Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

an den großen Flottenactionen auf hohem Meere in Anspruch nehmen zu
dürfen glaubte. Die Panzerschiffe, vor denen dergleichen Nußschalen nicht
bestehen können, weisen sie sehr nachdrücklich in das Flachwasser zurück, wo¬
durch, was ich hier nicht unbemerkt lassen will, auch eine früher von mir in
Betreff der Brauchbarkeit und Zweckdienlichkeit dieser Fahrzeuge für die preu¬
ßische Marine aufgestellte Behauptung bedeutend modificirt wird.

Es ist meine Ueberzeugung, daß man mit dem hier in Rede stehenden neuen
Linienschiff das mehrerwähnte Normalschiff gefunden, und, wenn auch manche
Vervollkommnung auf diesem Wege noch erreichbar ist, mindestens das ma߬
gebende Princip fortan feststeht.




Zur Tllgesgeschichte.

Die Zeitungen brachten vor ganz kurzer Zeit die ihrem Inhalt nach nirgend
widerlegte oder auch nur in der Form desavouirte Nachricht von einem Rundschrei¬
ben der französischen Regierung, durch welches alle die von der Presse, auch der
deutschen, in Umlauf gesetzten Vermuthungen über kriegerische Absichten des
Kaisers als irrig widerlegt wurden; das Kaiserthum sei nach wie vor der
Friede. Wenn Zeitungsartikel und umlaufende Gerüchte eine so allerhöchste
Widerlegung erfahren, so darf man dreist annehmen, daß sie nicht ganz un¬
begründet waren, namentlich nicht im vorliegenden Falle. Wir sind in der
That auch zu der Annahme geneigt, daß in Paris allerdings weitreichende
Pläne bereits bis zu einem gewissen Grade der Vollendung hinangereift, seit¬
dem aber eingetretener Hindernisse halber in der Ausführung mindestens ver¬
tagt worden seien. Seitdem das officielle England von den französischen
Rüstungen zu Land und zu Wasser Act genommen, und am wenigsten durch
die Erklärung des Moniteur, dieselben gingen über die Voransätze nicht hinaus,
beruhigt werden konnte, nachdem England sodann durch sein Verhalten Neapel
und den nordamerikanischen Freistaaten gegenüber den deutlichen Willen kund¬
gegeben, wo möglich keine sogenannten offenen Fragen von irgend welcher
Erheblichkeit für sein eignes und das europäische Interesse zu dulden, nachdem
es in Paris immer nicht gelingen wollte, die montenegrinischen Angelegen¬
heiten zu einer Haupt- und Staatsaction zu erheben, nachdem endlich auch durch die
offenbar unter englischem Einfluß geschehene Ausdehnung der Befestigungen
von Antwerpen einer französischen Ueberrumpelung nach dieser Seite ein gewisser
Damm gesetzt, weshalb denn auch französische Regierungsblätter die wunderbare


an den großen Flottenactionen auf hohem Meere in Anspruch nehmen zu
dürfen glaubte. Die Panzerschiffe, vor denen dergleichen Nußschalen nicht
bestehen können, weisen sie sehr nachdrücklich in das Flachwasser zurück, wo¬
durch, was ich hier nicht unbemerkt lassen will, auch eine früher von mir in
Betreff der Brauchbarkeit und Zweckdienlichkeit dieser Fahrzeuge für die preu¬
ßische Marine aufgestellte Behauptung bedeutend modificirt wird.

Es ist meine Ueberzeugung, daß man mit dem hier in Rede stehenden neuen
Linienschiff das mehrerwähnte Normalschiff gefunden, und, wenn auch manche
Vervollkommnung auf diesem Wege noch erreichbar ist, mindestens das ma߬
gebende Princip fortan feststeht.




Zur Tllgesgeschichte.

Die Zeitungen brachten vor ganz kurzer Zeit die ihrem Inhalt nach nirgend
widerlegte oder auch nur in der Form desavouirte Nachricht von einem Rundschrei¬
ben der französischen Regierung, durch welches alle die von der Presse, auch der
deutschen, in Umlauf gesetzten Vermuthungen über kriegerische Absichten des
Kaisers als irrig widerlegt wurden; das Kaiserthum sei nach wie vor der
Friede. Wenn Zeitungsartikel und umlaufende Gerüchte eine so allerhöchste
Widerlegung erfahren, so darf man dreist annehmen, daß sie nicht ganz un¬
begründet waren, namentlich nicht im vorliegenden Falle. Wir sind in der
That auch zu der Annahme geneigt, daß in Paris allerdings weitreichende
Pläne bereits bis zu einem gewissen Grade der Vollendung hinangereift, seit¬
dem aber eingetretener Hindernisse halber in der Ausführung mindestens ver¬
tagt worden seien. Seitdem das officielle England von den französischen
Rüstungen zu Land und zu Wasser Act genommen, und am wenigsten durch
die Erklärung des Moniteur, dieselben gingen über die Voransätze nicht hinaus,
beruhigt werden konnte, nachdem England sodann durch sein Verhalten Neapel
und den nordamerikanischen Freistaaten gegenüber den deutlichen Willen kund¬
gegeben, wo möglich keine sogenannten offenen Fragen von irgend welcher
Erheblichkeit für sein eignes und das europäische Interesse zu dulden, nachdem
es in Paris immer nicht gelingen wollte, die montenegrinischen Angelegen¬
heiten zu einer Haupt- und Staatsaction zu erheben, nachdem endlich auch durch die
offenbar unter englischem Einfluß geschehene Ausdehnung der Befestigungen
von Antwerpen einer französischen Ueberrumpelung nach dieser Seite ein gewisser
Damm gesetzt, weshalb denn auch französische Regierungsblätter die wunderbare


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0112" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105923"/>
          <p xml:id="ID_271" prev="#ID_270"> an den großen Flottenactionen auf hohem Meere in Anspruch nehmen zu<lb/>
dürfen glaubte. Die Panzerschiffe, vor denen dergleichen Nußschalen nicht<lb/>
bestehen können, weisen sie sehr nachdrücklich in das Flachwasser zurück, wo¬<lb/>
durch, was ich hier nicht unbemerkt lassen will, auch eine früher von mir in<lb/>
Betreff der Brauchbarkeit und Zweckdienlichkeit dieser Fahrzeuge für die preu¬<lb/>
ßische Marine aufgestellte Behauptung bedeutend modificirt wird.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_272"> Es ist meine Ueberzeugung, daß man mit dem hier in Rede stehenden neuen<lb/>
Linienschiff das mehrerwähnte Normalschiff gefunden, und, wenn auch manche<lb/>
Vervollkommnung auf diesem Wege noch erreichbar ist, mindestens das ma߬<lb/>
gebende Princip fortan feststeht.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Zur Tllgesgeschichte.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_273" next="#ID_274"> Die Zeitungen brachten vor ganz kurzer Zeit die ihrem Inhalt nach nirgend<lb/>
widerlegte oder auch nur in der Form desavouirte Nachricht von einem Rundschrei¬<lb/>
ben der französischen Regierung, durch welches alle die von der Presse, auch der<lb/>
deutschen, in Umlauf gesetzten Vermuthungen über kriegerische Absichten des<lb/>
Kaisers als irrig widerlegt wurden; das Kaiserthum sei nach wie vor der<lb/>
Friede. Wenn Zeitungsartikel und umlaufende Gerüchte eine so allerhöchste<lb/>
Widerlegung erfahren, so darf man dreist annehmen, daß sie nicht ganz un¬<lb/>
begründet waren, namentlich nicht im vorliegenden Falle. Wir sind in der<lb/>
That auch zu der Annahme geneigt, daß in Paris allerdings weitreichende<lb/>
Pläne bereits bis zu einem gewissen Grade der Vollendung hinangereift, seit¬<lb/>
dem aber eingetretener Hindernisse halber in der Ausführung mindestens ver¬<lb/>
tagt worden seien. Seitdem das officielle England von den französischen<lb/>
Rüstungen zu Land und zu Wasser Act genommen, und am wenigsten durch<lb/>
die Erklärung des Moniteur, dieselben gingen über die Voransätze nicht hinaus,<lb/>
beruhigt werden konnte, nachdem England sodann durch sein Verhalten Neapel<lb/>
und den nordamerikanischen Freistaaten gegenüber den deutlichen Willen kund¬<lb/>
gegeben, wo möglich keine sogenannten offenen Fragen von irgend welcher<lb/>
Erheblichkeit für sein eignes und das europäische Interesse zu dulden, nachdem<lb/>
es in Paris immer nicht gelingen wollte, die montenegrinischen Angelegen¬<lb/>
heiten zu einer Haupt- und Staatsaction zu erheben, nachdem endlich auch durch die<lb/>
offenbar unter englischem Einfluß geschehene Ausdehnung der Befestigungen<lb/>
von Antwerpen einer französischen Ueberrumpelung nach dieser Seite ein gewisser<lb/>
Damm gesetzt, weshalb denn auch französische Regierungsblätter die wunderbare</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0112] an den großen Flottenactionen auf hohem Meere in Anspruch nehmen zu dürfen glaubte. Die Panzerschiffe, vor denen dergleichen Nußschalen nicht bestehen können, weisen sie sehr nachdrücklich in das Flachwasser zurück, wo¬ durch, was ich hier nicht unbemerkt lassen will, auch eine früher von mir in Betreff der Brauchbarkeit und Zweckdienlichkeit dieser Fahrzeuge für die preu¬ ßische Marine aufgestellte Behauptung bedeutend modificirt wird. Es ist meine Ueberzeugung, daß man mit dem hier in Rede stehenden neuen Linienschiff das mehrerwähnte Normalschiff gefunden, und, wenn auch manche Vervollkommnung auf diesem Wege noch erreichbar ist, mindestens das ma߬ gebende Princip fortan feststeht. Zur Tllgesgeschichte. Die Zeitungen brachten vor ganz kurzer Zeit die ihrem Inhalt nach nirgend widerlegte oder auch nur in der Form desavouirte Nachricht von einem Rundschrei¬ ben der französischen Regierung, durch welches alle die von der Presse, auch der deutschen, in Umlauf gesetzten Vermuthungen über kriegerische Absichten des Kaisers als irrig widerlegt wurden; das Kaiserthum sei nach wie vor der Friede. Wenn Zeitungsartikel und umlaufende Gerüchte eine so allerhöchste Widerlegung erfahren, so darf man dreist annehmen, daß sie nicht ganz un¬ begründet waren, namentlich nicht im vorliegenden Falle. Wir sind in der That auch zu der Annahme geneigt, daß in Paris allerdings weitreichende Pläne bereits bis zu einem gewissen Grade der Vollendung hinangereift, seit¬ dem aber eingetretener Hindernisse halber in der Ausführung mindestens ver¬ tagt worden seien. Seitdem das officielle England von den französischen Rüstungen zu Land und zu Wasser Act genommen, und am wenigsten durch die Erklärung des Moniteur, dieselben gingen über die Voransätze nicht hinaus, beruhigt werden konnte, nachdem England sodann durch sein Verhalten Neapel und den nordamerikanischen Freistaaten gegenüber den deutlichen Willen kund¬ gegeben, wo möglich keine sogenannten offenen Fragen von irgend welcher Erheblichkeit für sein eignes und das europäische Interesse zu dulden, nachdem es in Paris immer nicht gelingen wollte, die montenegrinischen Angelegen¬ heiten zu einer Haupt- und Staatsaction zu erheben, nachdem endlich auch durch die offenbar unter englischem Einfluß geschehene Ausdehnung der Befestigungen von Antwerpen einer französischen Ueberrumpelung nach dieser Seite ein gewisser Damm gesetzt, weshalb denn auch französische Regierungsblätter die wunderbare

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/112
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/112>, abgerufen am 06.05.2024.