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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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tragen sich womöglich ganz in Weiß; mit ihren hohen weißen Nachtmützen suchen sie
die berühmtesten Kochkünstler der römischen Aristokratie an Sauberkeit und impo"
nircnder Grandezza zu überbieten. Wo diese Vorbedingungen erfüllt sind,
thut nun die Dichtkunst noch das Ihrige hinzu. Überschwengliche Sonette
hängen auf Papptafeln zwischen den grünen Guirlanden und tanzen im
Frühlingswinde hin und her. Wir geben nachstehend die wörtliche Abschrift
eines dieser originellen Kunstprodukte, das wir an der dem Pantheon zunächst
errichteten Frittibude fanden. Die heidnische Nachbarschaft klingt in ihm
durch. Sämmtliche Götter des Olymps erheben sich mit großem Donnerwetter
von ihren Wolkensitzen, um der Menschheit zu versichern, daß es keine Götter¬
speise gebe gleich derjenigen -- der römischen Friedl.


61ope Ikseia, act ciel I'alto column.ne1o
1^ xoss, it ZUÄi'av "vors, 11 suol roms.no;
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Ognun Ä'Mio xenslsr Zoäe s s'lnvsste
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Weihnachtsspiele unter den Deutschen in Ungarn.

Unter dem Titel "Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn" hat
Karl Julius Schröer (Wien 1858, Verlag von Keck und Comp.) sehr inter¬
essante Proben einer Gattung von Volksschauspielen mitgetheilt, auf welche
vor einigen Jahren Weinhold die Aufmerksamkeit lenkte, und welche in den
überraschend eigenthümlichen Sitten und Gebräuchen, in ihrer Darstellungs¬
weise, in der von gelehrtem Einflüsse fast völlig freigebliebenen Einfalt ihrer
Sprache, die an das geistliche und weltliche Lied des 16. Jahrhunderts und
in einzelnen Stellen an Hans Sachs erinnert, einen Blick in die naive Volks¬
seele früherer Zeiten eröffnen.

Bis auf die letzten fünf Jahrzehnte blieb alles Volksmäßige ziemlich ganz
unbeachtet. Was sich im Innern Deutschlands in abgelegenen Gegenden er-


tragen sich womöglich ganz in Weiß; mit ihren hohen weißen Nachtmützen suchen sie
die berühmtesten Kochkünstler der römischen Aristokratie an Sauberkeit und impo»
nircnder Grandezza zu überbieten. Wo diese Vorbedingungen erfüllt sind,
thut nun die Dichtkunst noch das Ihrige hinzu. Überschwengliche Sonette
hängen auf Papptafeln zwischen den grünen Guirlanden und tanzen im
Frühlingswinde hin und her. Wir geben nachstehend die wörtliche Abschrift
eines dieser originellen Kunstprodukte, das wir an der dem Pantheon zunächst
errichteten Frittibude fanden. Die heidnische Nachbarschaft klingt in ihm
durch. Sämmtliche Götter des Olymps erheben sich mit großem Donnerwetter
von ihren Wolkensitzen, um der Menschheit zu versichern, daß es keine Götter¬
speise gebe gleich derjenigen — der römischen Friedl.


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Weihnachtsspiele unter den Deutschen in Ungarn.

Unter dem Titel „Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn" hat
Karl Julius Schröer (Wien 1858, Verlag von Keck und Comp.) sehr inter¬
essante Proben einer Gattung von Volksschauspielen mitgetheilt, auf welche
vor einigen Jahren Weinhold die Aufmerksamkeit lenkte, und welche in den
überraschend eigenthümlichen Sitten und Gebräuchen, in ihrer Darstellungs¬
weise, in der von gelehrtem Einflüsse fast völlig freigebliebenen Einfalt ihrer
Sprache, die an das geistliche und weltliche Lied des 16. Jahrhunderts und
in einzelnen Stellen an Hans Sachs erinnert, einen Blick in die naive Volks¬
seele früherer Zeiten eröffnen.

Bis auf die letzten fünf Jahrzehnte blieb alles Volksmäßige ziemlich ganz
unbeachtet. Was sich im Innern Deutschlands in abgelegenen Gegenden er-


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[0362] tragen sich womöglich ganz in Weiß; mit ihren hohen weißen Nachtmützen suchen sie die berühmtesten Kochkünstler der römischen Aristokratie an Sauberkeit und impo» nircnder Grandezza zu überbieten. Wo diese Vorbedingungen erfüllt sind, thut nun die Dichtkunst noch das Ihrige hinzu. Überschwengliche Sonette hängen auf Papptafeln zwischen den grünen Guirlanden und tanzen im Frühlingswinde hin und her. Wir geben nachstehend die wörtliche Abschrift eines dieser originellen Kunstprodukte, das wir an der dem Pantheon zunächst errichteten Frittibude fanden. Die heidnische Nachbarschaft klingt in ihm durch. Sämmtliche Götter des Olymps erheben sich mit großem Donnerwetter von ihren Wolkensitzen, um der Menschheit zu versichern, daß es keine Götter¬ speise gebe gleich derjenigen — der römischen Friedl. 61ope Ikseia, act ciel I'alto column.ne1o 1^ xoss, it ZUÄi'av «vors, 11 suol roms.no; Nsrte lo souclo elnM e Imxugna 11 br^nac Actis. ZuvrrlLiÄ sus. invinolbil of.no; I^e subaltörne DeitÄdö 11 bsnäo O^uno al LLWio nöt viel «inirsl In g.res>no D Venere Zentll In s.fre aan^^naiv 81 es. Unkel^ na lor', cluee e sovrsno. (ZulnÄI seonvolto 1'orälue celeste I plsneti, 1 s^teilet, 1s stelle Ognun Ä'Mio xenslsr Zoäe s s'lnvsste ^eilf. ourauäo 11 wibo e 1s xrooelle k'ÄNiro solenne giri'Äinsute ^ueste Lono nettars äst viel äolee ?r1telle! Weihnachtsspiele unter den Deutschen in Ungarn. Unter dem Titel „Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn" hat Karl Julius Schröer (Wien 1858, Verlag von Keck und Comp.) sehr inter¬ essante Proben einer Gattung von Volksschauspielen mitgetheilt, auf welche vor einigen Jahren Weinhold die Aufmerksamkeit lenkte, und welche in den überraschend eigenthümlichen Sitten und Gebräuchen, in ihrer Darstellungs¬ weise, in der von gelehrtem Einflüsse fast völlig freigebliebenen Einfalt ihrer Sprache, die an das geistliche und weltliche Lied des 16. Jahrhunderts und in einzelnen Stellen an Hans Sachs erinnert, einen Blick in die naive Volks¬ seele früherer Zeiten eröffnen. Bis auf die letzten fünf Jahrzehnte blieb alles Volksmäßige ziemlich ganz unbeachtet. Was sich im Innern Deutschlands in abgelegenen Gegenden er-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/362>, abgerufen am 29.04.2024.