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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Liederbuch für Turner

von Timm; mit Singweiscn von Stcchert.
5, Aufl., Wismar, hinstorff. -- Eine vortreffliche Sammlung. -- Eine gleiche Em¬
pfehlung verdient das deutsche Volksbuch von Mettler (Hamburg, Cettler)-
der Ausdruck, nützliches Allerlei, ist hier mit vollem Recht anzuwenden. --




Naturlvissenschast.

Einen wie großen Umfang innerhalb der populären Literatur die Naturwissen-
schaft einnimmt, ist bekannt; da unsere eigentliche Aufgabe nach einer andern Rich¬
tung liegt, haben wir dieser Seite unsers nationalen Denkens und Empfindens
weniger Aufmerksamkeit zuwenden können. --- Mit einem Buch sei uns gestattet
eine Ausnahme zu machen, das uns ebenso durch seine Behandlung als durch sei¬
nen Stoff angezogen hat! "Das Leben der Natur im Kreislauf des Jahres.
Seine heimischen Erscheinungen im harmonischen Zusammenhang dargestellt von
Her man Po sehe" (Braunschweig, Westermann.) -- Der Verfasser stellt, nach den
vier Jahreszeiten abgetheilt, die astronomischen und physikalischen Zustände der Erde
und das Leben der drei Naturreiche, auf streng wissenschaftlicher Basis, und doch
so sinnig und anschaulich dar, daß man das ganze Buch mit dem größten Interesse wie
einen Roman durchlesen kann. Es Hütte der poetischen Zuthaten, mit denen er seine Dar¬
stellung ausschmückt, gar nicht bedurft; der ganze Gedanke ist poetisch: die ganze Natur in
ein beständiges Leben aufzulösen. Mit dem Begriff des Pantheismus ist viel Mi߬
brauch getrieben, hier kommt er zu einer positiven Geltung. -- Nur theilweise der
Naturwissenschaft gehört ein zweites Buch arn "Die Symbolik und Mythologie
der Natur, von I. B. Friedreich " (Würzburg, Stahel). -- Die gesammten Natur¬
reiche werden durchgenommen, und alles aufgespeichert, was sich in Sage, Mythus, Religion
an die einzelnen Gegenstände der Natur bedeutsames anknüpfte, und zwar in sämmtlichen
Religionen der Welt. Da man längst zu der Einsicht gekommen ist, den Aber¬
glauben des Volks als ein psychologisch und historisch wichtiges Phänomen zergliedern
zu müssen, so ist die Gelehrsamkeit, mit welcher der Verfasser diesen ungeheuren Stoss
wissenschaftlich und zugleich bequem für den Handgebrauch zu ordnen gesucht hat,
nicht verschwendet; sür manche gewagte Hypothese möchten wir natürlich nicht ein¬
treten. Die Darstellung könnte mitunter einfacher sein, obgleich wir zugeben, daß
der Stoff die poctisircnde Behandlung sehr nahe legt. -- Uebrigens zeigt sich auch
darin ein erfreulicher Fortschritt gegen die Symbolik zu Anfang des Jahrhunderts,
daß die objective Darstellung wenigstens überall der Auslegung vorangeht. -- Von
O erst et's "Geist in der Natur" ist bereits die vierte Auflage erschienen (Leipzig,
Lorck.) -- >




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: Moritz Busch -- Verlag von F. L. Hcrbig,
in Leipzig
Druck von C. E. Elbett in Leipzig
Liederbuch für Turner

von Timm; mit Singweiscn von Stcchert.
5, Aufl., Wismar, hinstorff. — Eine vortreffliche Sammlung. — Eine gleiche Em¬
pfehlung verdient das deutsche Volksbuch von Mettler (Hamburg, Cettler)-
der Ausdruck, nützliches Allerlei, ist hier mit vollem Recht anzuwenden. —




Naturlvissenschast.

Einen wie großen Umfang innerhalb der populären Literatur die Naturwissen-
schaft einnimmt, ist bekannt; da unsere eigentliche Aufgabe nach einer andern Rich¬
tung liegt, haben wir dieser Seite unsers nationalen Denkens und Empfindens
weniger Aufmerksamkeit zuwenden können. -— Mit einem Buch sei uns gestattet
eine Ausnahme zu machen, das uns ebenso durch seine Behandlung als durch sei¬
nen Stoff angezogen hat! „Das Leben der Natur im Kreislauf des Jahres.
Seine heimischen Erscheinungen im harmonischen Zusammenhang dargestellt von
Her man Po sehe" (Braunschweig, Westermann.) — Der Verfasser stellt, nach den
vier Jahreszeiten abgetheilt, die astronomischen und physikalischen Zustände der Erde
und das Leben der drei Naturreiche, auf streng wissenschaftlicher Basis, und doch
so sinnig und anschaulich dar, daß man das ganze Buch mit dem größten Interesse wie
einen Roman durchlesen kann. Es Hütte der poetischen Zuthaten, mit denen er seine Dar¬
stellung ausschmückt, gar nicht bedurft; der ganze Gedanke ist poetisch: die ganze Natur in
ein beständiges Leben aufzulösen. Mit dem Begriff des Pantheismus ist viel Mi߬
brauch getrieben, hier kommt er zu einer positiven Geltung. — Nur theilweise der
Naturwissenschaft gehört ein zweites Buch arn „Die Symbolik und Mythologie
der Natur, von I. B. Friedreich " (Würzburg, Stahel). — Die gesammten Natur¬
reiche werden durchgenommen, und alles aufgespeichert, was sich in Sage, Mythus, Religion
an die einzelnen Gegenstände der Natur bedeutsames anknüpfte, und zwar in sämmtlichen
Religionen der Welt. Da man längst zu der Einsicht gekommen ist, den Aber¬
glauben des Volks als ein psychologisch und historisch wichtiges Phänomen zergliedern
zu müssen, so ist die Gelehrsamkeit, mit welcher der Verfasser diesen ungeheuren Stoss
wissenschaftlich und zugleich bequem für den Handgebrauch zu ordnen gesucht hat,
nicht verschwendet; sür manche gewagte Hypothese möchten wir natürlich nicht ein¬
treten. Die Darstellung könnte mitunter einfacher sein, obgleich wir zugeben, daß
der Stoff die poctisircnde Behandlung sehr nahe legt. — Uebrigens zeigt sich auch
darin ein erfreulicher Fortschritt gegen die Symbolik zu Anfang des Jahrhunderts,
daß die objective Darstellung wenigstens überall der Auslegung vorangeht. — Von
O erst et's „Geist in der Natur" ist bereits die vierte Auflage erschienen (Leipzig,
Lorck.) — >




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: Moritz Busch — Verlag von F. L. Hcrbig,
in Leipzig
Druck von C. E. Elbett in Leipzig
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/132>, abgerufen am 29.04.2024.