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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Literatur.

Chalef Elahmars Qasside. Berichtigter arabischer Text, Uebersetzung und
Commentar mit Benutzung vieler handschriftlichen Quellen. Nebst einer Würdigung
Josefs v. Hammer als Arabisten. Von W. Ahlwardt, Privatdocenten in Greifswald.
Greifswald, (5. A. Koch. 1859. -- Diese Schrift gehört in das Bereich unsrer Be¬
sprechung nur insofern, als der Verfasser dabei zugleich sich die Ausgabe gestellt hat,
die Art und Weise, in welcher der vielgcfciertc Josef v. Hammer arbeitete, an cinco
eclatanten Beispiel darzustellen. Herr Ahlwardt kommt nach sorgfältiger Vergleich"""
der v. Hammerschen Uebersetzung mit dem Original, so wie uach verschiedenen andern
Erörterungen sehr gründlicher Art zu dem Schluß, daß v. Hammer zwar eine"
außerordentlichen Arbeitstrieb besessen habe, daß derselbe aber nur in die Breite,
nicht in die Tiefe gegangen sei, daß sein Mangel an philologischer Gründlichkeit n"r
von seinem Mangel an Geschmack übertroffen werde. Unter solchen Umständen
seine Geschichte der arabischen Literatur ein durchaus unbrauchbares Werk geworden,
und Aehnliches gelte von fast allen seinen übrigen Arbeiten aus dem Gebiet des
Arabischen. Sie seien nicht einmal als schätzbares Material einzusehn, sondern Alles
müsse von vorn angefangen werden. Wenn man dieses Urtheil über die Kenntnisse
des betreffenden Orientalisten und über seine Bedeutung für den arabischen Zweig
der morgenländischen Literatur mit dem vergleicht, was andere urteilsfähige Gelehrte
über seine Leistungen auf dem Gebiet des Persischen und Türkischen in den letzten
Jahren gesagt haben, so bleibt von dem Ruhm, den er mit seiner nie rastenden,
Band auf Band häufenden Emsigkeit sich erworben, wenig mehr als der SetM
übrig, und wenn der Redner, der ihm in der k. k. Akademie der Wissenschaften die
Gedächtnißrede hielt, in derselben sagte, Hammer habe "nicht wenig beigetragen, der
deutschen Literatur den Charakter einer Weltliteratur zu geben," und seine Ueber-
setzungen und Nachahmungen der Werke islamitischer Gcistescult'ur trügen, "so >^
das Gepräge ihrer Originale und Quellen, daß sie selbst mehr Producte des Ofen^
als des Westens zu sein scheinen" -- so muß derselbe entweder wenig von der
Sache verstanden oder absichtlich die Wahrheit verkannt haben. Hammer ist berülM
geworden, weil er der erste in Deutschland war, der dies Gebiet anbaute. Er ist ^
geblieben, weil bei der schweren Zugänglichkeit der Quellen, die er benutzte, ein- Co"'
trole seiner Leistungen schwierig war. Wir fügen hinzu, daß Chalef Elahmar ceo"
in den Jahren 110 bis 19" der Hcdschra (730 bis 810 v. Chr.) in Elkufc un°
Elbassra als Dichter und Necitircr älterer Poesien lebte. Sein Gedicht, anfand
eine Elegie auf die Trennung von der Geliebten, geht dann zu Erinnerungen
ein frisches fröhliches Jagd- und Ncitcrlcbcn über und enthält mehre sehr ause^
^ U liebe Bilder aus dem Naturleben in der Wüste.




Verantwortlicher Redacteur: 0. Moritz Busch -- Verlag von F. L. Herd'S
in Leipzig..
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
Literatur.

Chalef Elahmars Qasside. Berichtigter arabischer Text, Uebersetzung und
Commentar mit Benutzung vieler handschriftlichen Quellen. Nebst einer Würdigung
Josefs v. Hammer als Arabisten. Von W. Ahlwardt, Privatdocenten in Greifswald.
Greifswald, (5. A. Koch. 1859. — Diese Schrift gehört in das Bereich unsrer Be¬
sprechung nur insofern, als der Verfasser dabei zugleich sich die Ausgabe gestellt hat,
die Art und Weise, in welcher der vielgcfciertc Josef v. Hammer arbeitete, an cinco
eclatanten Beispiel darzustellen. Herr Ahlwardt kommt nach sorgfältiger Vergleich«»«
der v. Hammerschen Uebersetzung mit dem Original, so wie uach verschiedenen andern
Erörterungen sehr gründlicher Art zu dem Schluß, daß v. Hammer zwar eine»
außerordentlichen Arbeitstrieb besessen habe, daß derselbe aber nur in die Breite,
nicht in die Tiefe gegangen sei, daß sein Mangel an philologischer Gründlichkeit n»r
von seinem Mangel an Geschmack übertroffen werde. Unter solchen Umständen
seine Geschichte der arabischen Literatur ein durchaus unbrauchbares Werk geworden,
und Aehnliches gelte von fast allen seinen übrigen Arbeiten aus dem Gebiet des
Arabischen. Sie seien nicht einmal als schätzbares Material einzusehn, sondern Alles
müsse von vorn angefangen werden. Wenn man dieses Urtheil über die Kenntnisse
des betreffenden Orientalisten und über seine Bedeutung für den arabischen Zweig
der morgenländischen Literatur mit dem vergleicht, was andere urteilsfähige Gelehrte
über seine Leistungen auf dem Gebiet des Persischen und Türkischen in den letzten
Jahren gesagt haben, so bleibt von dem Ruhm, den er mit seiner nie rastenden,
Band auf Band häufenden Emsigkeit sich erworben, wenig mehr als der SetM
übrig, und wenn der Redner, der ihm in der k. k. Akademie der Wissenschaften die
Gedächtnißrede hielt, in derselben sagte, Hammer habe „nicht wenig beigetragen, der
deutschen Literatur den Charakter einer Weltliteratur zu geben," und seine Ueber-
setzungen und Nachahmungen der Werke islamitischer Gcistescult'ur trügen, „so >^
das Gepräge ihrer Originale und Quellen, daß sie selbst mehr Producte des Ofen^
als des Westens zu sein scheinen" — so muß derselbe entweder wenig von der
Sache verstanden oder absichtlich die Wahrheit verkannt haben. Hammer ist berülM
geworden, weil er der erste in Deutschland war, der dies Gebiet anbaute. Er ist ^
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trole seiner Leistungen schwierig war. Wir fügen hinzu, daß Chalef Elahmar ceo«
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Elbassra als Dichter und Necitircr älterer Poesien lebte. Sein Gedicht, anfand
eine Elegie auf die Trennung von der Geliebten, geht dann zu Erinnerungen
ein frisches fröhliches Jagd- und Ncitcrlcbcn über und enthält mehre sehr ause^
^ U liebe Bilder aus dem Naturleben in der Wüste.




Verantwortlicher Redacteur: 0. Moritz Busch — Verlag von F. L. Herd'S
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[0292] Literatur. Chalef Elahmars Qasside. Berichtigter arabischer Text, Uebersetzung und Commentar mit Benutzung vieler handschriftlichen Quellen. Nebst einer Würdigung Josefs v. Hammer als Arabisten. Von W. Ahlwardt, Privatdocenten in Greifswald. Greifswald, (5. A. Koch. 1859. — Diese Schrift gehört in das Bereich unsrer Be¬ sprechung nur insofern, als der Verfasser dabei zugleich sich die Ausgabe gestellt hat, die Art und Weise, in welcher der vielgcfciertc Josef v. Hammer arbeitete, an cinco eclatanten Beispiel darzustellen. Herr Ahlwardt kommt nach sorgfältiger Vergleich«»« der v. Hammerschen Uebersetzung mit dem Original, so wie uach verschiedenen andern Erörterungen sehr gründlicher Art zu dem Schluß, daß v. Hammer zwar eine» außerordentlichen Arbeitstrieb besessen habe, daß derselbe aber nur in die Breite, nicht in die Tiefe gegangen sei, daß sein Mangel an philologischer Gründlichkeit n»r von seinem Mangel an Geschmack übertroffen werde. Unter solchen Umständen seine Geschichte der arabischen Literatur ein durchaus unbrauchbares Werk geworden, und Aehnliches gelte von fast allen seinen übrigen Arbeiten aus dem Gebiet des Arabischen. Sie seien nicht einmal als schätzbares Material einzusehn, sondern Alles müsse von vorn angefangen werden. Wenn man dieses Urtheil über die Kenntnisse des betreffenden Orientalisten und über seine Bedeutung für den arabischen Zweig der morgenländischen Literatur mit dem vergleicht, was andere urteilsfähige Gelehrte über seine Leistungen auf dem Gebiet des Persischen und Türkischen in den letzten Jahren gesagt haben, so bleibt von dem Ruhm, den er mit seiner nie rastenden, Band auf Band häufenden Emsigkeit sich erworben, wenig mehr als der SetM übrig, und wenn der Redner, der ihm in der k. k. Akademie der Wissenschaften die Gedächtnißrede hielt, in derselben sagte, Hammer habe „nicht wenig beigetragen, der deutschen Literatur den Charakter einer Weltliteratur zu geben," und seine Ueber- setzungen und Nachahmungen der Werke islamitischer Gcistescult'ur trügen, „so >^ das Gepräge ihrer Originale und Quellen, daß sie selbst mehr Producte des Ofen^ als des Westens zu sein scheinen" — so muß derselbe entweder wenig von der Sache verstanden oder absichtlich die Wahrheit verkannt haben. Hammer ist berülM geworden, weil er der erste in Deutschland war, der dies Gebiet anbaute. Er ist ^ geblieben, weil bei der schweren Zugänglichkeit der Quellen, die er benutzte, ein- Co"' trole seiner Leistungen schwierig war. Wir fügen hinzu, daß Chalef Elahmar ceo« in den Jahren 110 bis 19» der Hcdschra (730 bis 810 v. Chr.) in Elkufc un° Elbassra als Dichter und Necitircr älterer Poesien lebte. Sein Gedicht, anfand eine Elegie auf die Trennung von der Geliebten, geht dann zu Erinnerungen ein frisches fröhliches Jagd- und Ncitcrlcbcn über und enthält mehre sehr ause^ ^ U liebe Bilder aus dem Naturleben in der Wüste. Verantwortlicher Redacteur: 0. Moritz Busch — Verlag von F. L. Herd'S in Leipzig.. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/292>, abgerufen am 04.05.2024.