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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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halten, auf der Bahn zu verharren, die wir nach reiflicher Prüfung einge¬
schlagen haben. Möchte nur bei unsern Freunden wie bei unsern Gegnern
die Vaterlandsliebe und der gesunde Menschenverstand groß genug sein,
um in der abweichenden Ueberzeugung nicht den bösen Willen herauszu¬
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Aus Beethovens letzten Lebensjahren.
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Ungedruckte Briefe Beethovens.

Als Beethoven, wie in dem Tagebuch -- Ur. 1" dieser Zeitschrift -- erzählt
wurde, plötzlich in die Lage kam, die Obhut über seinen Neffen zu überneh¬
men, für einen andern zu arbeiten und zu sorgen und unter den unangenehm¬
sten Verhältnissen seinen Schützling von der eignen Mutter zu losen, da sah
er sich mit Gewalt in daS praktische Leben, von dem er nichts verstand,
hineingezogen. Sein eignes Leben erhielt einen neuen Inhalt, aber auch eine
Centnerlast von Sorge und Bedenken, und an sein Dichten und Schaffen
hängten sich die Nützlichkeitsrückstchten zuweilen als ein hemmender Klotz. Die
folgenden im Interesse des Neffen geschriebenen Briefe werden deshalb als
ein Beitrag zum Verständniß seiner letzten Jahre nicht unwillkommen sein.

Auf einer Reise in Steiermark fand ein geehrter Mitarbeiter dieses Blat¬
tes diese Briefe von Beethovens eigner Hand noch im Besitz der Familie des
Penstonatvorftehers, an welchen sie gerichtet sind. Der Abdruck hier erfolgt
nach einer sorgfältig genommenen Abschrift.

Wie geringfügig auch zuweilen ihr Inhalt ist, man wird mit lebhaften
Empfindungen die unruhige Sorge beobachten, mit welcher die hohe Seele
Beethovens um den Neffen herumschwebt, und wie sehr sein Streit mit
der Mutter des Knaben -- der Königin der Nacht, nach Beethovens Aus¬
druck -- ihn aufregt und verstimmt.

Schindler hat der Mutter schon mit Ausführlichkeit erwähnt, so daß von
Verletzung gebotener Rücksicht nicht füglich mehr die Rede sein kann. Dem-
ungeachtet lassen wir einen sie hauptsächlich verdammenden Brief zurück, und
wollen bei dieser Gelegenheit überhaupt hervorheben, daß Beethovens Urtheil
über sie und selbst dasjenige des Tribunals, das sie ihrer Kinder verlustig
erklärte und Beethoven die ganze Vormundschaft zuwälzte, doch noch nicht


halten, auf der Bahn zu verharren, die wir nach reiflicher Prüfung einge¬
schlagen haben. Möchte nur bei unsern Freunden wie bei unsern Gegnern
die Vaterlandsliebe und der gesunde Menschenverstand groß genug sein,
um in der abweichenden Ueberzeugung nicht den bösen Willen herauszu¬
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Aus Beethovens letzten Lebensjahren.
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Ungedruckte Briefe Beethovens.

Als Beethoven, wie in dem Tagebuch — Ur. 1» dieser Zeitschrift — erzählt
wurde, plötzlich in die Lage kam, die Obhut über seinen Neffen zu überneh¬
men, für einen andern zu arbeiten und zu sorgen und unter den unangenehm¬
sten Verhältnissen seinen Schützling von der eignen Mutter zu losen, da sah
er sich mit Gewalt in daS praktische Leben, von dem er nichts verstand,
hineingezogen. Sein eignes Leben erhielt einen neuen Inhalt, aber auch eine
Centnerlast von Sorge und Bedenken, und an sein Dichten und Schaffen
hängten sich die Nützlichkeitsrückstchten zuweilen als ein hemmender Klotz. Die
folgenden im Interesse des Neffen geschriebenen Briefe werden deshalb als
ein Beitrag zum Verständniß seiner letzten Jahre nicht unwillkommen sein.

Auf einer Reise in Steiermark fand ein geehrter Mitarbeiter dieses Blat¬
tes diese Briefe von Beethovens eigner Hand noch im Besitz der Familie des
Penstonatvorftehers, an welchen sie gerichtet sind. Der Abdruck hier erfolgt
nach einer sorgfältig genommenen Abschrift.

Wie geringfügig auch zuweilen ihr Inhalt ist, man wird mit lebhaften
Empfindungen die unruhige Sorge beobachten, mit welcher die hohe Seele
Beethovens um den Neffen herumschwebt, und wie sehr sein Streit mit
der Mutter des Knaben — der Königin der Nacht, nach Beethovens Aus¬
druck — ihn aufregt und verstimmt.

Schindler hat der Mutter schon mit Ausführlichkeit erwähnt, so daß von
Verletzung gebotener Rücksicht nicht füglich mehr die Rede sein kann. Dem-
ungeachtet lassen wir einen sie hauptsächlich verdammenden Brief zurück, und
wollen bei dieser Gelegenheit überhaupt hervorheben, daß Beethovens Urtheil
über sie und selbst dasjenige des Tribunals, das sie ihrer Kinder verlustig
erklärte und Beethoven die ganze Vormundschaft zuwälzte, doch noch nicht


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/58>, abgerufen am 02.05.2024.