufen am 27.04.2024.