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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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gemessen werden kann, sondern einer stetig fortwirkenden, weil sie der Gesammt¬
heit der Bedingungen angehört, welche die Basis des heutigen Verkehrs, der
wirtschaftlichen Entwickelung unserer Lage bilden. Zugleich werden wir aber
auch bei dieser Lage der Dinge eS begreiflich finden, wie von viele", zumeist
aus den Reihen der bisher selbstständigen Handwerker, die Frage aufgeworfen
werden konnte:

"Ob dieser Aufschwung der Fabrikindustrie überhaupt als etwas Wün-
schenswerthes zu betrachten, und nicht im Gegentheil, als die Quelle großen
Unheils für so Viele, möglichst zu hemmen und die Sache auf den frühern
Stand zurückzuführen sei?"

So verbreitet ist diese Ansicht, und so viele praktische Abhilfeversuche,
sogar mittelst der Gesetzgebung in mehren deutschen Staaten, fußen darauf, daß
wir nicht umhin können, ihr eine genauere Betrachtung zu widmen, wobei
wir dann zugleich das Verhältniß des industriellen zu dem Culturfort¬
schritt der Menschheit überhaupt in daS Auge zu fassen haben werden. Dem¬
gemäß wird uns im nächsten Abschnitte die Rückkehr zum Alten, zur
frühern Gewerbsverfassung, insbesondere zur Beschränkung der Gewerbefreiheit
durch das Zunftwesen, beschäftigen, worin ein großer Theil der Handwer¬
ker noch immer das einzige Heil erblickt, und die frühere Blüte ihres Standes
S. D. wieder zu erleben hofft.




Briefe über Marine.
Das künftige Normalkriegsschifs Linienschiff oder Fregatte?

Eine der wichtigsten Fragen in Betreff der heutigen Marine ist die über
die Zukunft, welche die jetzt ausschließlich mit dem Namen von Schiffen der
Linie belegten Fahrzeuge d. ,h. die großen Zwei- und Dreidecker, haben wer-
deir. Es gibt in dieser Beziehung drei verschiedene Meinungen, die einander
ziemlich diametral entgegenlaufen lind von denen eine jede bedeutende Fach¬
autoritäten als Gewährsleute besitzt. Der einen dieser Ansichten zu Folge
erlitte es keinen Zweifel, daß die Linienschiffe in ihrer heutigen Bauart als
Fahrzeuge von zwei bis drei durchlaufenden Verdecken oder Batterien sich er¬
halten würden; ja die Schraube, indem sie die Bewegung großer Schiffskörper
erleichtere, biete die Mittel dar, um selbst Vier- und Füufdecker, wenn anders
dieselben für taktische Zwecke geeignet erachtet würden, zu bauen. Eine zweite
Meinung spricht sich für die Advptirung eines Normallinienschiffs aus, alö
welches sich der große Zweidecker von 90 Kanonen am meisten empfehle.


gemessen werden kann, sondern einer stetig fortwirkenden, weil sie der Gesammt¬
heit der Bedingungen angehört, welche die Basis des heutigen Verkehrs, der
wirtschaftlichen Entwickelung unserer Lage bilden. Zugleich werden wir aber
auch bei dieser Lage der Dinge eS begreiflich finden, wie von viele», zumeist
aus den Reihen der bisher selbstständigen Handwerker, die Frage aufgeworfen
werden konnte:

„Ob dieser Aufschwung der Fabrikindustrie überhaupt als etwas Wün-
schenswerthes zu betrachten, und nicht im Gegentheil, als die Quelle großen
Unheils für so Viele, möglichst zu hemmen und die Sache auf den frühern
Stand zurückzuführen sei?"

So verbreitet ist diese Ansicht, und so viele praktische Abhilfeversuche,
sogar mittelst der Gesetzgebung in mehren deutschen Staaten, fußen darauf, daß
wir nicht umhin können, ihr eine genauere Betrachtung zu widmen, wobei
wir dann zugleich das Verhältniß des industriellen zu dem Culturfort¬
schritt der Menschheit überhaupt in daS Auge zu fassen haben werden. Dem¬
gemäß wird uns im nächsten Abschnitte die Rückkehr zum Alten, zur
frühern Gewerbsverfassung, insbesondere zur Beschränkung der Gewerbefreiheit
durch das Zunftwesen, beschäftigen, worin ein großer Theil der Handwer¬
ker noch immer das einzige Heil erblickt, und die frühere Blüte ihres Standes
S. D. wieder zu erleben hofft.




Briefe über Marine.
Das künftige Normalkriegsschifs Linienschiff oder Fregatte?

Eine der wichtigsten Fragen in Betreff der heutigen Marine ist die über
die Zukunft, welche die jetzt ausschließlich mit dem Namen von Schiffen der
Linie belegten Fahrzeuge d. ,h. die großen Zwei- und Dreidecker, haben wer-
deir. Es gibt in dieser Beziehung drei verschiedene Meinungen, die einander
ziemlich diametral entgegenlaufen lind von denen eine jede bedeutende Fach¬
autoritäten als Gewährsleute besitzt. Der einen dieser Ansichten zu Folge
erlitte es keinen Zweifel, daß die Linienschiffe in ihrer heutigen Bauart als
Fahrzeuge von zwei bis drei durchlaufenden Verdecken oder Batterien sich er¬
halten würden; ja die Schraube, indem sie die Bewegung großer Schiffskörper
erleichtere, biete die Mittel dar, um selbst Vier- und Füufdecker, wenn anders
dieselben für taktische Zwecke geeignet erachtet würden, zu bauen. Eine zweite
Meinung spricht sich für die Advptirung eines Normallinienschiffs aus, alö
welches sich der große Zweidecker von 90 Kanonen am meisten empfehle.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/226>, abgerufen am 05.05.2024.