Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.hatte. Seine Seele schützten einestheils eine gewisse Herbheit, anderntheils Zur Geschichte der Infanterie. Die nachfolgende Darstellung theilen wir aus W. Nüstows Geschichte Wenn in dem Rilterheere -- und selbst das Heer der aufblühenden Mo¬ Das erste Bedürfniß der Städte sei der Schutz deö Gewerbes durch hatte. Seine Seele schützten einestheils eine gewisse Herbheit, anderntheils Zur Geschichte der Infanterie. Die nachfolgende Darstellung theilen wir aus W. Nüstows Geschichte Wenn in dem Rilterheere — und selbst das Heer der aufblühenden Mo¬ Das erste Bedürfniß der Städte sei der Schutz deö Gewerbes durch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0191" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104926"/> <p xml:id="ID_544" prev="#ID_543"> hatte. Seine Seele schützten einestheils eine gewisse Herbheit, anderntheils<lb/><note type="byline"> I. S.</note> eine unerschöpfliche gute Laune." </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Geschichte der Infanterie.</head><lb/> <p xml:id="ID_545"> Die nachfolgende Darstellung theilen wir aus W. Nüstows Geschichte<lb/> der Infanterie (Gotha, H, Sehende) mit, deren erster Band soeben erschie¬<lb/> nen ist, und die, auf gründliches Studium basirt, eine höchst werthvolle, Be¬<lb/> reicherung der Militärliteratur zu werden verspricht. Wir behalten uns eine<lb/> Besprechung deö Werkes sür die Zeit nach Vollendung desselben vor, und be¬<lb/> gnügen uns für jetzt mit einem Auszug aus dem, was der Verfasser über die<lb/> Bewaffnung der Infanterie in der Periode sagt, wo diese Waffe sich in den<lb/> Kämpfen der flandrischen Städte mit den französischen Königen und unter den<lb/> Schweizern ans ihrem Verfall in der Zeit der Rilterheere wieder erhob, um<lb/> die Hauptwaffe der neuern Culturvölker zu werden, wie sie die der alten<lb/> gewesen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_546"> Wenn in dem Rilterheere — und selbst das Heer der aufblühenden Mo¬<lb/> narchie war vorherrschend ein Nilterheer, — daS eigentliche F.u ßv oll durchaus<lb/> zu keiner würdigen Stellung, zu Thätigkeit und Selbstachtung gelangen konnte,<lb/> wenn wir hier die Spuren des Fußvolkes nur verfolgen konnten, indem wir<lb/> der abgesessenen Reiterei ihren Anspruch auf unsere Beachtung zugestanden,<lb/> — wenn andrerseits das Landvolk in dem größten Theile Europas seiner<lb/> Masse nach unf'.ni und im Zustande der Sklaverei war, so daß es eine eigne<lb/> Lebensthätigkeit gar nicht entfalten konnte, — so scheint es, daß nur von den<lb/> Städten die Wiedererweckung deö Fußvolkes ausgehen konnte. Wir wollen<lb/> jetzt uns klar zu machen suchen, inwiefern dies möglich war.</p><lb/> <p xml:id="ID_547" next="#ID_548"> Das erste Bedürfniß der Städte sei der Schutz deö Gewerbes durch<lb/> Ummauerung und die Organisation der Wehrmannschaft zur Vertheidigung<lb/> der Mauern gewesen. Indessen das Gewerbe konnte nicht ohne den<lb/> Handel bestehen, und wie eng dessen Kreise auch gesteckt werden mochten,<lb/> iuimer führte er aus den Mauern hinaus. Dort lauerten aber Feinde in<lb/> Menge. Mehr als sonstwo blühte namentlich in Deutschland das Naubritter-<lb/> thum, kein Handelsmann, kein Waarenzug konnte vor Wegelagerern sicher die<lb/> Straßen ziehen. So mußten die Bürger der Städte auch mit ihren militäri¬<lb/> schen Maßregeln über den Stadtbann hinausgreifen, sie mußten heraus¬<lb/> brechen, die nächsten Raubnester angreifen, stürmen und niederreißen. Dies<lb/> war selbstverständlich der Beginn tödtlicher Feindschaft zwischen dem Bürger-<lb/> thum und dem Iunkerthum, eine Feindschaft, die so naturwüchsig ist, daß noch</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0191]
hatte. Seine Seele schützten einestheils eine gewisse Herbheit, anderntheils
I. S. eine unerschöpfliche gute Laune."
Zur Geschichte der Infanterie.
Die nachfolgende Darstellung theilen wir aus W. Nüstows Geschichte
der Infanterie (Gotha, H, Sehende) mit, deren erster Band soeben erschie¬
nen ist, und die, auf gründliches Studium basirt, eine höchst werthvolle, Be¬
reicherung der Militärliteratur zu werden verspricht. Wir behalten uns eine
Besprechung deö Werkes sür die Zeit nach Vollendung desselben vor, und be¬
gnügen uns für jetzt mit einem Auszug aus dem, was der Verfasser über die
Bewaffnung der Infanterie in der Periode sagt, wo diese Waffe sich in den
Kämpfen der flandrischen Städte mit den französischen Königen und unter den
Schweizern ans ihrem Verfall in der Zeit der Rilterheere wieder erhob, um
die Hauptwaffe der neuern Culturvölker zu werden, wie sie die der alten
gewesen war.
Wenn in dem Rilterheere — und selbst das Heer der aufblühenden Mo¬
narchie war vorherrschend ein Nilterheer, — daS eigentliche F.u ßv oll durchaus
zu keiner würdigen Stellung, zu Thätigkeit und Selbstachtung gelangen konnte,
wenn wir hier die Spuren des Fußvolkes nur verfolgen konnten, indem wir
der abgesessenen Reiterei ihren Anspruch auf unsere Beachtung zugestanden,
— wenn andrerseits das Landvolk in dem größten Theile Europas seiner
Masse nach unf'.ni und im Zustande der Sklaverei war, so daß es eine eigne
Lebensthätigkeit gar nicht entfalten konnte, — so scheint es, daß nur von den
Städten die Wiedererweckung deö Fußvolkes ausgehen konnte. Wir wollen
jetzt uns klar zu machen suchen, inwiefern dies möglich war.
Das erste Bedürfniß der Städte sei der Schutz deö Gewerbes durch
Ummauerung und die Organisation der Wehrmannschaft zur Vertheidigung
der Mauern gewesen. Indessen das Gewerbe konnte nicht ohne den
Handel bestehen, und wie eng dessen Kreise auch gesteckt werden mochten,
iuimer führte er aus den Mauern hinaus. Dort lauerten aber Feinde in
Menge. Mehr als sonstwo blühte namentlich in Deutschland das Naubritter-
thum, kein Handelsmann, kein Waarenzug konnte vor Wegelagerern sicher die
Straßen ziehen. So mußten die Bürger der Städte auch mit ihren militäri¬
schen Maßregeln über den Stadtbann hinausgreifen, sie mußten heraus¬
brechen, die nächsten Raubnester angreifen, stürmen und niederreißen. Dies
war selbstverständlich der Beginn tödtlicher Feindschaft zwischen dem Bürger-
thum und dem Iunkerthum, eine Feindschaft, die so naturwüchsig ist, daß noch
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