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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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jenigen unsrer Landsleute, die sich in San Paulo angesiedelt haben. Wir behalten
uns eine Zusammenstellung des Wissenswerthesten aus diesen und andern Abschnitten
vor und empfehlen inzwischen das Buch allen denen, die nach dieser Richtung ein
besonderes Interesse haben, als ebenso zuverlässig wie unterhaltend.


Reise in Ostsibirien von Bulitschef. Aus dem Russischen von G. Baum-

garten. Erster Band. Leipzig, Verlag von B. Schlicke, 1858.

Der Verfasser des
Buches ist Mitglied der kaiserlichen geographischen Gesellschaft in Petersburg und
hat im Auftrag seiner Negierung Sibirien vom Ural bis zum Peter-Paulshafen
und das ganze transbaitalische Gebiet durchreist, um die Sitten und Gcbrünchc
der daselbst lebenden Völkerstämme kennen zu lernen, die klimatischen Verhältnisse
zu beobachten und über die Erwerbszweige der Bewohner und die Ertragsfähigkeit
des Bodens Erörterungen anzustellen. Die Resultate seiner Forschungen sind von
wissenschaftlichem Werth. Der erste Band handelt vorzüglich von den Gegenden Si¬
biriens, welche von Tungusen und Jakuten bewohnt sind. Wir werden nach Voll¬
endung des Werkes Einiges im Auszug daraus mittheilen.




Ausruf an das deutsche Volk.

Vor wenig Wochen beging Deutschland den Geburtstag unseres Arndt als
einen allgemeinen Jubcltag, von allen Seiten wetteiferte man mit Grüßen und
Glückwünschen, Festgaben und Ehrenbezeugungen das allverehrte Haupt zu schmücken.
Im Vollgenuß der Frende, im Vollgefühl körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische,
die auch ein Alter von 90 Jahren nicht schwächen konnte, wurde er durch einen
sausten Tod von uns genommen. Es gilt jetzt, sein Andenken würdig seines Volkes
zu ehren und zu bewahren. In allen Gegenden unseres Vaterlandes sind große"
Männern Standbilder errichtet zum Zeugniß, daß Deutschland erkennt, es ehre sich
selbst, indem es die Männer seines Ruhmes und seiner Liebe ehrt. Vor Vielen ist
Ernst Moritz Arndt der Mann, dem diese Anerkennung, dieser Dank gebührt.
Nicht dem Dichter, nicht dem Forscher, nicht dem Lehrer gilt es, es gilt dem gan¬
zen deutschen Manne, den das Volk seinen Arndt, seinen alten Vater Arndt nennt,
weil es in ihm die besten Tugenden, die edelsten Bestrebungen, die theuersten Er¬
innerungen des deutschen Volks wie in einem Bilde anschaut. Dem Vaterlands ge¬
hörte Arndt mit ganzer Seele und mit vollem Herzen an, für Deutschlands Frei¬
heit und Einigkeit, Ehre und Recht, Sitte und Sprache hat er sein langes Leben


jenigen unsrer Landsleute, die sich in San Paulo angesiedelt haben. Wir behalten
uns eine Zusammenstellung des Wissenswerthesten aus diesen und andern Abschnitten
vor und empfehlen inzwischen das Buch allen denen, die nach dieser Richtung ein
besonderes Interesse haben, als ebenso zuverlässig wie unterhaltend.


Reise in Ostsibirien von Bulitschef. Aus dem Russischen von G. Baum-

garten. Erster Band. Leipzig, Verlag von B. Schlicke, 1858.

Der Verfasser des
Buches ist Mitglied der kaiserlichen geographischen Gesellschaft in Petersburg und
hat im Auftrag seiner Negierung Sibirien vom Ural bis zum Peter-Paulshafen
und das ganze transbaitalische Gebiet durchreist, um die Sitten und Gcbrünchc
der daselbst lebenden Völkerstämme kennen zu lernen, die klimatischen Verhältnisse
zu beobachten und über die Erwerbszweige der Bewohner und die Ertragsfähigkeit
des Bodens Erörterungen anzustellen. Die Resultate seiner Forschungen sind von
wissenschaftlichem Werth. Der erste Band handelt vorzüglich von den Gegenden Si¬
biriens, welche von Tungusen und Jakuten bewohnt sind. Wir werden nach Voll¬
endung des Werkes Einiges im Auszug daraus mittheilen.




Ausruf an das deutsche Volk.

Vor wenig Wochen beging Deutschland den Geburtstag unseres Arndt als
einen allgemeinen Jubcltag, von allen Seiten wetteiferte man mit Grüßen und
Glückwünschen, Festgaben und Ehrenbezeugungen das allverehrte Haupt zu schmücken.
Im Vollgenuß der Frende, im Vollgefühl körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische,
die auch ein Alter von 90 Jahren nicht schwächen konnte, wurde er durch einen
sausten Tod von uns genommen. Es gilt jetzt, sein Andenken würdig seines Volkes
zu ehren und zu bewahren. In allen Gegenden unseres Vaterlandes sind große»
Männern Standbilder errichtet zum Zeugniß, daß Deutschland erkennt, es ehre sich
selbst, indem es die Männer seines Ruhmes und seiner Liebe ehrt. Vor Vielen ist
Ernst Moritz Arndt der Mann, dem diese Anerkennung, dieser Dank gebührt.
Nicht dem Dichter, nicht dem Forscher, nicht dem Lehrer gilt es, es gilt dem gan¬
zen deutschen Manne, den das Volk seinen Arndt, seinen alten Vater Arndt nennt,
weil es in ihm die besten Tugenden, die edelsten Bestrebungen, die theuersten Er¬
innerungen des deutschen Volks wie in einem Bilde anschaut. Dem Vaterlands ge¬
hörte Arndt mit ganzer Seele und mit vollem Herzen an, für Deutschlands Frei¬
heit und Einigkeit, Ehre und Recht, Sitte und Sprache hat er sein langes Leben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/371>, abgerufen am 29.04.2024.