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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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der astronomischen Dankgefühle für Sie tröpfeln überall vom Himmelsgewölbe mir
zu. Ihr Stern ist schon Ihr Name. Der große RegiomontÄiius, dessen astrono¬
mische Ephemeriden Columbus nach KuRnauaui führten, aus Königsberg in Franken
gebürtig, hieß eigentlich Johannes Müller!! Ihr A. H.




Notizen.

In Bezug auf eine frühere Relation unsers Blattes theilen wir aus den Wunsch
des Herrn Dr. Franz Brendel Hierselbst mit, daß diejenige Partei der Musiker
und Musikfreunde, die sich um die Herren Liszt, Wagner, Pohl, von Bülow
u. f. w. gruppirt, und die, nach einem Wagnerschen Ausdruck, gewöhnlich als
"Zukunftsmusik" bezeichnet wird, sich bei Gelegenheit des neulichen Musikfestes in Leip¬
zig keineswegs als "weimarische Schule" constituirt hat. Zur Erklärung des
möglicherweise vorgefallenen Irrthums setzt Hr. Dr. Brendel hinzu: "Ich machte den
Vorschlag, statt des einfältigen Wortes "Zukunftsmusik", was ich gänzlich fallen zu
lassen bat, da es widersinnig ist, in Zukunft den Namen "neudeutsche Schule" zu
setzen." -- Ob dieser Vorschlag durchgegangen ist, theilt uns Hr. Dr. Brendel nicht
mit. -- Vielleicht wäre die uns mitgetheilte Bezeichnung "weimarische Schule" --
nach dem Ort, von wo die Verbreitung der neuen Grundsätze vornehmlich aus¬
gegangen ist -- doch der zweckmäßigste; er ist ebenso wenig beleidigend für andere
Richtungen als "einfältig" an sich, er gibt ein hinreichendes Merkmal, und kann,
wenn die Schule ihre Verheißungen erfüllt, ein Ehrennahme werden. -- "Neu¬
deutsche Schule" klingt ebenso anmaßend und kann daher ebenso lächerlich gemacht
werden als "Zukunftsmusik." --

In dem Bericht der vorigen Woche vom Kriegsschauplatz ("Angenommen Giu-
lay hätte u. s. w.") hat sich ein arger Druckfehler eingeschlichen: -- 10,000 statt "
100,000 -- dessen Berichtigung sich für den aufmerksamen Leser freilich von selbst
ergibt. -- Ueber die Schlacht bei Capriana verspricht unser Korrespondent ausführ¬
lichen Bericht; wir glauben seine vorläufigen Bemerkungen mittheilen zu dürfen:
"Sie geht nach dem, was ich bis jetzt höre, noch über die von Magenta. Tapfere
Soldaten, miserable Führung! Verflucht dumme Eintheilung in zwei sogenannte
Armeen unter Schul und Wimpffcn. Ich bitte Sie, wenn man sich täglich auf dem
Markt für einen Rappen Schnittlauch zur Suppe einkaufen muß und nur Zwanzig-
frankenstücke als kleinste Scheidemünze existiren, was fängt man da an? Und daS
ist grade dasselbe Verhältniß, als wenn man eine Armee von 250.000 M. in zwei
Theile zerlegt. Was soll der Oberbefehlshaber machen? Er kann nicht herausgeben."




Verantwortlicher Redacteur: v. Möris Busch -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

der astronomischen Dankgefühle für Sie tröpfeln überall vom Himmelsgewölbe mir
zu. Ihr Stern ist schon Ihr Name. Der große RegiomontÄiius, dessen astrono¬
mische Ephemeriden Columbus nach KuRnauaui führten, aus Königsberg in Franken
gebürtig, hieß eigentlich Johannes Müller!! Ihr A. H.




Notizen.

In Bezug auf eine frühere Relation unsers Blattes theilen wir aus den Wunsch
des Herrn Dr. Franz Brendel Hierselbst mit, daß diejenige Partei der Musiker
und Musikfreunde, die sich um die Herren Liszt, Wagner, Pohl, von Bülow
u. f. w. gruppirt, und die, nach einem Wagnerschen Ausdruck, gewöhnlich als
„Zukunftsmusik" bezeichnet wird, sich bei Gelegenheit des neulichen Musikfestes in Leip¬
zig keineswegs als „weimarische Schule" constituirt hat. Zur Erklärung des
möglicherweise vorgefallenen Irrthums setzt Hr. Dr. Brendel hinzu: „Ich machte den
Vorschlag, statt des einfältigen Wortes „Zukunftsmusik", was ich gänzlich fallen zu
lassen bat, da es widersinnig ist, in Zukunft den Namen „neudeutsche Schule" zu
setzen." — Ob dieser Vorschlag durchgegangen ist, theilt uns Hr. Dr. Brendel nicht
mit. — Vielleicht wäre die uns mitgetheilte Bezeichnung „weimarische Schule" —
nach dem Ort, von wo die Verbreitung der neuen Grundsätze vornehmlich aus¬
gegangen ist — doch der zweckmäßigste; er ist ebenso wenig beleidigend für andere
Richtungen als „einfältig" an sich, er gibt ein hinreichendes Merkmal, und kann,
wenn die Schule ihre Verheißungen erfüllt, ein Ehrennahme werden. — „Neu¬
deutsche Schule" klingt ebenso anmaßend und kann daher ebenso lächerlich gemacht
werden als „Zukunftsmusik." —

In dem Bericht der vorigen Woche vom Kriegsschauplatz („Angenommen Giu-
lay hätte u. s. w.") hat sich ein arger Druckfehler eingeschlichen: — 10,000 statt »
100,000 — dessen Berichtigung sich für den aufmerksamen Leser freilich von selbst
ergibt. — Ueber die Schlacht bei Capriana verspricht unser Korrespondent ausführ¬
lichen Bericht; wir glauben seine vorläufigen Bemerkungen mittheilen zu dürfen:
„Sie geht nach dem, was ich bis jetzt höre, noch über die von Magenta. Tapfere
Soldaten, miserable Führung! Verflucht dumme Eintheilung in zwei sogenannte
Armeen unter Schul und Wimpffcn. Ich bitte Sie, wenn man sich täglich auf dem
Markt für einen Rappen Schnittlauch zur Suppe einkaufen muß und nur Zwanzig-
frankenstücke als kleinste Scheidemünze existiren, was fängt man da an? Und daS
ist grade dasselbe Verhältniß, als wenn man eine Armee von 250.000 M. in zwei
Theile zerlegt. Was soll der Oberbefehlshaber machen? Er kann nicht herausgeben."




Verantwortlicher Redacteur: v. Möris Busch — Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0054] der astronomischen Dankgefühle für Sie tröpfeln überall vom Himmelsgewölbe mir zu. Ihr Stern ist schon Ihr Name. Der große RegiomontÄiius, dessen astrono¬ mische Ephemeriden Columbus nach KuRnauaui führten, aus Königsberg in Franken gebürtig, hieß eigentlich Johannes Müller!! Ihr A. H. Notizen. In Bezug auf eine frühere Relation unsers Blattes theilen wir aus den Wunsch des Herrn Dr. Franz Brendel Hierselbst mit, daß diejenige Partei der Musiker und Musikfreunde, die sich um die Herren Liszt, Wagner, Pohl, von Bülow u. f. w. gruppirt, und die, nach einem Wagnerschen Ausdruck, gewöhnlich als „Zukunftsmusik" bezeichnet wird, sich bei Gelegenheit des neulichen Musikfestes in Leip¬ zig keineswegs als „weimarische Schule" constituirt hat. Zur Erklärung des möglicherweise vorgefallenen Irrthums setzt Hr. Dr. Brendel hinzu: „Ich machte den Vorschlag, statt des einfältigen Wortes „Zukunftsmusik", was ich gänzlich fallen zu lassen bat, da es widersinnig ist, in Zukunft den Namen „neudeutsche Schule" zu setzen." — Ob dieser Vorschlag durchgegangen ist, theilt uns Hr. Dr. Brendel nicht mit. — Vielleicht wäre die uns mitgetheilte Bezeichnung „weimarische Schule" — nach dem Ort, von wo die Verbreitung der neuen Grundsätze vornehmlich aus¬ gegangen ist — doch der zweckmäßigste; er ist ebenso wenig beleidigend für andere Richtungen als „einfältig" an sich, er gibt ein hinreichendes Merkmal, und kann, wenn die Schule ihre Verheißungen erfüllt, ein Ehrennahme werden. — „Neu¬ deutsche Schule" klingt ebenso anmaßend und kann daher ebenso lächerlich gemacht werden als „Zukunftsmusik." — In dem Bericht der vorigen Woche vom Kriegsschauplatz („Angenommen Giu- lay hätte u. s. w.") hat sich ein arger Druckfehler eingeschlichen: — 10,000 statt » 100,000 — dessen Berichtigung sich für den aufmerksamen Leser freilich von selbst ergibt. — Ueber die Schlacht bei Capriana verspricht unser Korrespondent ausführ¬ lichen Bericht; wir glauben seine vorläufigen Bemerkungen mittheilen zu dürfen: „Sie geht nach dem, was ich bis jetzt höre, noch über die von Magenta. Tapfere Soldaten, miserable Führung! Verflucht dumme Eintheilung in zwei sogenannte Armeen unter Schul und Wimpffcn. Ich bitte Sie, wenn man sich täglich auf dem Markt für einen Rappen Schnittlauch zur Suppe einkaufen muß und nur Zwanzig- frankenstücke als kleinste Scheidemünze existiren, was fängt man da an? Und daS ist grade dasselbe Verhältniß, als wenn man eine Armee von 250.000 M. in zwei Theile zerlegt. Was soll der Oberbefehlshaber machen? Er kann nicht herausgeben." Verantwortlicher Redacteur: v. Möris Busch — Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/54>, abgerufen am 27.04.2024.