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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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auf ein Paar Stellen möchten wir hinweisen, I. S. 92. wo sie die wilden
Leidenschaften schildert, die in ihrem Innern wüthen und sich äußerlich nicht
Luft machen können: "wär ich ein Jäger auf freier Flur, ein Stück nur von
einem Soldaten, wär ich ein Mann doch mindestens nur. so würde der Him¬
mel mir rathen; nun muß ich sitzen so fein und klar, gleich einem artigen
Kinde, und darf nur heimlich lösen mein Haar, und lassen es flattern im
Winde!" Ferner ein wildes, höchst verworrenes Lied. S. 115, in dem sie sich
über ihren Dichterberuf ausspricht: sie habe aus der Tiefe schmerzlichster und
bängster Erinnerungen und Stimmungen die Kraft der Liebe heraufholen sol¬
le": "Schaut in das Auge, das trübe, wo dämmernd sich Erinnrung facht, und
dann wach auf o heil'ge Liebe!" Im Wüstenland der Sahara "steht eine
Blume, farblos und duftcslcer. nichts weih sie als den frommen Thau zu
hüten. und dem Verschmachtenden ihn leis in ihrem Kelche anzubieten." Viel¬
leicht werden einmal die Freunde der Verstorbenen sich veranlaßt sehen, uns
über ihr eigentliches Leben etwas mitzutheilen: bedeutender würde es jeden-
falls s I. S. ein als Vieles, was uns anderwürtig offenbart wird.




-Bilder aus Marokko.
i.

Die nachfolgenden Mittheilungen haben nicht so sehr den Zweck, die
Mncrn Verhältnisse und Zustände Marokkos zu schildern, als vielmehr das in
betracht zu ziehen, was bei dem jetzt eröffneten Feldzug der Spanier gegen
den Sultan vorzüglich in Frage kommt, also die marokkanische Kriegführung
Und die Küstenstädte. Zu einem Zuge des Generals O'Donnell in das Innere,
^es Fez oder gar nach der ältern Hauptstadt Marat'sah. werden es schon die
sauren schwerlich kommen lassen, und ebensowenig ist anzunehmen, daß Spanien
^Um solchen den Schwierigkeiten gegenüber, welche die natürlichen Verhält-
des Landes, der sicher nicht allzu gefüllte Schatz in Madrid und vor
Ottern die englische Politik bieten, überhaupt zu unternehmen wagte. In Be-
^ff der Hafenplätze und der marokkanischen Armee wird bei der allen wehend-
"chen Fortschritt ausschließenden Altersschwäche, welche die afrikanischen Staaten
^ Islam ebenso, ja noch mehr, ergriffen hat wie die asiatischen und euro-


auf ein Paar Stellen möchten wir hinweisen, I. S. 92. wo sie die wilden
Leidenschaften schildert, die in ihrem Innern wüthen und sich äußerlich nicht
Luft machen können: „wär ich ein Jäger auf freier Flur, ein Stück nur von
einem Soldaten, wär ich ein Mann doch mindestens nur. so würde der Him¬
mel mir rathen; nun muß ich sitzen so fein und klar, gleich einem artigen
Kinde, und darf nur heimlich lösen mein Haar, und lassen es flattern im
Winde!" Ferner ein wildes, höchst verworrenes Lied. S. 115, in dem sie sich
über ihren Dichterberuf ausspricht: sie habe aus der Tiefe schmerzlichster und
bängster Erinnerungen und Stimmungen die Kraft der Liebe heraufholen sol¬
le": „Schaut in das Auge, das trübe, wo dämmernd sich Erinnrung facht, und
dann wach auf o heil'ge Liebe!" Im Wüstenland der Sahara „steht eine
Blume, farblos und duftcslcer. nichts weih sie als den frommen Thau zu
hüten. und dem Verschmachtenden ihn leis in ihrem Kelche anzubieten." Viel¬
leicht werden einmal die Freunde der Verstorbenen sich veranlaßt sehen, uns
über ihr eigentliches Leben etwas mitzutheilen: bedeutender würde es jeden-
falls s I. S. ein als Vieles, was uns anderwürtig offenbart wird.




-Bilder aus Marokko.
i.

Die nachfolgenden Mittheilungen haben nicht so sehr den Zweck, die
Mncrn Verhältnisse und Zustände Marokkos zu schildern, als vielmehr das in
betracht zu ziehen, was bei dem jetzt eröffneten Feldzug der Spanier gegen
den Sultan vorzüglich in Frage kommt, also die marokkanische Kriegführung
Und die Küstenstädte. Zu einem Zuge des Generals O'Donnell in das Innere,
^es Fez oder gar nach der ältern Hauptstadt Marat'sah. werden es schon die
sauren schwerlich kommen lassen, und ebensowenig ist anzunehmen, daß Spanien
^Um solchen den Schwierigkeiten gegenüber, welche die natürlichen Verhält-
des Landes, der sicher nicht allzu gefüllte Schatz in Madrid und vor
Ottern die englische Politik bieten, überhaupt zu unternehmen wagte. In Be-
^ff der Hafenplätze und der marokkanischen Armee wird bei der allen wehend-
"chen Fortschritt ausschließenden Altersschwäche, welche die afrikanischen Staaten
^ Islam ebenso, ja noch mehr, ergriffen hat wie die asiatischen und euro-


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[0467] auf ein Paar Stellen möchten wir hinweisen, I. S. 92. wo sie die wilden Leidenschaften schildert, die in ihrem Innern wüthen und sich äußerlich nicht Luft machen können: „wär ich ein Jäger auf freier Flur, ein Stück nur von einem Soldaten, wär ich ein Mann doch mindestens nur. so würde der Him¬ mel mir rathen; nun muß ich sitzen so fein und klar, gleich einem artigen Kinde, und darf nur heimlich lösen mein Haar, und lassen es flattern im Winde!" Ferner ein wildes, höchst verworrenes Lied. S. 115, in dem sie sich über ihren Dichterberuf ausspricht: sie habe aus der Tiefe schmerzlichster und bängster Erinnerungen und Stimmungen die Kraft der Liebe heraufholen sol¬ le": „Schaut in das Auge, das trübe, wo dämmernd sich Erinnrung facht, und dann wach auf o heil'ge Liebe!" Im Wüstenland der Sahara „steht eine Blume, farblos und duftcslcer. nichts weih sie als den frommen Thau zu hüten. und dem Verschmachtenden ihn leis in ihrem Kelche anzubieten." Viel¬ leicht werden einmal die Freunde der Verstorbenen sich veranlaßt sehen, uns über ihr eigentliches Leben etwas mitzutheilen: bedeutender würde es jeden- falls s I. S. ein als Vieles, was uns anderwürtig offenbart wird. -Bilder aus Marokko. i. Die nachfolgenden Mittheilungen haben nicht so sehr den Zweck, die Mncrn Verhältnisse und Zustände Marokkos zu schildern, als vielmehr das in betracht zu ziehen, was bei dem jetzt eröffneten Feldzug der Spanier gegen den Sultan vorzüglich in Frage kommt, also die marokkanische Kriegführung Und die Küstenstädte. Zu einem Zuge des Generals O'Donnell in das Innere, ^es Fez oder gar nach der ältern Hauptstadt Marat'sah. werden es schon die sauren schwerlich kommen lassen, und ebensowenig ist anzunehmen, daß Spanien ^Um solchen den Schwierigkeiten gegenüber, welche die natürlichen Verhält- des Landes, der sicher nicht allzu gefüllte Schatz in Madrid und vor Ottern die englische Politik bieten, überhaupt zu unternehmen wagte. In Be- ^ff der Hafenplätze und der marokkanischen Armee wird bei der allen wehend- "chen Fortschritt ausschließenden Altersschwäche, welche die afrikanischen Staaten ^ Islam ebenso, ja noch mehr, ergriffen hat wie die asiatischen und euro-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/467>, abgerufen am 04.05.2024.