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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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Im Falle Sie nichts einzuwenden haben, bitte ich Sie Kerln gleich an¬
zuschicken; -- ich vergaß, weil ich in der Eile, zu sagen, daß alles Liebe und
Gute, welches die Frau A. G. meinem Karl während seiner Krankheit er¬
wiesen, in mein großes Schuldbuch eingetragen ist und ich auch bald zeigen
werde, daß es mir immer gegenwärtig bleibt. -- Vielleicht sehe ich Sie heute
mit Karl. In Eile Ihr Sie verehrender Freund


L. v. Beethoven.

Auf einem Zettel von fremder Hand: Was nützt mehr die Malerei oder
die Tonkunst?

Beethoven: Man braucht sowohl bei der Malerei wie bei der Tonkunst
Lichtputzen. Beide haben ihren guten Einfluß, jedoch die letztere kann auch
den Damen sehr nützen, ja sie nützt ihnen wirklich so, daß durch die Einnahme
bei Akademien man sich selber eine Lichtputze anschaffen könnte. --


Ur. 12.

(wahrscheinlich Oct. oder Nov. 1816).


Werther Freund!

Meine Haushaltung sieht einem Schiffbruch beinahe ganz ähnlich oder
neigt sich dazu. Sie wissen, ich bin mit diesem Hause (?unleserlich) von einem
sein wollenden jemand angeschmiert, dabei scheint meine Gesundheit sich auch
nicht in der Eile wieder herstellen zu wollen, einen Hofmeister bei diesen Ver¬
hältnissen anzunehmen, dessen Inneres und Aeußeres man nicht kennt, und
meines Karls Bildung Zufälligkeiten zu überlassen, das kann ich nimmermehr,
so großer Aufopferung ich in mancher Hinsicht auch dadurch wieder ausgesetzt
bin, also bitte ich Sie, daß Sie vom 9. an Karl wieder dieses Vierteljahr
bei sich behalten. Ihren Vorschlag wegen der Cultivirung der Tonkunst werde
ich insoweit annehmen, daß Karl zwei- auch drei Mal die Woche sich Abends
gegen 6 Uhr von Ihnen entfernt und bei mir bleibt bis den kommenden Mor¬
gen, wo er gegen 8 Uhr sich wieder bei Ihnen einfinden kann. Täglich
würde es wohl zu anstrengend für K. sein, auch selbst für mich, da es immer
um dieselbe Zeit sein muß, zu ermüdend und gebunden.

Während dieses Vierteljahrs werden wir uns näher besprechen, was am
zweckmäßigsten für K. ist und er und zugleich auch ich berücksichtigt werden
kann, denn ich muß bei diesen sich noch immer verschlimmernden Zeitverhält¬
nissen leider dieses Wort aussprechen; wäre Ihre Wohnung aber im Garten
für meinen Gesundheitszustand passend gewesen, so wäre alles leicht geschlichtet
gewesen. -- Was meine Schuldigkeit für das jetzige Vierteljahr betrifft, so
muß ich Sie schon bitten, daß Sie sich zu mir bemühen, um mich derer zu
entledigen, da der Uebcrbringer dieses von Gott das Glück hat, etwas dumm


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Im Falle Sie nichts einzuwenden haben, bitte ich Sie Kerln gleich an¬
zuschicken; — ich vergaß, weil ich in der Eile, zu sagen, daß alles Liebe und
Gute, welches die Frau A. G. meinem Karl während seiner Krankheit er¬
wiesen, in mein großes Schuldbuch eingetragen ist und ich auch bald zeigen
werde, daß es mir immer gegenwärtig bleibt. — Vielleicht sehe ich Sie heute
mit Karl. In Eile Ihr Sie verehrender Freund


L. v. Beethoven.

Auf einem Zettel von fremder Hand: Was nützt mehr die Malerei oder
die Tonkunst?

Beethoven: Man braucht sowohl bei der Malerei wie bei der Tonkunst
Lichtputzen. Beide haben ihren guten Einfluß, jedoch die letztere kann auch
den Damen sehr nützen, ja sie nützt ihnen wirklich so, daß durch die Einnahme
bei Akademien man sich selber eine Lichtputze anschaffen könnte. —


Ur. 12.

(wahrscheinlich Oct. oder Nov. 1816).


Werther Freund!

Meine Haushaltung sieht einem Schiffbruch beinahe ganz ähnlich oder
neigt sich dazu. Sie wissen, ich bin mit diesem Hause (?unleserlich) von einem
sein wollenden jemand angeschmiert, dabei scheint meine Gesundheit sich auch
nicht in der Eile wieder herstellen zu wollen, einen Hofmeister bei diesen Ver¬
hältnissen anzunehmen, dessen Inneres und Aeußeres man nicht kennt, und
meines Karls Bildung Zufälligkeiten zu überlassen, das kann ich nimmermehr,
so großer Aufopferung ich in mancher Hinsicht auch dadurch wieder ausgesetzt
bin, also bitte ich Sie, daß Sie vom 9. an Karl wieder dieses Vierteljahr
bei sich behalten. Ihren Vorschlag wegen der Cultivirung der Tonkunst werde
ich insoweit annehmen, daß Karl zwei- auch drei Mal die Woche sich Abends
gegen 6 Uhr von Ihnen entfernt und bei mir bleibt bis den kommenden Mor¬
gen, wo er gegen 8 Uhr sich wieder bei Ihnen einfinden kann. Täglich
würde es wohl zu anstrengend für K. sein, auch selbst für mich, da es immer
um dieselbe Zeit sein muß, zu ermüdend und gebunden.

Während dieses Vierteljahrs werden wir uns näher besprechen, was am
zweckmäßigsten für K. ist und er und zugleich auch ich berücksichtigt werden
kann, denn ich muß bei diesen sich noch immer verschlimmernden Zeitverhält¬
nissen leider dieses Wort aussprechen; wäre Ihre Wohnung aber im Garten
für meinen Gesundheitszustand passend gewesen, so wäre alles leicht geschlichtet
gewesen. — Was meine Schuldigkeit für das jetzige Vierteljahr betrifft, so
muß ich Sie schon bitten, daß Sie sich zu mir bemühen, um mich derer zu
entledigen, da der Uebcrbringer dieses von Gott das Glück hat, etwas dumm


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/64>, abgerufen am 03.05.2024.