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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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Literatur.
Literatur für Schleswig-Holstein,

-- Durch die Antwort des dänischen Eabincts
auf die Noten der deutschen Großmächte ist die Schleswig-holsteinische Frage wieder
in den Vordergrund getreten. Man ist gespannt, ob Preußen und Oestreich die
Korrespondenz fortzusetzen oder durch Berufung auf den Bund und energisches
Einschreiten die Ehre Deutschlands und die Rechte der Herzogtümer zu wahren
gedenken. Unterdeß sei hier die Aufmerksamkeit ans einige neuerdings erschienene
Schriften in Schleswig-holsteinischer Sache gelenkt.

Gegensätze und Kämpfe der deutschen und der dänischen Sprache im
Herzogthum Schleswig. Historisch dargestellt von einem Nordschlcswiger. Leipzig,
Gustav Mayer. 18S7. -- Eine tüchtige, gewissenhafte, ehrliche, sehr empfchtungs-
wcrthe Arbeit. Schon die Uebersicht des Inhaltes -- Vorhistorische Zustände; die
Zeiten der dänischen Herrschaft; die Reformation u. s. w.; endlich die Danisiruug
seit -1830; Resultate -- zeigt, daß der Verfasser dem Bedürfnisse einer übersicht¬
lichen n"d zusammenhängenden historischen Darlegung der Sprachwirren an der
Nordgrenze Deutschlands hat abhelfen wollen. Mit der bei einem so wichtige"
und vielbestrittenen Gegenstand nothwendigen Treue und Unparteilichkeit werden
von der ältesten Zeit bis in die neuste die Sprachverhältnisse klar und eingehend
auseinandergesetzt. Die Schrift ist durchaus geeignet, jedem mit dem Gegenstande
nicht Vertrauten die nöthige Ausklärung zu geben, sie beweist, was kaum eines
Beweises bedürfte, denn klar liegt die absichtliche Entstellung der Wahrheit zu
Tage, daß P. Hjörts gegen Baumgarten (nothgedrungenes Wort in einer schles-
wigschen Sache. Braunschweig 18S6.) gerichtete und deutsch geschriebene (also aus
eine Verblendung des deutschen Publicums berechnete) "Rüge einer Lüge" selber
eine großartige Unwahrheit ist, welche unter solchem Titel auszusprechen allerdings
nur einem Dänen einfallen kann. Interessant, wenn auch nicht neu, ist noch die
Bemerkung, daß die sogenannte plattdänische Sprache in Nordschleswig keineswegs
dänisch, sondern ein weder den Dänen noch Deutschen verständlicher Jargon, ein
Gemisch von Wörtern sei, zu welchem in vielen Fällen die deutsche Sprache den
Stamm, die dänische die Endung hergebe, eine Behauptung, welcher auch Referent,
so weit er mit der Sache vertraut ist, durchaus beipflichten muß. Für Verständniß
der Sprachwirrcn ist das vorliegende Buch die möglichst vollständige, zuverlässige
und unentbehrliche Quelle.

(Fortsetzung im nächsten Heft).




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als verantwortl. Redacteur legitimirt! F. W. Grunow. -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C, E. Elbert in Leipzig.
Literatur.
Literatur für Schleswig-Holstein,

— Durch die Antwort des dänischen Eabincts
auf die Noten der deutschen Großmächte ist die Schleswig-holsteinische Frage wieder
in den Vordergrund getreten. Man ist gespannt, ob Preußen und Oestreich die
Korrespondenz fortzusetzen oder durch Berufung auf den Bund und energisches
Einschreiten die Ehre Deutschlands und die Rechte der Herzogtümer zu wahren
gedenken. Unterdeß sei hier die Aufmerksamkeit ans einige neuerdings erschienene
Schriften in Schleswig-holsteinischer Sache gelenkt.

Gegensätze und Kämpfe der deutschen und der dänischen Sprache im
Herzogthum Schleswig. Historisch dargestellt von einem Nordschlcswiger. Leipzig,
Gustav Mayer. 18S7. — Eine tüchtige, gewissenhafte, ehrliche, sehr empfchtungs-
wcrthe Arbeit. Schon die Uebersicht des Inhaltes — Vorhistorische Zustände; die
Zeiten der dänischen Herrschaft; die Reformation u. s. w.; endlich die Danisiruug
seit -1830; Resultate — zeigt, daß der Verfasser dem Bedürfnisse einer übersicht¬
lichen n»d zusammenhängenden historischen Darlegung der Sprachwirren an der
Nordgrenze Deutschlands hat abhelfen wollen. Mit der bei einem so wichtige»
und vielbestrittenen Gegenstand nothwendigen Treue und Unparteilichkeit werden
von der ältesten Zeit bis in die neuste die Sprachverhältnisse klar und eingehend
auseinandergesetzt. Die Schrift ist durchaus geeignet, jedem mit dem Gegenstande
nicht Vertrauten die nöthige Ausklärung zu geben, sie beweist, was kaum eines
Beweises bedürfte, denn klar liegt die absichtliche Entstellung der Wahrheit zu
Tage, daß P. Hjörts gegen Baumgarten (nothgedrungenes Wort in einer schles-
wigschen Sache. Braunschweig 18S6.) gerichtete und deutsch geschriebene (also aus
eine Verblendung des deutschen Publicums berechnete) „Rüge einer Lüge" selber
eine großartige Unwahrheit ist, welche unter solchem Titel auszusprechen allerdings
nur einem Dänen einfallen kann. Interessant, wenn auch nicht neu, ist noch die
Bemerkung, daß die sogenannte plattdänische Sprache in Nordschleswig keineswegs
dänisch, sondern ein weder den Dänen noch Deutschen verständlicher Jargon, ein
Gemisch von Wörtern sei, zu welchem in vielen Fällen die deutsche Sprache den
Stamm, die dänische die Endung hergebe, eine Behauptung, welcher auch Referent,
so weit er mit der Sache vertraut ist, durchaus beipflichten muß. Für Verständniß
der Sprachwirrcn ist das vorliegende Buch die möglichst vollständige, zuverlässige
und unentbehrliche Quelle.

(Fortsetzung im nächsten Heft).




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als verantwortl. Redacteur legitimirt! F. W. Grunow. — Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C, E. Elbert in Leipzig.
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[0528] Literatur. Literatur für Schleswig-Holstein, — Durch die Antwort des dänischen Eabincts auf die Noten der deutschen Großmächte ist die Schleswig-holsteinische Frage wieder in den Vordergrund getreten. Man ist gespannt, ob Preußen und Oestreich die Korrespondenz fortzusetzen oder durch Berufung auf den Bund und energisches Einschreiten die Ehre Deutschlands und die Rechte der Herzogtümer zu wahren gedenken. Unterdeß sei hier die Aufmerksamkeit ans einige neuerdings erschienene Schriften in Schleswig-holsteinischer Sache gelenkt. Gegensätze und Kämpfe der deutschen und der dänischen Sprache im Herzogthum Schleswig. Historisch dargestellt von einem Nordschlcswiger. Leipzig, Gustav Mayer. 18S7. — Eine tüchtige, gewissenhafte, ehrliche, sehr empfchtungs- wcrthe Arbeit. Schon die Uebersicht des Inhaltes — Vorhistorische Zustände; die Zeiten der dänischen Herrschaft; die Reformation u. s. w.; endlich die Danisiruug seit -1830; Resultate — zeigt, daß der Verfasser dem Bedürfnisse einer übersicht¬ lichen n»d zusammenhängenden historischen Darlegung der Sprachwirren an der Nordgrenze Deutschlands hat abhelfen wollen. Mit der bei einem so wichtige» und vielbestrittenen Gegenstand nothwendigen Treue und Unparteilichkeit werden von der ältesten Zeit bis in die neuste die Sprachverhältnisse klar und eingehend auseinandergesetzt. Die Schrift ist durchaus geeignet, jedem mit dem Gegenstande nicht Vertrauten die nöthige Ausklärung zu geben, sie beweist, was kaum eines Beweises bedürfte, denn klar liegt die absichtliche Entstellung der Wahrheit zu Tage, daß P. Hjörts gegen Baumgarten (nothgedrungenes Wort in einer schles- wigschen Sache. Braunschweig 18S6.) gerichtete und deutsch geschriebene (also aus eine Verblendung des deutschen Publicums berechnete) „Rüge einer Lüge" selber eine großartige Unwahrheit ist, welche unter solchem Titel auszusprechen allerdings nur einem Dänen einfallen kann. Interessant, wenn auch nicht neu, ist noch die Bemerkung, daß die sogenannte plattdänische Sprache in Nordschleswig keineswegs dänisch, sondern ein weder den Dänen noch Deutschen verständlicher Jargon, ein Gemisch von Wörtern sei, zu welchem in vielen Fällen die deutsche Sprache den Stamm, die dänische die Endung hergebe, eine Behauptung, welcher auch Referent, so weit er mit der Sache vertraut ist, durchaus beipflichten muß. Für Verständniß der Sprachwirrcn ist das vorliegende Buch die möglichst vollständige, zuverlässige und unentbehrliche Quelle. (Fortsetzung im nächsten Heft). Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Als verantwortl. Redacteur legitimirt! F. W. Grunow. — Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. Druck von C, E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/528>, abgerufen am 27.04.2024.