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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. II. Band.

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1.

Koblenz den 2. Mai 1816.

Sie wollen mein, verehrter Herr Professor, meinen herzlichen Dank em¬
pfangen für Ihre mir übersandten Werke. Die Schweitzerreise habe ich eben
angefangen zu lesen -- soviel nämUch andere geistlosere Lesereien es mir ge¬
statten -- und darin eine gediegene Speise gefunden, wie man sie nur selten
antrifft. Ich sage Ihnen dies mit nur flüchtigen Zügen, weil mir jetzt we¬
nig Zeit gelassen ist zu schreiben und weil die Absicht dieses Briefes ist, eine
Bitte an Sie gelangen zu lassen, nämlich, falls ein Mechanikus in Düsseldorf
ist, einen Reisestock mit darin angebrachten Höhenmesser, in der Art als ein
solcher in Ihrer Reisebeschreibung abgebildet ist, machen zu lassen und mir
selbigen vor meiner Abreise zuzusenden, damit ich solchen auf den böhmischen
und andern Bergen gebrauchen kann. Ich habe das Zutrauen, daß Sie mir
diese Gefälligkeit nicht versagen werden, wenn Sie können.

Wenn mich der Zustand meiner Gesundheit wieder in das Rheinthal zu¬
rückführt, so will ich Ihnen schon jetzt den Wunsch ausdrücken, daß Sie Ihren
Besuch in Koblenz wiederholen, aber so gefällig sein mögen, denselben zu ver¬
längern, damit wir zugleich lernend uns erfreuen mögen.


Ich bitte Sie, die Versicherung meiner wohlbegründeten Hochachtung an¬
zunehmen und meiner mit Wohlwollen eingedenk zu sein.
v. Gneisenau.
2.

Coblenz, den 23. Juny 1816. >


Mein verehrter Herr Professor.

Für Ihren so sehr anziehenden Brief wollen Sie, verehrter Herr Pro¬
fessor, meinen herzlichen Dank hinnehmen, so wie für die darin enthaltene
Nachweisung, wo ich den Höhenbarometer zu suchen habe. Ich werde damit
und mit Anleitung Ihrer Schrift über barometrische Messungen die böhmischen,
schlesischen und vielleicht auch die schweizer Gebirge durchwandern, so viel
als meine Beine zulassen.

In Absicht auf meine vorhabende Reise hatte ich meine ganz besondern
Entwürfe und zwar auf Sie selbst, mein hochgeachteter Freund.

Ich hielt Sie bis vor Kurzem für einen Privatgelehrten, der, wie diese
Klasse von Männern, von dem Verhängniß nicht mit Glücksgütern ausgestattet,
von dem Ertrag seiner gelehrten Arbeiten lebt. Da hatte ich denn den Ein
fall, Ihnen, weil ich Sie lieb gewonnen habe, und sofern es Ihnen genehm
wäre, eine Art Ferien zu machen und Ihnen anzubieten mit mir nach Carls¬
bad. Töplitz. Schlesien und vielleicht der Schweiz zu gehen. Außer der An¬
nehmlichkeit Ihres Umganges hatte ich dabei noch andere Bordseite im Auge,
nämlich von den Abfällen Ihrer Gelehrsamkeit eines und das andere für


1.

Koblenz den 2. Mai 1816.

Sie wollen mein, verehrter Herr Professor, meinen herzlichen Dank em¬
pfangen für Ihre mir übersandten Werke. Die Schweitzerreise habe ich eben
angefangen zu lesen — soviel nämUch andere geistlosere Lesereien es mir ge¬
statten — und darin eine gediegene Speise gefunden, wie man sie nur selten
antrifft. Ich sage Ihnen dies mit nur flüchtigen Zügen, weil mir jetzt we¬
nig Zeit gelassen ist zu schreiben und weil die Absicht dieses Briefes ist, eine
Bitte an Sie gelangen zu lassen, nämlich, falls ein Mechanikus in Düsseldorf
ist, einen Reisestock mit darin angebrachten Höhenmesser, in der Art als ein
solcher in Ihrer Reisebeschreibung abgebildet ist, machen zu lassen und mir
selbigen vor meiner Abreise zuzusenden, damit ich solchen auf den böhmischen
und andern Bergen gebrauchen kann. Ich habe das Zutrauen, daß Sie mir
diese Gefälligkeit nicht versagen werden, wenn Sie können.

Wenn mich der Zustand meiner Gesundheit wieder in das Rheinthal zu¬
rückführt, so will ich Ihnen schon jetzt den Wunsch ausdrücken, daß Sie Ihren
Besuch in Koblenz wiederholen, aber so gefällig sein mögen, denselben zu ver¬
längern, damit wir zugleich lernend uns erfreuen mögen.


Ich bitte Sie, die Versicherung meiner wohlbegründeten Hochachtung an¬
zunehmen und meiner mit Wohlwollen eingedenk zu sein.
v. Gneisenau.
2.

Coblenz, den 23. Juny 1816. >


Mein verehrter Herr Professor.

Für Ihren so sehr anziehenden Brief wollen Sie, verehrter Herr Pro¬
fessor, meinen herzlichen Dank hinnehmen, so wie für die darin enthaltene
Nachweisung, wo ich den Höhenbarometer zu suchen habe. Ich werde damit
und mit Anleitung Ihrer Schrift über barometrische Messungen die böhmischen,
schlesischen und vielleicht auch die schweizer Gebirge durchwandern, so viel
als meine Beine zulassen.

In Absicht auf meine vorhabende Reise hatte ich meine ganz besondern
Entwürfe und zwar auf Sie selbst, mein hochgeachteter Freund.

Ich hielt Sie bis vor Kurzem für einen Privatgelehrten, der, wie diese
Klasse von Männern, von dem Verhängniß nicht mit Glücksgütern ausgestattet,
von dem Ertrag seiner gelehrten Arbeiten lebt. Da hatte ich denn den Ein
fall, Ihnen, weil ich Sie lieb gewonnen habe, und sofern es Ihnen genehm
wäre, eine Art Ferien zu machen und Ihnen anzubieten mit mir nach Carls¬
bad. Töplitz. Schlesien und vielleicht der Schweiz zu gehen. Außer der An¬
nehmlichkeit Ihres Umganges hatte ich dabei noch andere Bordseite im Auge,
nämlich von den Abfällen Ihrer Gelehrsamkeit eines und das andere für


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[0020] 1. Koblenz den 2. Mai 1816. Sie wollen mein, verehrter Herr Professor, meinen herzlichen Dank em¬ pfangen für Ihre mir übersandten Werke. Die Schweitzerreise habe ich eben angefangen zu lesen — soviel nämUch andere geistlosere Lesereien es mir ge¬ statten — und darin eine gediegene Speise gefunden, wie man sie nur selten antrifft. Ich sage Ihnen dies mit nur flüchtigen Zügen, weil mir jetzt we¬ nig Zeit gelassen ist zu schreiben und weil die Absicht dieses Briefes ist, eine Bitte an Sie gelangen zu lassen, nämlich, falls ein Mechanikus in Düsseldorf ist, einen Reisestock mit darin angebrachten Höhenmesser, in der Art als ein solcher in Ihrer Reisebeschreibung abgebildet ist, machen zu lassen und mir selbigen vor meiner Abreise zuzusenden, damit ich solchen auf den böhmischen und andern Bergen gebrauchen kann. Ich habe das Zutrauen, daß Sie mir diese Gefälligkeit nicht versagen werden, wenn Sie können. Wenn mich der Zustand meiner Gesundheit wieder in das Rheinthal zu¬ rückführt, so will ich Ihnen schon jetzt den Wunsch ausdrücken, daß Sie Ihren Besuch in Koblenz wiederholen, aber so gefällig sein mögen, denselben zu ver¬ längern, damit wir zugleich lernend uns erfreuen mögen. Ich bitte Sie, die Versicherung meiner wohlbegründeten Hochachtung an¬ zunehmen und meiner mit Wohlwollen eingedenk zu sein. v. Gneisenau. 2. Coblenz, den 23. Juny 1816. > Mein verehrter Herr Professor. Für Ihren so sehr anziehenden Brief wollen Sie, verehrter Herr Pro¬ fessor, meinen herzlichen Dank hinnehmen, so wie für die darin enthaltene Nachweisung, wo ich den Höhenbarometer zu suchen habe. Ich werde damit und mit Anleitung Ihrer Schrift über barometrische Messungen die böhmischen, schlesischen und vielleicht auch die schweizer Gebirge durchwandern, so viel als meine Beine zulassen. In Absicht auf meine vorhabende Reise hatte ich meine ganz besondern Entwürfe und zwar auf Sie selbst, mein hochgeachteter Freund. Ich hielt Sie bis vor Kurzem für einen Privatgelehrten, der, wie diese Klasse von Männern, von dem Verhängniß nicht mit Glücksgütern ausgestattet, von dem Ertrag seiner gelehrten Arbeiten lebt. Da hatte ich denn den Ein fall, Ihnen, weil ich Sie lieb gewonnen habe, und sofern es Ihnen genehm wäre, eine Art Ferien zu machen und Ihnen anzubieten mit mir nach Carls¬ bad. Töplitz. Schlesien und vielleicht der Schweiz zu gehen. Außer der An¬ nehmlichkeit Ihres Umganges hatte ich dabei noch andere Bordseite im Auge, nämlich von den Abfällen Ihrer Gelehrsamkeit eines und das andere für

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109263/20>, abgerufen am 30.05.2024.