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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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zur Förderung des Associationswesens bei uns am zweckmäßigsten
Seitens des Publikums geschehn kann. Da jedoch der uns zuge¬
messene Raum schon überschritten ist, so verschieben wir dies auf später, wo wir
zugleich die Stellung des in diesem Jahre zu Frankfurt a/M. zusammen¬
getretenen internationalen Wo si thätigk eitscongresses zur vorliegenden
Frage in^das Auge fassen wollen.




Beiträge zur russischen Geschichte.
Die Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus I. von Rußland im Jahr
Nach seineu eignen Auszeichnungen und den Erinnerungen der kaiserlichen
Familie aus Befehl Sr. Maj. des Kaiser Alexander II. herausgegeben vom
Staatssecretär Baron von Körös. -- Deutsche Ausgabe. -- Berlin,
I. Springer. -- Berlin, allg. deutsche Verlagsanstalt. --
Ein russischer Staatsmann. Des Grasen I. I. Siepers Denkwürdig¬
keiten zur Geschichte Rußlands. Von K. L. Blum. Bd. 1. 2. Mit
vielen Porträts. Leipzig und Heidelberg, Winter. --

Die hauptsächlichen Umrisse der merkwürdigen Begebenheit, mit welcher
die Negierung des Kaiser Nikolaus begann, werden durch diese Auszeichnungen
freilich nicht verändert, aber doch sind sie ein wichtiger Veitrag für die Ge¬
schichte unserer Zeit, theils weil durch sie mehre interessante Details fest¬
gestellt werden, hauptsächlich aber in Bezug auf die Charakteristik der bethei¬
ligten fürstlichen Persönlichkeiten. Auch in so fern sind sie interessant, als
sie den unbedingten Eindruck der Wahrheit machen. Mit gewissenhafter Sorg¬
falt haben Kaiser Nikolaus und seine nächsten Umgebungen alles zusammen
gebracht, was zur Aufklärung dieses räthselhaften Ereignisses beitragen könnte,
und mau kann wol jeden einzelnen Zug, der hier berichtet wiro,. als authen¬
tisch betrachten. Es ist Schade, baß die Actenstücke der Verschwörung, die
doch auch zur Sache gehören, nicht gleichfalls mitgetheilt sind. So unbe¬
deutend sie an sich war, so ist sie doch ein merkwürdiges Symptom von den Ein¬
flüssen der Bildung und Verbildung Europas, die sich auch bei einer
barbarischen Nation geltend machen. Die Söhne der russischen Aristokratie,
die jungen Lieutenants und Rittmeister begeistert für eine Konstitution nach
französischem Muster! So komisch sich das auf den ersten Anblick ausnimmt,
es hätte doch beinah zu ernsten Folgen geführt, und gibt für die Zukunft
viel zu denken. So wenig sich die russischen Zustände mit denen des übrigen
Festlands vergleichen lassen, ein so reger, ja fanatischer Nationalgeist in der
Masse des Volks lebt, die Beziehungen zu der Civilisation des Auslandes


zur Förderung des Associationswesens bei uns am zweckmäßigsten
Seitens des Publikums geschehn kann. Da jedoch der uns zuge¬
messene Raum schon überschritten ist, so verschieben wir dies auf später, wo wir
zugleich die Stellung des in diesem Jahre zu Frankfurt a/M. zusammen¬
getretenen internationalen Wo si thätigk eitscongresses zur vorliegenden
Frage in^das Auge fassen wollen.




Beiträge zur russischen Geschichte.
Die Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus I. von Rußland im Jahr
Nach seineu eignen Auszeichnungen und den Erinnerungen der kaiserlichen
Familie aus Befehl Sr. Maj. des Kaiser Alexander II. herausgegeben vom
Staatssecretär Baron von Körös. — Deutsche Ausgabe. — Berlin,
I. Springer. — Berlin, allg. deutsche Verlagsanstalt. —
Ein russischer Staatsmann. Des Grasen I. I. Siepers Denkwürdig¬
keiten zur Geschichte Rußlands. Von K. L. Blum. Bd. 1. 2. Mit
vielen Porträts. Leipzig und Heidelberg, Winter. —

Die hauptsächlichen Umrisse der merkwürdigen Begebenheit, mit welcher
die Negierung des Kaiser Nikolaus begann, werden durch diese Auszeichnungen
freilich nicht verändert, aber doch sind sie ein wichtiger Veitrag für die Ge¬
schichte unserer Zeit, theils weil durch sie mehre interessante Details fest¬
gestellt werden, hauptsächlich aber in Bezug auf die Charakteristik der bethei¬
ligten fürstlichen Persönlichkeiten. Auch in so fern sind sie interessant, als
sie den unbedingten Eindruck der Wahrheit machen. Mit gewissenhafter Sorg¬
falt haben Kaiser Nikolaus und seine nächsten Umgebungen alles zusammen
gebracht, was zur Aufklärung dieses räthselhaften Ereignisses beitragen könnte,
und mau kann wol jeden einzelnen Zug, der hier berichtet wiro,. als authen¬
tisch betrachten. Es ist Schade, baß die Actenstücke der Verschwörung, die
doch auch zur Sache gehören, nicht gleichfalls mitgetheilt sind. So unbe¬
deutend sie an sich war, so ist sie doch ein merkwürdiges Symptom von den Ein¬
flüssen der Bildung und Verbildung Europas, die sich auch bei einer
barbarischen Nation geltend machen. Die Söhne der russischen Aristokratie,
die jungen Lieutenants und Rittmeister begeistert für eine Konstitution nach
französischem Muster! So komisch sich das auf den ersten Anblick ausnimmt,
es hätte doch beinah zu ernsten Folgen geführt, und gibt für die Zukunft
viel zu denken. So wenig sich die russischen Zustände mit denen des übrigen
Festlands vergleichen lassen, ein so reger, ja fanatischer Nationalgeist in der
Masse des Volks lebt, die Beziehungen zu der Civilisation des Auslandes


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[0144] zur Förderung des Associationswesens bei uns am zweckmäßigsten Seitens des Publikums geschehn kann. Da jedoch der uns zuge¬ messene Raum schon überschritten ist, so verschieben wir dies auf später, wo wir zugleich die Stellung des in diesem Jahre zu Frankfurt a/M. zusammen¬ getretenen internationalen Wo si thätigk eitscongresses zur vorliegenden Frage in^das Auge fassen wollen. Beiträge zur russischen Geschichte. Die Thronbesteigung des Kaisers Nikolaus I. von Rußland im Jahr Nach seineu eignen Auszeichnungen und den Erinnerungen der kaiserlichen Familie aus Befehl Sr. Maj. des Kaiser Alexander II. herausgegeben vom Staatssecretär Baron von Körös. — Deutsche Ausgabe. — Berlin, I. Springer. — Berlin, allg. deutsche Verlagsanstalt. — Ein russischer Staatsmann. Des Grasen I. I. Siepers Denkwürdig¬ keiten zur Geschichte Rußlands. Von K. L. Blum. Bd. 1. 2. Mit vielen Porträts. Leipzig und Heidelberg, Winter. — Die hauptsächlichen Umrisse der merkwürdigen Begebenheit, mit welcher die Negierung des Kaiser Nikolaus begann, werden durch diese Auszeichnungen freilich nicht verändert, aber doch sind sie ein wichtiger Veitrag für die Ge¬ schichte unserer Zeit, theils weil durch sie mehre interessante Details fest¬ gestellt werden, hauptsächlich aber in Bezug auf die Charakteristik der bethei¬ ligten fürstlichen Persönlichkeiten. Auch in so fern sind sie interessant, als sie den unbedingten Eindruck der Wahrheit machen. Mit gewissenhafter Sorg¬ falt haben Kaiser Nikolaus und seine nächsten Umgebungen alles zusammen gebracht, was zur Aufklärung dieses räthselhaften Ereignisses beitragen könnte, und mau kann wol jeden einzelnen Zug, der hier berichtet wiro,. als authen¬ tisch betrachten. Es ist Schade, baß die Actenstücke der Verschwörung, die doch auch zur Sache gehören, nicht gleichfalls mitgetheilt sind. So unbe¬ deutend sie an sich war, so ist sie doch ein merkwürdiges Symptom von den Ein¬ flüssen der Bildung und Verbildung Europas, die sich auch bei einer barbarischen Nation geltend machen. Die Söhne der russischen Aristokratie, die jungen Lieutenants und Rittmeister begeistert für eine Konstitution nach französischem Muster! So komisch sich das auf den ersten Anblick ausnimmt, es hätte doch beinah zu ernsten Folgen geführt, und gibt für die Zukunft viel zu denken. So wenig sich die russischen Zustände mit denen des übrigen Festlands vergleichen lassen, ein so reger, ja fanatischer Nationalgeist in der Masse des Volks lebt, die Beziehungen zu der Civilisation des Auslandes

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/144>, abgerufen am 30.04.2024.