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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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würden, würden letztere, die äußersten Consequenzen der mindestens höchst
Zweifelhaften Berechtigung des Zolls ihnen gegenüber urgircnd, die Beseitigung
ohne jede Entschädigung fordern dürfen. Die Folgen der Geltendmachung so
divergirender Standpunkte sind unschwer abzusehen, -- Hannover würde alles
aufbieten, von der Trennung der Gegner des Staber Zolls für die Aufrecht¬
haltung dieses Nutzen zu ziehen und wenn schwerlich auch als endlicher Sieger
hervorgehen, so doch immerhin eine Verschleppung und Verzögerung der Unter¬
handlungen erreichen, welche durch die mit ihr verknüpfte Ungewißheit doppelt
lähmend wirken müßte. Es sind daher vielmehr die Erwägungen politischer
Billigkeit, in welcher die Betheiligten den Boden für ihr Zusammenwirken zu
suchen haben. Diese Erwägungen werden die Vollgiltigkeit der hannoverschen
Rechtstitel nach der einen und das Precäre derselben nach der andern Seite
gegeneinander rechnend zusammenfassen und darnach einen Anspruch Hanno¬
vers auf eine mäßige Entschädigung für den Wegfall seiner bisherigen Zoll¬
erhebung anzuerkennen nicht umhin können. Andererseits wird aber auch Han-
nover nicht verkennen können, daß eS bei einer derartigen Entschädigung sich
besser steht, als bei dem Versuch, ein Recht bis zum Aeußersten zu behaupten,
dessen Achillesferse offen vor aller Welt Augen liegt und welches dem ernsten
Andringen der außerdeutschen Staaten in keiner Weise Stand halten kann.




Die chinesische Früge und die Parlamentsauflösnng.

Ach oder Palmerston -- das ist die Frage, Ihr müßt Euch entscheiden für
den einen oder den andern---so rief Mr. Walter, in dessen Familie die
Times erblich ist, seinen Wählern in Nottingham zu. Und, die ehrsamen Leute
warfen ihre Mützen in die Höhe, gaben drei Hurrahs für Lord Palmerston und
erklärten, Ach solle nie Premierminister von England werden. Daran hatte
Mr. Walter auch gewiß nie gedacht, aber er lobte seine Wähler natürlich wegen
solch, patriotischer Auffassung, wofür ihn diese wieder zum AI. I'. machten.

Naiv, wie diese Episode von der Wahlbühne klingt, ist sie doch nichts weniger
als lächerlich. Ein Spitzenarbeiter in Nottingham kaun unmöglich wie Mr. Glad-
stone für jedes Vorkommniß im Leben drei Gründe und ebenso viel Gegengründe
in Bereitschaft haben. Er begnügt sich mit einem, uno der lautete dies Mal fol¬
gendermaßen: Da die Gelehrten sich noch immer zanken, ob die Lvrcha englisch
war oder nicht, und da der Ach ganz zuverlässig meinen Landsleuten und Vettern
die Köpfe abschlagen wird, wenn wir ihm den seinigen nicht zurechtsetzen, o-L"


würden, würden letztere, die äußersten Consequenzen der mindestens höchst
Zweifelhaften Berechtigung des Zolls ihnen gegenüber urgircnd, die Beseitigung
ohne jede Entschädigung fordern dürfen. Die Folgen der Geltendmachung so
divergirender Standpunkte sind unschwer abzusehen, — Hannover würde alles
aufbieten, von der Trennung der Gegner des Staber Zolls für die Aufrecht¬
haltung dieses Nutzen zu ziehen und wenn schwerlich auch als endlicher Sieger
hervorgehen, so doch immerhin eine Verschleppung und Verzögerung der Unter¬
handlungen erreichen, welche durch die mit ihr verknüpfte Ungewißheit doppelt
lähmend wirken müßte. Es sind daher vielmehr die Erwägungen politischer
Billigkeit, in welcher die Betheiligten den Boden für ihr Zusammenwirken zu
suchen haben. Diese Erwägungen werden die Vollgiltigkeit der hannoverschen
Rechtstitel nach der einen und das Precäre derselben nach der andern Seite
gegeneinander rechnend zusammenfassen und darnach einen Anspruch Hanno¬
vers auf eine mäßige Entschädigung für den Wegfall seiner bisherigen Zoll¬
erhebung anzuerkennen nicht umhin können. Andererseits wird aber auch Han-
nover nicht verkennen können, daß eS bei einer derartigen Entschädigung sich
besser steht, als bei dem Versuch, ein Recht bis zum Aeußersten zu behaupten,
dessen Achillesferse offen vor aller Welt Augen liegt und welches dem ernsten
Andringen der außerdeutschen Staaten in keiner Weise Stand halten kann.




Die chinesische Früge und die Parlamentsauflösnng.

Ach oder Palmerston — das ist die Frage, Ihr müßt Euch entscheiden für
den einen oder den andern---so rief Mr. Walter, in dessen Familie die
Times erblich ist, seinen Wählern in Nottingham zu. Und, die ehrsamen Leute
warfen ihre Mützen in die Höhe, gaben drei Hurrahs für Lord Palmerston und
erklärten, Ach solle nie Premierminister von England werden. Daran hatte
Mr. Walter auch gewiß nie gedacht, aber er lobte seine Wähler natürlich wegen
solch, patriotischer Auffassung, wofür ihn diese wieder zum AI. I'. machten.

Naiv, wie diese Episode von der Wahlbühne klingt, ist sie doch nichts weniger
als lächerlich. Ein Spitzenarbeiter in Nottingham kaun unmöglich wie Mr. Glad-
stone für jedes Vorkommniß im Leben drei Gründe und ebenso viel Gegengründe
in Bereitschaft haben. Er begnügt sich mit einem, uno der lautete dies Mal fol¬
gendermaßen: Da die Gelehrten sich noch immer zanken, ob die Lvrcha englisch
war oder nicht, und da der Ach ganz zuverlässig meinen Landsleuten und Vettern
die Köpfe abschlagen wird, wenn wir ihm den seinigen nicht zurechtsetzen, o-L«


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/117>, abgerufen am 02.05.2024.