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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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diesen Umstand, stahlen sich die Pferdeballetmelodieen und als die Schlach
begann und die bekannten Tanzweise" ertönten, spitzten die Rosse ihre Ohren,
stellten sich aus die Hinterfüße und tanzten mit ihren Reitern zum Feinde
hinüber! Auch die Affenkomödie findet man erwähnt. Ein ägyptischer König
soll nach Lucian (?isoat. 36.) einen Waffentanz von angeputzten, mit Larven
versehenen Affen haben ausführen lassen; allein am Ende des Tanzes hatte
ein Zuschauer den boshaften Einfall, Nüsse unter die Pyrrhichisten zu werfen;
da warfen sie Waffen und Kleider weg, demaskirten sich und kämpften um die
Früchte. Daß ferner Raben sprechen lernten, Hunde durch Reife sprangen,
ist allbekannt, nur eines ist aus der Mode gekommen: Man ließ im Alterthum
auch dem gutmüthigdummen Rinde keine Ruhe und Vressirte es zu künstlichen
Stellungen und Tänzen (?1ut. KrM 9.). Einen blinden Hund von außeror¬
dentlicher Klugheit zeigte 343 unter Justinian ein Italiener, Namens Andreas,
in Konstantinopel. Letztrer ließ sich Ringe von den Zuschauern geben, vergrub
sie in die Erde und der Hund brachte dann einem jeden den seinigen. Dann
sortirte er auf Befehl die verschiedensten Münzen nach den Bildnissen der Kaiser.
Endlich, si tabula vera l, bezeichnete er die Zuschauer nach ihrer Größe, ihren
H. G. Charakteren und Sitten!




Zur Sklavereifrage in Amerika.

In seinem Buche "Aus Amerika" gibt Julius Fröbel eine gute Dar¬
stellung der Folgen, welche die Sklaverei auf den Wohlstand und die Ent¬
wickelung des Staates Virginien ausgeübt hat. Wir lassen dieselbe zugleich
als Erinnerung an die von uns bereits hervorgehobenen Vorzüge des Buchs
folgen. Fröbel hat einen Ausflug nach dem sogenannten großen Thal von
Virginien gemacht und verschiedene dabei gesehene anmuthige und reiche Land¬
schaften geschildert, und fährt nun fort:

"Die meiner Erzählung eingeflochtenen Naturschilderungen werden bei dem
Leser ein günstiges Bild von dem Lande hervorgerufen haben, und nicht mit
Unrecht. Ein großer Theil von Virginien ist von der Natur in hohem Grade
und auf mannigfache Weise begünstigt, und wenn dies im Ganzen von dem
untern Lande, vom östlichen Fuße der blauen Berge bis an das Meer, we¬
niger gesagt werden kann, ja in diesem Striche die Natur durch den Menschen
nicht nur nicht verbessert, sondern durch eine ebenso rücksichtslose wie nach¬
lässige Bearbeitung sogar verschlechtert worden ist, so hat theils die Erfahrung
gezeigt, daß der angerichtete Schaden verhältnißmäßig leicht wieder gut ge-


diesen Umstand, stahlen sich die Pferdeballetmelodieen und als die Schlach
begann und die bekannten Tanzweise» ertönten, spitzten die Rosse ihre Ohren,
stellten sich aus die Hinterfüße und tanzten mit ihren Reitern zum Feinde
hinüber! Auch die Affenkomödie findet man erwähnt. Ein ägyptischer König
soll nach Lucian (?isoat. 36.) einen Waffentanz von angeputzten, mit Larven
versehenen Affen haben ausführen lassen; allein am Ende des Tanzes hatte
ein Zuschauer den boshaften Einfall, Nüsse unter die Pyrrhichisten zu werfen;
da warfen sie Waffen und Kleider weg, demaskirten sich und kämpften um die
Früchte. Daß ferner Raben sprechen lernten, Hunde durch Reife sprangen,
ist allbekannt, nur eines ist aus der Mode gekommen: Man ließ im Alterthum
auch dem gutmüthigdummen Rinde keine Ruhe und Vressirte es zu künstlichen
Stellungen und Tänzen (?1ut. KrM 9.). Einen blinden Hund von außeror¬
dentlicher Klugheit zeigte 343 unter Justinian ein Italiener, Namens Andreas,
in Konstantinopel. Letztrer ließ sich Ringe von den Zuschauern geben, vergrub
sie in die Erde und der Hund brachte dann einem jeden den seinigen. Dann
sortirte er auf Befehl die verschiedensten Münzen nach den Bildnissen der Kaiser.
Endlich, si tabula vera l, bezeichnete er die Zuschauer nach ihrer Größe, ihren
H. G. Charakteren und Sitten!




Zur Sklavereifrage in Amerika.

In seinem Buche „Aus Amerika" gibt Julius Fröbel eine gute Dar¬
stellung der Folgen, welche die Sklaverei auf den Wohlstand und die Ent¬
wickelung des Staates Virginien ausgeübt hat. Wir lassen dieselbe zugleich
als Erinnerung an die von uns bereits hervorgehobenen Vorzüge des Buchs
folgen. Fröbel hat einen Ausflug nach dem sogenannten großen Thal von
Virginien gemacht und verschiedene dabei gesehene anmuthige und reiche Land¬
schaften geschildert, und fährt nun fort:

„Die meiner Erzählung eingeflochtenen Naturschilderungen werden bei dem
Leser ein günstiges Bild von dem Lande hervorgerufen haben, und nicht mit
Unrecht. Ein großer Theil von Virginien ist von der Natur in hohem Grade
und auf mannigfache Weise begünstigt, und wenn dies im Ganzen von dem
untern Lande, vom östlichen Fuße der blauen Berge bis an das Meer, we¬
niger gesagt werden kann, ja in diesem Striche die Natur durch den Menschen
nicht nur nicht verbessert, sondern durch eine ebenso rücksichtslose wie nach¬
lässige Bearbeitung sogar verschlechtert worden ist, so hat theils die Erfahrung
gezeigt, daß der angerichtete Schaden verhältnißmäßig leicht wieder gut ge-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/114>, abgerufen am 30.04.2024.