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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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Die Frage über Alesia.*)

Die Stadt Alesia nimmt in der Geschichte eine wichtige Stellung ein.
In dem verzweiflungsvollen Kampfe wider die Römer machte sie Vercingetor,i.r
Zum letzten Bollwerk gallischer Freiheit, und Julius Cäsar verwendete die volle
Sehne seiner Kriegskunst auf ihre Eroberung. Ihr Fall machte den römischen
Konsul zum Inhaber des gallischen Landes, stellte ein schlagfertiges Heer zu
seiner Verfügung, und befähigte ihn, in die italischen Angelegenheiten ge¬
bieterisch einzugreifen. Die Einnahme von Rom, der Kampf bei Pharsalos,
^e Züge nach Aegypten und Kleinasien, die Schlachten von Thapsos und
Munda, und die lebenslängliche Dictatur reihen sich fast ohne Unterbrechung.
die Einnahme von Alesia. So trug dieses Ereignis; seine Wirkungen bis
W die Zeiten des Augustus fort, und wurde zum eigentlichen Marengo des
Reiches der Imperatoren.,

Die Historie hat diese Bedeutung anerkannt. Das Andenken der Kämpfe
b"r Alesia erhielt sich im Munde des Volkes, und die geschichtliche Ueber¬
lieferung blieb während des ganzen Mittelalters frisch und lebendig. Sie
wusste dies um so mehr, da Trümmer und Alterthümer auf dem ehemaligen
^ahlplcche sie bestätigten. Ueber die Lage des alten Alesia waltete daher
"Ach kein Zweifel. Man suchte die alte Stadt, ohne irgend einen Einwand
"u vermuthen, auf einer der Abdachungen. welche sich von der Rückseite der
^te d'or hinabsenken, und verlegte sie aus jene abgestufte kleine Hochebene,
deren Gehänge noch heutzutage ein Flecken gelegen ist. Der obere
Theil heißt Sainte Reine, der untere Alise. Zwei kleine Flüsse, der Oserain
""d die Ose, umschiängcln die Anhöhe, durchschneiden eine Ebene, und fließen
Brenne, und durch diese, den Armamwn und die Yonne der Seine zu. Dieses
stuwnt genau zu dem, was Cäsar von der Gegend berichtet. Derselbe nannte
Alesia die Hauptstadt der Mandubier; aber dieser Name verschwand. Aus
^'r Bevölkerung bildete sich ein Gau. der nach dem ehemaligen Hauptorte
der Gau von Alesia (Mgus ^lesiensiL) genannt wurde, ein Name, der sich
dein heutigen Auxois erhalten hat. Als im achtzehnten Jahrhundert die
^late sich wieder inniger nach der alten Geschichte zurückwandten, ward auch
Alesia Gegenstand der Forschung. Aber alle Untersuchungen bestätigten die



Ich gebe diesen Aussatz als Bruchstück meiner Bemerkungen ans einer Reise nach
^ D, Verf. gund, über welche ich weitere Mittheilungen zu machen gedenke.
Die Frage über Alesia.*)

Die Stadt Alesia nimmt in der Geschichte eine wichtige Stellung ein.
In dem verzweiflungsvollen Kampfe wider die Römer machte sie Vercingetor,i.r
Zum letzten Bollwerk gallischer Freiheit, und Julius Cäsar verwendete die volle
Sehne seiner Kriegskunst auf ihre Eroberung. Ihr Fall machte den römischen
Konsul zum Inhaber des gallischen Landes, stellte ein schlagfertiges Heer zu
seiner Verfügung, und befähigte ihn, in die italischen Angelegenheiten ge¬
bieterisch einzugreifen. Die Einnahme von Rom, der Kampf bei Pharsalos,
^e Züge nach Aegypten und Kleinasien, die Schlachten von Thapsos und
Munda, und die lebenslängliche Dictatur reihen sich fast ohne Unterbrechung.
die Einnahme von Alesia. So trug dieses Ereignis; seine Wirkungen bis
W die Zeiten des Augustus fort, und wurde zum eigentlichen Marengo des
Reiches der Imperatoren.,

Die Historie hat diese Bedeutung anerkannt. Das Andenken der Kämpfe
b"r Alesia erhielt sich im Munde des Volkes, und die geschichtliche Ueber¬
lieferung blieb während des ganzen Mittelalters frisch und lebendig. Sie
wusste dies um so mehr, da Trümmer und Alterthümer auf dem ehemaligen
^ahlplcche sie bestätigten. Ueber die Lage des alten Alesia waltete daher
"Ach kein Zweifel. Man suchte die alte Stadt, ohne irgend einen Einwand
»u vermuthen, auf einer der Abdachungen. welche sich von der Rückseite der
^te d'or hinabsenken, und verlegte sie aus jene abgestufte kleine Hochebene,
deren Gehänge noch heutzutage ein Flecken gelegen ist. Der obere
Theil heißt Sainte Reine, der untere Alise. Zwei kleine Flüsse, der Oserain
""d die Ose, umschiängcln die Anhöhe, durchschneiden eine Ebene, und fließen
Brenne, und durch diese, den Armamwn und die Yonne der Seine zu. Dieses
stuwnt genau zu dem, was Cäsar von der Gegend berichtet. Derselbe nannte
Alesia die Hauptstadt der Mandubier; aber dieser Name verschwand. Aus
^'r Bevölkerung bildete sich ein Gau. der nach dem ehemaligen Hauptorte
der Gau von Alesia (Mgus ^lesiensiL) genannt wurde, ein Name, der sich
dein heutigen Auxois erhalten hat. Als im achtzehnten Jahrhundert die
^late sich wieder inniger nach der alten Geschichte zurückwandten, ward auch
Alesia Gegenstand der Forschung. Aber alle Untersuchungen bestätigten die



Ich gebe diesen Aussatz als Bruchstück meiner Bemerkungen ans einer Reise nach
^ D, Verf. gund, über welche ich weitere Mittheilungen zu machen gedenke.
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[0305] Die Frage über Alesia.*) Die Stadt Alesia nimmt in der Geschichte eine wichtige Stellung ein. In dem verzweiflungsvollen Kampfe wider die Römer machte sie Vercingetor,i.r Zum letzten Bollwerk gallischer Freiheit, und Julius Cäsar verwendete die volle Sehne seiner Kriegskunst auf ihre Eroberung. Ihr Fall machte den römischen Konsul zum Inhaber des gallischen Landes, stellte ein schlagfertiges Heer zu seiner Verfügung, und befähigte ihn, in die italischen Angelegenheiten ge¬ bieterisch einzugreifen. Die Einnahme von Rom, der Kampf bei Pharsalos, ^e Züge nach Aegypten und Kleinasien, die Schlachten von Thapsos und Munda, und die lebenslängliche Dictatur reihen sich fast ohne Unterbrechung. die Einnahme von Alesia. So trug dieses Ereignis; seine Wirkungen bis W die Zeiten des Augustus fort, und wurde zum eigentlichen Marengo des Reiches der Imperatoren., Die Historie hat diese Bedeutung anerkannt. Das Andenken der Kämpfe b"r Alesia erhielt sich im Munde des Volkes, und die geschichtliche Ueber¬ lieferung blieb während des ganzen Mittelalters frisch und lebendig. Sie wusste dies um so mehr, da Trümmer und Alterthümer auf dem ehemaligen ^ahlplcche sie bestätigten. Ueber die Lage des alten Alesia waltete daher "Ach kein Zweifel. Man suchte die alte Stadt, ohne irgend einen Einwand »u vermuthen, auf einer der Abdachungen. welche sich von der Rückseite der ^te d'or hinabsenken, und verlegte sie aus jene abgestufte kleine Hochebene, deren Gehänge noch heutzutage ein Flecken gelegen ist. Der obere Theil heißt Sainte Reine, der untere Alise. Zwei kleine Flüsse, der Oserain ""d die Ose, umschiängcln die Anhöhe, durchschneiden eine Ebene, und fließen Brenne, und durch diese, den Armamwn und die Yonne der Seine zu. Dieses stuwnt genau zu dem, was Cäsar von der Gegend berichtet. Derselbe nannte Alesia die Hauptstadt der Mandubier; aber dieser Name verschwand. Aus ^'r Bevölkerung bildete sich ein Gau. der nach dem ehemaligen Hauptorte der Gau von Alesia (Mgus ^lesiensiL) genannt wurde, ein Name, der sich dein heutigen Auxois erhalten hat. Als im achtzehnten Jahrhundert die ^late sich wieder inniger nach der alten Geschichte zurückwandten, ward auch Alesia Gegenstand der Forschung. Aber alle Untersuchungen bestätigten die Ich gebe diesen Aussatz als Bruchstück meiner Bemerkungen ans einer Reise nach ^ D, Verf. gund, über welche ich weitere Mittheilungen zu machen gedenke.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/305>, abgerufen am 04.05.2024.