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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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entwickelt haben, eine gewisse Arglist erblicken und daß ihr Urtheil unsere?
Ehre nachtheilig sein dürfte.

N. Seien Sie ohne Sorge. Ick? werde meine Worte zu wühlen und
den Vorwurf eines Wortbruches sorgfältig zu vermeiden wissen. In der Po¬
litik kommt viles auf die Form an, in die man die Dinge einkleidet, zumal
wenn der Zweck ein guter ist. Ich werde mich so einzurichten wissen, daß es
der Welt scheinen muß, als sei ich wider Willen durch den Gang und die
Gewalt der Ereignisse gezwungen worden, dein Nationalwillen der Italiener
nachzugeben. Niemand wird ahnen, daß es in Gemäßheit eines festen, im
Voraus klar geordneten Planes und im vollsten Einverständniß mit Ew. Maj.
geschieht. Die Presse wird eine Zeit lang meine Politik mysteriös, schwankend,
inconsequent finden. Aber verlassen Sie sich darauf, wenn die Resultate zu
Tage liegen und feststehen, so wird der Beifall, vielleicht die Bewunderung der
ganzen civilisirten Welt uns belohnen; denn man wird einsehen, daß es ruhm¬
voller und dankenswerther ist, ein großes Ziel durch Klugheit zu erreichen, als
durch blutige Gewalt.

V. E. Das gebe Gott! Ich wage noch nicht recht es zu hoffen. So
viel aber weiß ich, daß Machiavelli, wenn er alles, was Sie mir gesagt ha¬
ben, mit >angehört hätte, gern eingestehen würde, daß das neunzehnte Jahr¬
hundert einen großem Politiker hervorgebracht hat, als das seinige.


H.


Die Scharsschützenbelveguiig in Enljlnnv.

Wenn es im vorigen Herbst fehl-n. als ob ein Krieg zwischen England
und Frankreich nicht zu den Unmöglichkeiten gehörte, gewisse deutsche Blätter
schon Visionen hatten, in denen sie Zuaven und Tnrkos im Hydcpark spazie¬
ren gehen sahen, und selbst weniger phantasievolle Politiker des Festlandes
bedenklich wurden über die Art, wie man sich am Kanal die Waffen zeigte,
so haben die letzten Wochen allerdings in diesem Stand der Dinge viel ver¬
ändert. Jene Visionen der Propheten unsrer Reaction haben Klageliedern,
jene Bedenken der Ueberzeugung Raum gegeben, daß das gute Einvernehmen
zwischen England und dem Kaiser der Franzosen nicht nur vorläufig nicht ge¬
stört werden, sondern sich stärker befestigen wird als je zuvor. Napoleon hat


entwickelt haben, eine gewisse Arglist erblicken und daß ihr Urtheil unsere?
Ehre nachtheilig sein dürfte.

N. Seien Sie ohne Sorge. Ick? werde meine Worte zu wühlen und
den Vorwurf eines Wortbruches sorgfältig zu vermeiden wissen. In der Po¬
litik kommt viles auf die Form an, in die man die Dinge einkleidet, zumal
wenn der Zweck ein guter ist. Ich werde mich so einzurichten wissen, daß es
der Welt scheinen muß, als sei ich wider Willen durch den Gang und die
Gewalt der Ereignisse gezwungen worden, dein Nationalwillen der Italiener
nachzugeben. Niemand wird ahnen, daß es in Gemäßheit eines festen, im
Voraus klar geordneten Planes und im vollsten Einverständniß mit Ew. Maj.
geschieht. Die Presse wird eine Zeit lang meine Politik mysteriös, schwankend,
inconsequent finden. Aber verlassen Sie sich darauf, wenn die Resultate zu
Tage liegen und feststehen, so wird der Beifall, vielleicht die Bewunderung der
ganzen civilisirten Welt uns belohnen; denn man wird einsehen, daß es ruhm¬
voller und dankenswerther ist, ein großes Ziel durch Klugheit zu erreichen, als
durch blutige Gewalt.

V. E. Das gebe Gott! Ich wage noch nicht recht es zu hoffen. So
viel aber weiß ich, daß Machiavelli, wenn er alles, was Sie mir gesagt ha¬
ben, mit >angehört hätte, gern eingestehen würde, daß das neunzehnte Jahr¬
hundert einen großem Politiker hervorgebracht hat, als das seinige.


H.


Die Scharsschützenbelveguiig in Enljlnnv.

Wenn es im vorigen Herbst fehl-n. als ob ein Krieg zwischen England
und Frankreich nicht zu den Unmöglichkeiten gehörte, gewisse deutsche Blätter
schon Visionen hatten, in denen sie Zuaven und Tnrkos im Hydcpark spazie¬
ren gehen sahen, und selbst weniger phantasievolle Politiker des Festlandes
bedenklich wurden über die Art, wie man sich am Kanal die Waffen zeigte,
so haben die letzten Wochen allerdings in diesem Stand der Dinge viel ver¬
ändert. Jene Visionen der Propheten unsrer Reaction haben Klageliedern,
jene Bedenken der Ueberzeugung Raum gegeben, daß das gute Einvernehmen
zwischen England und dem Kaiser der Franzosen nicht nur vorläufig nicht ge¬
stört werden, sondern sich stärker befestigen wird als je zuvor. Napoleon hat


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[0266] entwickelt haben, eine gewisse Arglist erblicken und daß ihr Urtheil unsere? Ehre nachtheilig sein dürfte. N. Seien Sie ohne Sorge. Ick? werde meine Worte zu wühlen und den Vorwurf eines Wortbruches sorgfältig zu vermeiden wissen. In der Po¬ litik kommt viles auf die Form an, in die man die Dinge einkleidet, zumal wenn der Zweck ein guter ist. Ich werde mich so einzurichten wissen, daß es der Welt scheinen muß, als sei ich wider Willen durch den Gang und die Gewalt der Ereignisse gezwungen worden, dein Nationalwillen der Italiener nachzugeben. Niemand wird ahnen, daß es in Gemäßheit eines festen, im Voraus klar geordneten Planes und im vollsten Einverständniß mit Ew. Maj. geschieht. Die Presse wird eine Zeit lang meine Politik mysteriös, schwankend, inconsequent finden. Aber verlassen Sie sich darauf, wenn die Resultate zu Tage liegen und feststehen, so wird der Beifall, vielleicht die Bewunderung der ganzen civilisirten Welt uns belohnen; denn man wird einsehen, daß es ruhm¬ voller und dankenswerther ist, ein großes Ziel durch Klugheit zu erreichen, als durch blutige Gewalt. V. E. Das gebe Gott! Ich wage noch nicht recht es zu hoffen. So viel aber weiß ich, daß Machiavelli, wenn er alles, was Sie mir gesagt ha¬ ben, mit >angehört hätte, gern eingestehen würde, daß das neunzehnte Jahr¬ hundert einen großem Politiker hervorgebracht hat, als das seinige. H. Die Scharsschützenbelveguiig in Enljlnnv. Wenn es im vorigen Herbst fehl-n. als ob ein Krieg zwischen England und Frankreich nicht zu den Unmöglichkeiten gehörte, gewisse deutsche Blätter schon Visionen hatten, in denen sie Zuaven und Tnrkos im Hydcpark spazie¬ ren gehen sahen, und selbst weniger phantasievolle Politiker des Festlandes bedenklich wurden über die Art, wie man sich am Kanal die Waffen zeigte, so haben die letzten Wochen allerdings in diesem Stand der Dinge viel ver¬ ändert. Jene Visionen der Propheten unsrer Reaction haben Klageliedern, jene Bedenken der Ueberzeugung Raum gegeben, daß das gute Einvernehmen zwischen England und dem Kaiser der Franzosen nicht nur vorläufig nicht ge¬ stört werden, sondern sich stärker befestigen wird als je zuvor. Napoleon hat

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/266>, abgerufen am 29.04.2024.