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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.

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Unterschied, daß jene, wie ich bereits bemerkte, gegen die Schwäche des Fein¬
des, diese gegen seine Stärke, die Flotten und Geschwader gegen des Gegners
Seemacht, die Escadrillen und Kreuzer gegen seinen Handel gerichtet sind.
Nur die Flotten und Geschwader verfolgen also direct und durchaus den eigent¬
lichen Zweck des Krieges, während der Kampf mit Escadrillen und Kreuzern
mehr auf eine indirecte Wirksamkeit berechnet ist.

Man muß auf den eigentlichen politischen Grundgedanken des Seekrieges
zurückgehen, um sich der ganzen Bedeutung eines Agirens gegen den feind¬
lichen Handel bnvußt zu werden. Entweder wird er als ein Anhängsel des
Landkrieges, sei eS um diesen zu secundiren, oder auch nur, um dem Principe der
Feindseligkeit gegen die betreffende feindliche Macht nach allen Seiten hin
Geltung zu schaffen, geführt, oder man führt ihn zur Behauptung von Rechts¬
ansprüchen auf die großen maritimen Nerkehrsstraßen d. h. um des Seehan-
dels willen. Das letztere Motiv ist von jeher das stärkere gewesen und hat
den längstdauernden und erbittertsten Kämpfen zur See zu Grunde gelegen.
Der feindliche Handel war also in den meisten Fällen das politische Object,
auf welches die Schläge der Kriegführung in letzter Instanz zielten. Kein
Wunder also, wenn sie auch nach directer Schädigung desselben trachtete und,
neben dem deckenden Schilde der feindlichen Seemacht vorbei, oder wenn die¬
ses durchhauen, mitten hindurch ihn zu treffen suchte. Betrachtungen und
Vermuthungen darüber, ob man sich jemals über völkerrechtliche Satzungen
einigen werde, welche Feindseligkeiten gegen andere Fahrzeuge als feindliche
Kriegsschiffe verbieten, gehören nicht hierher.




Literatur.

Eine Reihe sorgfältig und geschmackvoll ausgeführter Bilder enthält die Ar-
go, Album für Kunst und Dichtung, herausgegeben von Eggers, Hose¬
mann und v. Lepel. (Breslqu, Trewendt.) Die Bilder sind folgende: das
Lieblingsplätzchen von Arnold; im Klostergarten von Hann; Roßtäuscher von
Hosemann; neue Bewohner von Riefstahl; Kirchgang von Wisniews'^i;
in der Normandie von Hoguet; >-> in,>an"e von Amberg; spielende Hunde
von Steffeck; die Mitschüler von Löffler; Erwartung von Richter; Sonn¬
tag von Arnold; unter den Buchen von Hann; der Schwarze von Hose¬
mann; aus der Thierbude von Menzel; das Grab des Virgil von Grael. --
Mit großer Freude haben wir einen alten Bekannten in neuem Kleide wieder be¬
grüßt: Schlesische Gedichte von Karl von Holtet, mit einem Glossar von
Weinhold, dritte vermehrte Ausgabe. Breslau, Trewendt. Den Lesern der
Grenzboten wird namentlich die reizende Erzählung noch erinnerlich sein, in welcher
Grauvncrs Julchen über das von Moses befohlene Schlachten der jungen Farren sich


Unterschied, daß jene, wie ich bereits bemerkte, gegen die Schwäche des Fein¬
des, diese gegen seine Stärke, die Flotten und Geschwader gegen des Gegners
Seemacht, die Escadrillen und Kreuzer gegen seinen Handel gerichtet sind.
Nur die Flotten und Geschwader verfolgen also direct und durchaus den eigent¬
lichen Zweck des Krieges, während der Kampf mit Escadrillen und Kreuzern
mehr auf eine indirecte Wirksamkeit berechnet ist.

Man muß auf den eigentlichen politischen Grundgedanken des Seekrieges
zurückgehen, um sich der ganzen Bedeutung eines Agirens gegen den feind¬
lichen Handel bnvußt zu werden. Entweder wird er als ein Anhängsel des
Landkrieges, sei eS um diesen zu secundiren, oder auch nur, um dem Principe der
Feindseligkeit gegen die betreffende feindliche Macht nach allen Seiten hin
Geltung zu schaffen, geführt, oder man führt ihn zur Behauptung von Rechts¬
ansprüchen auf die großen maritimen Nerkehrsstraßen d. h. um des Seehan-
dels willen. Das letztere Motiv ist von jeher das stärkere gewesen und hat
den längstdauernden und erbittertsten Kämpfen zur See zu Grunde gelegen.
Der feindliche Handel war also in den meisten Fällen das politische Object,
auf welches die Schläge der Kriegführung in letzter Instanz zielten. Kein
Wunder also, wenn sie auch nach directer Schädigung desselben trachtete und,
neben dem deckenden Schilde der feindlichen Seemacht vorbei, oder wenn die¬
ses durchhauen, mitten hindurch ihn zu treffen suchte. Betrachtungen und
Vermuthungen darüber, ob man sich jemals über völkerrechtliche Satzungen
einigen werde, welche Feindseligkeiten gegen andere Fahrzeuge als feindliche
Kriegsschiffe verbieten, gehören nicht hierher.




Literatur.

Eine Reihe sorgfältig und geschmackvoll ausgeführter Bilder enthält die Ar-
go, Album für Kunst und Dichtung, herausgegeben von Eggers, Hose¬
mann und v. Lepel. (Breslqu, Trewendt.) Die Bilder sind folgende: das
Lieblingsplätzchen von Arnold; im Klostergarten von Hann; Roßtäuscher von
Hosemann; neue Bewohner von Riefstahl; Kirchgang von Wisniews'^i;
in der Normandie von Hoguet; >-> in,>an»e von Amberg; spielende Hunde
von Steffeck; die Mitschüler von Löffler; Erwartung von Richter; Sonn¬
tag von Arnold; unter den Buchen von Hann; der Schwarze von Hose¬
mann; aus der Thierbude von Menzel; das Grab des Virgil von Grael. —
Mit großer Freude haben wir einen alten Bekannten in neuem Kleide wieder be¬
grüßt: Schlesische Gedichte von Karl von Holtet, mit einem Glossar von
Weinhold, dritte vermehrte Ausgabe. Breslau, Trewendt. Den Lesern der
Grenzboten wird namentlich die reizende Erzählung noch erinnerlich sein, in welcher
Grauvncrs Julchen über das von Moses befohlene Schlachten der jungen Farren sich


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[0535] Unterschied, daß jene, wie ich bereits bemerkte, gegen die Schwäche des Fein¬ des, diese gegen seine Stärke, die Flotten und Geschwader gegen des Gegners Seemacht, die Escadrillen und Kreuzer gegen seinen Handel gerichtet sind. Nur die Flotten und Geschwader verfolgen also direct und durchaus den eigent¬ lichen Zweck des Krieges, während der Kampf mit Escadrillen und Kreuzern mehr auf eine indirecte Wirksamkeit berechnet ist. Man muß auf den eigentlichen politischen Grundgedanken des Seekrieges zurückgehen, um sich der ganzen Bedeutung eines Agirens gegen den feind¬ lichen Handel bnvußt zu werden. Entweder wird er als ein Anhängsel des Landkrieges, sei eS um diesen zu secundiren, oder auch nur, um dem Principe der Feindseligkeit gegen die betreffende feindliche Macht nach allen Seiten hin Geltung zu schaffen, geführt, oder man führt ihn zur Behauptung von Rechts¬ ansprüchen auf die großen maritimen Nerkehrsstraßen d. h. um des Seehan- dels willen. Das letztere Motiv ist von jeher das stärkere gewesen und hat den längstdauernden und erbittertsten Kämpfen zur See zu Grunde gelegen. Der feindliche Handel war also in den meisten Fällen das politische Object, auf welches die Schläge der Kriegführung in letzter Instanz zielten. Kein Wunder also, wenn sie auch nach directer Schädigung desselben trachtete und, neben dem deckenden Schilde der feindlichen Seemacht vorbei, oder wenn die¬ ses durchhauen, mitten hindurch ihn zu treffen suchte. Betrachtungen und Vermuthungen darüber, ob man sich jemals über völkerrechtliche Satzungen einigen werde, welche Feindseligkeiten gegen andere Fahrzeuge als feindliche Kriegsschiffe verbieten, gehören nicht hierher. Literatur. Eine Reihe sorgfältig und geschmackvoll ausgeführter Bilder enthält die Ar- go, Album für Kunst und Dichtung, herausgegeben von Eggers, Hose¬ mann und v. Lepel. (Breslqu, Trewendt.) Die Bilder sind folgende: das Lieblingsplätzchen von Arnold; im Klostergarten von Hann; Roßtäuscher von Hosemann; neue Bewohner von Riefstahl; Kirchgang von Wisniews'^i; in der Normandie von Hoguet; >-> in,>an»e von Amberg; spielende Hunde von Steffeck; die Mitschüler von Löffler; Erwartung von Richter; Sonn¬ tag von Arnold; unter den Buchen von Hann; der Schwarze von Hose¬ mann; aus der Thierbude von Menzel; das Grab des Virgil von Grael. — Mit großer Freude haben wir einen alten Bekannten in neuem Kleide wieder be¬ grüßt: Schlesische Gedichte von Karl von Holtet, mit einem Glossar von Weinhold, dritte vermehrte Ausgabe. Breslau, Trewendt. Den Lesern der Grenzboten wird namentlich die reizende Erzählung noch erinnerlich sein, in welcher Grauvncrs Julchen über das von Moses befohlene Schlachten der jungen Farren sich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104734/535>, abgerufen am 30.04.2024.