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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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nun einmal ist, von einer doppelten Basis aus agiren, nämlich direct von den
britischen Häfen aus seine Rüstungen einleiten. Dennoch genießt eS schon
jetzt großer Vortheile. Aus Grund der weitschauenden Politik, welche seine
Agenten zu handhaben verstehen, hat es am ganzen Südrande Perstens, zu¬
meist auf den dort gelegenen Inseln festen Fuß zu fassen gewußt, und sich
zugleich der Freundschaft eines Araberscheiks, des Imam von Maskat, zu
versichern verstanden, der, weil er Herr auf beiden Gestaden des persischen
Busens ist, in dieser Frage die wichtigste Stellung einnimmt. Die Dynastie
dieses Imam von Maskat wurde durch den Sultan Amurad III. gestiftet,
und es ist neuerdings Gewicht aus diesen Umstand gelegt worden.

Das Lehensverhältniß nämlich, in welchem die Scheiks in dieser Hin¬
sicht zum Padischal) der Osmanen standen, war von jeher weniger als ein
nominelles, und es ist Thatsache, daß sie seit lange keinen Tribut entrich¬
teten. Dagegen war wegen ihres Besitzes der persischen Uferdistricte Ger-
masir und Moghistan eine Vasallenschaft in Bezug aus den Schah aner¬
kannt. Der Imam von Maskat entrichtete an den in Schiras residirenden
persischen Statthalter jährlich die unbedeutende Summe von tausend Tomans.
Jetzt hat der Imam an den persischen Satrapen in Schiras, Fürst Tamaö Mersai,
geschrieben und ihm den Tribut von tausend Tomans gekündigt, und hat auch
an den Sultan einen Brief gerichtet, in welchem er ihn als seinen weltlichen
und geistlichen Herrn anerkennt -- selbstredend beides auf Rath der britischen
Residenten in Bender Abassii und Maskat. So geräth die Pforte zur Persisch¬
britischen Streitsache in eine neue Stellung, und wird möglicherweise activ
werden. Dies war Gegenstand mehrer Ministerberathungen in Konstantinopel
und die Aussicht auf eine bedeutende Gebietserweiterung wird von den osma-
nischen Staatsmännern nicht ohne eine lebhafte Freude begrüßt. Es handelt
sich um Zerstücklung des persischen Reiches, um Losreißung des Südens vom
Norden, und um Formirung eines neuen, zur Pforte in ein Lehensverhält¬
niß zu stellenden Staates unter der directen Regierung des Imam von
Maskat. Durch diesen Staat sollen die englischen Verbindungslinien mit
Indien laufen.




Rietschels Goethe und Schiller.

Auch in diesem Bl. ist mehr als einmal über die Vorwürfe gesprochen worden,
welche gegen die Verfechter des modernen Costüms in der Sculptur, erhoben werden.
Der Streit über dieses Thema ist noch lange nicht ausgekämpft. Man hat


nun einmal ist, von einer doppelten Basis aus agiren, nämlich direct von den
britischen Häfen aus seine Rüstungen einleiten. Dennoch genießt eS schon
jetzt großer Vortheile. Aus Grund der weitschauenden Politik, welche seine
Agenten zu handhaben verstehen, hat es am ganzen Südrande Perstens, zu¬
meist auf den dort gelegenen Inseln festen Fuß zu fassen gewußt, und sich
zugleich der Freundschaft eines Araberscheiks, des Imam von Maskat, zu
versichern verstanden, der, weil er Herr auf beiden Gestaden des persischen
Busens ist, in dieser Frage die wichtigste Stellung einnimmt. Die Dynastie
dieses Imam von Maskat wurde durch den Sultan Amurad III. gestiftet,
und es ist neuerdings Gewicht aus diesen Umstand gelegt worden.

Das Lehensverhältniß nämlich, in welchem die Scheiks in dieser Hin¬
sicht zum Padischal) der Osmanen standen, war von jeher weniger als ein
nominelles, und es ist Thatsache, daß sie seit lange keinen Tribut entrich¬
teten. Dagegen war wegen ihres Besitzes der persischen Uferdistricte Ger-
masir und Moghistan eine Vasallenschaft in Bezug aus den Schah aner¬
kannt. Der Imam von Maskat entrichtete an den in Schiras residirenden
persischen Statthalter jährlich die unbedeutende Summe von tausend Tomans.
Jetzt hat der Imam an den persischen Satrapen in Schiras, Fürst Tamaö Mersai,
geschrieben und ihm den Tribut von tausend Tomans gekündigt, und hat auch
an den Sultan einen Brief gerichtet, in welchem er ihn als seinen weltlichen
und geistlichen Herrn anerkennt — selbstredend beides auf Rath der britischen
Residenten in Bender Abassii und Maskat. So geräth die Pforte zur Persisch¬
britischen Streitsache in eine neue Stellung, und wird möglicherweise activ
werden. Dies war Gegenstand mehrer Ministerberathungen in Konstantinopel
und die Aussicht auf eine bedeutende Gebietserweiterung wird von den osma-
nischen Staatsmännern nicht ohne eine lebhafte Freude begrüßt. Es handelt
sich um Zerstücklung des persischen Reiches, um Losreißung des Südens vom
Norden, und um Formirung eines neuen, zur Pforte in ein Lehensverhält¬
niß zu stellenden Staates unter der directen Regierung des Imam von
Maskat. Durch diesen Staat sollen die englischen Verbindungslinien mit
Indien laufen.




Rietschels Goethe und Schiller.

Auch in diesem Bl. ist mehr als einmal über die Vorwürfe gesprochen worden,
welche gegen die Verfechter des modernen Costüms in der Sculptur, erhoben werden.
Der Streit über dieses Thema ist noch lange nicht ausgekämpft. Man hat


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[0068] nun einmal ist, von einer doppelten Basis aus agiren, nämlich direct von den britischen Häfen aus seine Rüstungen einleiten. Dennoch genießt eS schon jetzt großer Vortheile. Aus Grund der weitschauenden Politik, welche seine Agenten zu handhaben verstehen, hat es am ganzen Südrande Perstens, zu¬ meist auf den dort gelegenen Inseln festen Fuß zu fassen gewußt, und sich zugleich der Freundschaft eines Araberscheiks, des Imam von Maskat, zu versichern verstanden, der, weil er Herr auf beiden Gestaden des persischen Busens ist, in dieser Frage die wichtigste Stellung einnimmt. Die Dynastie dieses Imam von Maskat wurde durch den Sultan Amurad III. gestiftet, und es ist neuerdings Gewicht aus diesen Umstand gelegt worden. Das Lehensverhältniß nämlich, in welchem die Scheiks in dieser Hin¬ sicht zum Padischal) der Osmanen standen, war von jeher weniger als ein nominelles, und es ist Thatsache, daß sie seit lange keinen Tribut entrich¬ teten. Dagegen war wegen ihres Besitzes der persischen Uferdistricte Ger- masir und Moghistan eine Vasallenschaft in Bezug aus den Schah aner¬ kannt. Der Imam von Maskat entrichtete an den in Schiras residirenden persischen Statthalter jährlich die unbedeutende Summe von tausend Tomans. Jetzt hat der Imam an den persischen Satrapen in Schiras, Fürst Tamaö Mersai, geschrieben und ihm den Tribut von tausend Tomans gekündigt, und hat auch an den Sultan einen Brief gerichtet, in welchem er ihn als seinen weltlichen und geistlichen Herrn anerkennt — selbstredend beides auf Rath der britischen Residenten in Bender Abassii und Maskat. So geräth die Pforte zur Persisch¬ britischen Streitsache in eine neue Stellung, und wird möglicherweise activ werden. Dies war Gegenstand mehrer Ministerberathungen in Konstantinopel und die Aussicht auf eine bedeutende Gebietserweiterung wird von den osma- nischen Staatsmännern nicht ohne eine lebhafte Freude begrüßt. Es handelt sich um Zerstücklung des persischen Reiches, um Losreißung des Südens vom Norden, und um Formirung eines neuen, zur Pforte in ein Lehensverhält¬ niß zu stellenden Staates unter der directen Regierung des Imam von Maskat. Durch diesen Staat sollen die englischen Verbindungslinien mit Indien laufen. Rietschels Goethe und Schiller. Auch in diesem Bl. ist mehr als einmal über die Vorwürfe gesprochen worden, welche gegen die Verfechter des modernen Costüms in der Sculptur, erhoben werden. Der Streit über dieses Thema ist noch lange nicht ausgekämpft. Man hat

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/68>, abgerufen am 27.04.2024.