Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.Gouverneur von Galatsch gewesen, um jedermann im Gedächtniß zu bleiben, Dieser Name sagte mir nichts. "Bekleidet er gegenwärtig noch einen "Was nennen Sie hohen Posten in diesem Land?" fuhr mich der roth¬ Die Landungsglocke trennte mich von dem gallsüchtigem Scotchman. Ich Oberst Kuza, der mit seinem Begleiter nach Ismail fuhr, winkte mir In Dschingiskhans Heimath. Zu den interessantesten Erscheinungen, welche das vorige Jahr auf dem Gouverneur von Galatsch gewesen, um jedermann im Gedächtniß zu bleiben, Dieser Name sagte mir nichts. „Bekleidet er gegenwärtig noch einen „Was nennen Sie hohen Posten in diesem Land?" fuhr mich der roth¬ Die Landungsglocke trennte mich von dem gallsüchtigem Scotchman. Ich Oberst Kuza, der mit seinem Begleiter nach Ismail fuhr, winkte mir In Dschingiskhans Heimath. Zu den interessantesten Erscheinungen, welche das vorige Jahr auf dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0505" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187457"/> <p xml:id="ID_1449" prev="#ID_1448"> Gouverneur von Galatsch gewesen, um jedermann im Gedächtniß zu bleiben,<lb/> der in dieser lackirten Räuberhöhle eine Zeit seines Daseins, jedenfalls die<lb/> schlimmste desselben, zuzubringen gezwungen war. Es ist der Oberst Kuza.^</p><lb/> <p xml:id="ID_1450"> Dieser Name sagte mir nichts. „Bekleidet er gegenwärtig noch einen<lb/> solchen ho.hen Posten?" frug ich weiter.</p><lb/> <p xml:id="ID_1451"> „Was nennen Sie hohen Posten in diesem Land?" fuhr mich der roth¬<lb/> borstige Barbar an. „Wer Hierzuland die rechten Wege kennt, und sie zu<lb/> wandeln sich nicht scheut, der gelangt auf jeden Posten, dem er entgegensteuert.<lb/> Dieser da hat schon mehr als eine Rolle gespielt. Jetzt ist er Oberst. Auf<lb/> dreihundert Soldaten gibt es in der Moldau mindestens fünfhundert Obersten.<lb/> Wer dem Kaimakam hübsch um den Bart geht, ihm von Zeit zu Zeit ein<lb/> unverzinsliches Darlehn verschafft und erfolgreich für ihn kuppelt, der erhält<lb/> das Patent eines Obersten und damit hotta!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1452"> Die Landungsglocke trennte mich von dem gallsüchtigem Scotchman. Ich<lb/> nahm meine Reisetasche und betrat sinnig, me-g. mseum v«rtan8 den Boden<lb/> der Dvbrudscha. zunächst aufsuchend das „deutsche Gasthaus" des Herrn Franz<lb/> Ringier, welches ich allen meinen Nachfolgern hiermit bestens empfohlen haben<lb/> will, was um so wirksamer sein wird, da es kein anderes gibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1453"> Oberst Kuza, der mit seinem Begleiter nach Ismail fuhr, winkte mir<lb/> vom Verdeck aus würdig ein Lebewohl zu; ich bin mindestens fest überzeugt,<lb/> daß es mir gegolten und nicht dem türkischen Pascha und seiner Suite, für<lb/> welche stattliche Carrossen bereit standen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> In Dschingiskhans Heimath.</head><lb/> <p xml:id="ID_1454" next="#ID_1455"> Zu den interessantesten Erscheinungen, welche das vorige Jahr auf dem<lb/> Gebiet der Reisebeschreibung gebracht hat, gehört Atkinsons Werk „'Aosta-n<lb/> anÄ Orionwl SilxzM" (London, Hurst und Blackett). Während Livingstone<lb/> das Innere Südafrikas aufschloß und unter den Völkern am Zambesi den ersten<lb/> Samen der Civilisation ausstreute, während Barth die geheimnißvollen Neger-<lb/> länder hinter der Sahara durchwanderte, die Räthsel von Timbuktu löste und<lb/> den Schleier lüftete, der die Quellen des Niger und des Tschndsees verhüllte,<lb/> durchstreifte Atkinson, nicht minder kühn und beharrlich, in siebenjähriger<lb/> Wanderung die Steppen und Felsenwildnisse des Mongolenlandes. Die Ge¬<lb/> genden, die er uns schildert, sind die, wo die weltgeschichtlichen Orkane sich<lb/> zusammenzogen, die unter dem Namen der Hunnen- und Tartarenzüge Asien</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0505]
Gouverneur von Galatsch gewesen, um jedermann im Gedächtniß zu bleiben,
der in dieser lackirten Räuberhöhle eine Zeit seines Daseins, jedenfalls die
schlimmste desselben, zuzubringen gezwungen war. Es ist der Oberst Kuza.^
Dieser Name sagte mir nichts. „Bekleidet er gegenwärtig noch einen
solchen ho.hen Posten?" frug ich weiter.
„Was nennen Sie hohen Posten in diesem Land?" fuhr mich der roth¬
borstige Barbar an. „Wer Hierzuland die rechten Wege kennt, und sie zu
wandeln sich nicht scheut, der gelangt auf jeden Posten, dem er entgegensteuert.
Dieser da hat schon mehr als eine Rolle gespielt. Jetzt ist er Oberst. Auf
dreihundert Soldaten gibt es in der Moldau mindestens fünfhundert Obersten.
Wer dem Kaimakam hübsch um den Bart geht, ihm von Zeit zu Zeit ein
unverzinsliches Darlehn verschafft und erfolgreich für ihn kuppelt, der erhält
das Patent eines Obersten und damit hotta!"
Die Landungsglocke trennte mich von dem gallsüchtigem Scotchman. Ich
nahm meine Reisetasche und betrat sinnig, me-g. mseum v«rtan8 den Boden
der Dvbrudscha. zunächst aufsuchend das „deutsche Gasthaus" des Herrn Franz
Ringier, welches ich allen meinen Nachfolgern hiermit bestens empfohlen haben
will, was um so wirksamer sein wird, da es kein anderes gibt.
Oberst Kuza, der mit seinem Begleiter nach Ismail fuhr, winkte mir
vom Verdeck aus würdig ein Lebewohl zu; ich bin mindestens fest überzeugt,
daß es mir gegolten und nicht dem türkischen Pascha und seiner Suite, für
welche stattliche Carrossen bereit standen.
In Dschingiskhans Heimath.
Zu den interessantesten Erscheinungen, welche das vorige Jahr auf dem
Gebiet der Reisebeschreibung gebracht hat, gehört Atkinsons Werk „'Aosta-n
anÄ Orionwl SilxzM" (London, Hurst und Blackett). Während Livingstone
das Innere Südafrikas aufschloß und unter den Völkern am Zambesi den ersten
Samen der Civilisation ausstreute, während Barth die geheimnißvollen Neger-
länder hinter der Sahara durchwanderte, die Räthsel von Timbuktu löste und
den Schleier lüftete, der die Quellen des Niger und des Tschndsees verhüllte,
durchstreifte Atkinson, nicht minder kühn und beharrlich, in siebenjähriger
Wanderung die Steppen und Felsenwildnisse des Mongolenlandes. Die Ge¬
genden, die er uns schildert, sind die, wo die weltgeschichtlichen Orkane sich
zusammenzogen, die unter dem Namen der Hunnen- und Tartarenzüge Asien
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