Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

schreiber des ersten Kaisertums,' und er sprach seine Freude darüber in einem
Briefe an den Exkönig Jerome aus, wohlwissend, daß der Oheim des Kaisers diesem
den Brief von Thiers unfehlbar mittheilen werde, was auch geschehen ist. Aber
hiermit hatten die Versöhnnngsvcrsnche ein Ende. Thiers bereute spater seinen
Brief, und jetzt ist er wieder feindseliger gegen das System gesinnt, denn jemals.




Literatur.

Leben und Wirken des Grasen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf.
Betrachtet aus katholische" Glaubensprincipien von Friedr. Pilgram. Leipzig,
C. H. Reclam so". -- T)er Verfasser hat die lobenswerthe Absicht, nach¬
zuweisen, daß auch innerhalb des Protestantismus christliches Leben ausblühen kann.
Seine Darstellung hätte einfacher sein können, aber manche einzelne Züge in der
Gemüthsentwicklnng des frommen Grafen sind sein empfunden und glücklich wieder¬
gegeben. Lebhaft müssen wir uus gegen die Behauptung verwahren, der Prote¬
stantismus sei mir eine von den vielen antikirchlichen Bewegungen, die das 13.
Jahrhundert in so reichem Maße zeigt/ Der Protestantismus war vielmehr der
strengste Gegensatz gegen das Heidenthum, das seinen Mittelpunkt am Hof des
Papstes fand, eine Wiederaufnahme des christlichen Geistes, und wenn auch die
katholische Kirche später eine ähnliche Wiedergeburt zeigt, so hat sie das nur den
Einwirkungen des Protestantismus zu verdanken.

Die griechischen Elemente in Schillers Braut von Messina, dar¬
gelegt von Bapti se G erlinger, kön. Studienlehrer. Neuburg a. d. D., Prechter. --
Eine fleißig gearbeitete Zusammenstellung der Stellen aus den griechischen Dichtern,
welche Schiller bei seinem Drama vorgeschwebt haben, und eine sehr verständige
Analyse des Stücks überhaupt.

Notiz.

-- Vor einiger Zeit brachten wir eine Reihe von Conjecturen zu der
Penthesilea Heinrichs von Kleist, die auch in der tieckschen Ausgabe durch zahllose
Druckfehler entstellt wird. Wir fügen heut eine neue hinzu. Es heißt von dem
Bogen der Penthesilea:


Und "och einmal am Boden zuckt und stirbt
Wie er der Tanais geboren war.

Augenscheinlich muß es statt stirbt und geboren heißen: birst und geborsten.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch -- Verlag von F. L, Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

schreiber des ersten Kaisertums,' und er sprach seine Freude darüber in einem
Briefe an den Exkönig Jerome aus, wohlwissend, daß der Oheim des Kaisers diesem
den Brief von Thiers unfehlbar mittheilen werde, was auch geschehen ist. Aber
hiermit hatten die Versöhnnngsvcrsnche ein Ende. Thiers bereute spater seinen
Brief, und jetzt ist er wieder feindseliger gegen das System gesinnt, denn jemals.




Literatur.

Leben und Wirken des Grasen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf.
Betrachtet aus katholische» Glaubensprincipien von Friedr. Pilgram. Leipzig,
C. H. Reclam so». — T)er Verfasser hat die lobenswerthe Absicht, nach¬
zuweisen, daß auch innerhalb des Protestantismus christliches Leben ausblühen kann.
Seine Darstellung hätte einfacher sein können, aber manche einzelne Züge in der
Gemüthsentwicklnng des frommen Grafen sind sein empfunden und glücklich wieder¬
gegeben. Lebhaft müssen wir uus gegen die Behauptung verwahren, der Prote¬
stantismus sei mir eine von den vielen antikirchlichen Bewegungen, die das 13.
Jahrhundert in so reichem Maße zeigt/ Der Protestantismus war vielmehr der
strengste Gegensatz gegen das Heidenthum, das seinen Mittelpunkt am Hof des
Papstes fand, eine Wiederaufnahme des christlichen Geistes, und wenn auch die
katholische Kirche später eine ähnliche Wiedergeburt zeigt, so hat sie das nur den
Einwirkungen des Protestantismus zu verdanken.

Die griechischen Elemente in Schillers Braut von Messina, dar¬
gelegt von Bapti se G erlinger, kön. Studienlehrer. Neuburg a. d. D., Prechter. —
Eine fleißig gearbeitete Zusammenstellung der Stellen aus den griechischen Dichtern,
welche Schiller bei seinem Drama vorgeschwebt haben, und eine sehr verständige
Analyse des Stücks überhaupt.

Notiz.

— Vor einiger Zeit brachten wir eine Reihe von Conjecturen zu der
Penthesilea Heinrichs von Kleist, die auch in der tieckschen Ausgabe durch zahllose
Druckfehler entstellt wird. Wir fügen heut eine neue hinzu. Es heißt von dem
Bogen der Penthesilea:


Und »och einmal am Boden zuckt und stirbt
Wie er der Tanais geboren war.

Augenscheinlich muß es statt stirbt und geboren heißen: birst und geborsten.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L, Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0488" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104155"/>
            <p xml:id="ID_1377" prev="#ID_1376"> schreiber des ersten Kaisertums,' und er sprach seine Freude darüber in einem<lb/>
Briefe an den Exkönig Jerome aus, wohlwissend, daß der Oheim des Kaisers diesem<lb/>
den Brief von Thiers unfehlbar mittheilen werde, was auch geschehen ist. Aber<lb/>
hiermit hatten die Versöhnnngsvcrsnche ein Ende. Thiers bereute spater seinen<lb/>
Brief, und jetzt ist er wieder feindseliger gegen das System gesinnt, denn jemals.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1378"> Leben und Wirken des Grasen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf.<lb/>
Betrachtet aus katholische» Glaubensprincipien von Friedr. Pilgram. Leipzig,<lb/>
C. H. Reclam so». &#x2014; T)er Verfasser hat die lobenswerthe Absicht, nach¬<lb/>
zuweisen, daß auch innerhalb des Protestantismus christliches Leben ausblühen kann.<lb/>
Seine Darstellung hätte einfacher sein können, aber manche einzelne Züge in der<lb/>
Gemüthsentwicklnng des frommen Grafen sind sein empfunden und glücklich wieder¬<lb/>
gegeben. Lebhaft müssen wir uus gegen die Behauptung verwahren, der Prote¬<lb/>
stantismus sei mir eine von den vielen antikirchlichen Bewegungen, die das 13.<lb/>
Jahrhundert in so reichem Maße zeigt/ Der Protestantismus war vielmehr der<lb/>
strengste Gegensatz gegen das Heidenthum, das seinen Mittelpunkt am Hof des<lb/>
Papstes fand, eine Wiederaufnahme des christlichen Geistes, und wenn auch die<lb/>
katholische Kirche später eine ähnliche Wiedergeburt zeigt, so hat sie das nur den<lb/>
Einwirkungen des Protestantismus zu verdanken.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1379"> Die griechischen Elemente in Schillers Braut von Messina, dar¬<lb/>
gelegt von Bapti se G erlinger, kön. Studienlehrer. Neuburg a. d. D., Prechter. &#x2014;<lb/>
Eine fleißig gearbeitete Zusammenstellung der Stellen aus den griechischen Dichtern,<lb/>
welche Schiller bei seinem Drama vorgeschwebt haben, und eine sehr verständige<lb/>
Analyse des Stücks überhaupt.</p><lb/>
          <div n="2">
            <head> Notiz. </head>
            <p xml:id="ID_1380"> &#x2014; Vor einiger Zeit brachten wir eine Reihe von Conjecturen zu der<lb/>
Penthesilea Heinrichs von Kleist, die auch in der tieckschen Ausgabe durch zahllose<lb/>
Druckfehler entstellt wird. Wir fügen heut eine neue hinzu. Es heißt von dem<lb/>
Bogen der Penthesilea:</p><lb/>
            <quote> Und »och einmal am Boden zuckt und stirbt<lb/>
Wie er der Tanais geboren war.</quote><lb/>
            <p xml:id="ID_1381"> Augenscheinlich muß es statt stirbt und geboren heißen: birst und geborsten.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.<lb/>
Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch &#x2014; Verlag von F. L, Herbig<lb/>
in Leipzig.<lb/>
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0488] schreiber des ersten Kaisertums,' und er sprach seine Freude darüber in einem Briefe an den Exkönig Jerome aus, wohlwissend, daß der Oheim des Kaisers diesem den Brief von Thiers unfehlbar mittheilen werde, was auch geschehen ist. Aber hiermit hatten die Versöhnnngsvcrsnche ein Ende. Thiers bereute spater seinen Brief, und jetzt ist er wieder feindseliger gegen das System gesinnt, denn jemals. Literatur. Leben und Wirken des Grasen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Betrachtet aus katholische» Glaubensprincipien von Friedr. Pilgram. Leipzig, C. H. Reclam so». — T)er Verfasser hat die lobenswerthe Absicht, nach¬ zuweisen, daß auch innerhalb des Protestantismus christliches Leben ausblühen kann. Seine Darstellung hätte einfacher sein können, aber manche einzelne Züge in der Gemüthsentwicklnng des frommen Grafen sind sein empfunden und glücklich wieder¬ gegeben. Lebhaft müssen wir uus gegen die Behauptung verwahren, der Prote¬ stantismus sei mir eine von den vielen antikirchlichen Bewegungen, die das 13. Jahrhundert in so reichem Maße zeigt/ Der Protestantismus war vielmehr der strengste Gegensatz gegen das Heidenthum, das seinen Mittelpunkt am Hof des Papstes fand, eine Wiederaufnahme des christlichen Geistes, und wenn auch die katholische Kirche später eine ähnliche Wiedergeburt zeigt, so hat sie das nur den Einwirkungen des Protestantismus zu verdanken. Die griechischen Elemente in Schillers Braut von Messina, dar¬ gelegt von Bapti se G erlinger, kön. Studienlehrer. Neuburg a. d. D., Prechter. — Eine fleißig gearbeitete Zusammenstellung der Stellen aus den griechischen Dichtern, welche Schiller bei seinem Drama vorgeschwebt haben, und eine sehr verständige Analyse des Stücks überhaupt. Notiz. — Vor einiger Zeit brachten wir eine Reihe von Conjecturen zu der Penthesilea Heinrichs von Kleist, die auch in der tieckschen Ausgabe durch zahllose Druckfehler entstellt wird. Wir fügen heut eine neue hinzu. Es heißt von dem Bogen der Penthesilea: Und »och einmal am Boden zuckt und stirbt Wie er der Tanais geboren war. Augenscheinlich muß es statt stirbt und geboren heißen: birst und geborsten. Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/488
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/488>, abgerufen am 02.05.2024.