Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

und für sich können wir sie für einen Uebelstand nicht halten, obwol sie für
die Städte lästig werden, so lange in diesen nicht ein freierer Verkehr gestattet
ist. Wenn dies erst der Fall sein wird, so muß auch die Landwirthschaft
durch Vergrößerung besonderes der Brenn- und Mahlbetriebsamkeit ge¬
winnen. --




?gMilt pour !ki 8M!

Die Aussichten, welche sich an die Zusammenkunft von Teplitz knüpften,
schrumpften beträchtlich zusammen, als man erfuhr, daß an demselben Tage
über den preußischen Antrag betreffs der Bundeskriegsverfassung dem Bundes¬
tag Bericht abgestattet werden sollte. Es hat sich herausgestellt, daß auch in
dieser Frage von Oestreich eine Concession nicht zu erwarten ist. Im Gegen¬
theil hat Preußen seinen Antrag modificirt: es verlangt nämlich die von ihm
befürwortete Einrichtung nicht für alle Fälle, sondern nur für diejenige Even¬
tualität, daß die beiden deutschen Großmächte oder eine derselben veranlaßt
sein sollten, sich mit ihrer gesammten Armee am Bundeskneg zu betheiligen.
Dies Zugeständnis; ist zwar mehr formeller als materieller Art, aber es ist doch
immer ein Entgegenkommen von Seiten Preußens, und man hat von der an¬
dern Seite in der Weise darauf geantwortet, daß man nicht blos die einheit¬
liche Leitung der gesammten deutschen Kriegsmacht, wie sie in der Theorie für
jetzt zu Recht besteht, für unabänderlich erklärt, sondern auch die Verschmfuug
dieses Princips durch Umgestaltung der organischen Artikel in Aussicht stellt.
Gleichzeitig hat man auch in der kurhessischen Frage den alten Standpunkt
festgehalten. Wo nun die Ansichten so weit auseinandergehn, ist an eine Eini¬
gung um so weniger zu denken, da die Sitzungen des Bundestags erst im
November wieder beginnen, innerhalb welcher Zeit möglicherweise die euro¬
päischen Staaten zu einer neuen Gruppirung veranlaßt werden. Hätte Oest¬
reich beabsichtigt, in Teplitz Zugestündnisse von Gewicht zu machen, so würde es
jene Sitzung des Bundestags entschieden verzögert haben. Auch was aus den
officiösen Zeitungen Oestreichs und Preußens über jene Zusammenkunft ver¬
lautet, deutet durchweg mehr auf eine moralische als aus eine politische Hat-


und für sich können wir sie für einen Uebelstand nicht halten, obwol sie für
die Städte lästig werden, so lange in diesen nicht ein freierer Verkehr gestattet
ist. Wenn dies erst der Fall sein wird, so muß auch die Landwirthschaft
durch Vergrößerung besonderes der Brenn- und Mahlbetriebsamkeit ge¬
winnen. —




?gMilt pour !ki 8M!

Die Aussichten, welche sich an die Zusammenkunft von Teplitz knüpften,
schrumpften beträchtlich zusammen, als man erfuhr, daß an demselben Tage
über den preußischen Antrag betreffs der Bundeskriegsverfassung dem Bundes¬
tag Bericht abgestattet werden sollte. Es hat sich herausgestellt, daß auch in
dieser Frage von Oestreich eine Concession nicht zu erwarten ist. Im Gegen¬
theil hat Preußen seinen Antrag modificirt: es verlangt nämlich die von ihm
befürwortete Einrichtung nicht für alle Fälle, sondern nur für diejenige Even¬
tualität, daß die beiden deutschen Großmächte oder eine derselben veranlaßt
sein sollten, sich mit ihrer gesammten Armee am Bundeskneg zu betheiligen.
Dies Zugeständnis; ist zwar mehr formeller als materieller Art, aber es ist doch
immer ein Entgegenkommen von Seiten Preußens, und man hat von der an¬
dern Seite in der Weise darauf geantwortet, daß man nicht blos die einheit¬
liche Leitung der gesammten deutschen Kriegsmacht, wie sie in der Theorie für
jetzt zu Recht besteht, für unabänderlich erklärt, sondern auch die Verschmfuug
dieses Princips durch Umgestaltung der organischen Artikel in Aussicht stellt.
Gleichzeitig hat man auch in der kurhessischen Frage den alten Standpunkt
festgehalten. Wo nun die Ansichten so weit auseinandergehn, ist an eine Eini¬
gung um so weniger zu denken, da die Sitzungen des Bundestags erst im
November wieder beginnen, innerhalb welcher Zeit möglicherweise die euro¬
päischen Staaten zu einer neuen Gruppirung veranlaßt werden. Hätte Oest¬
reich beabsichtigt, in Teplitz Zugestündnisse von Gewicht zu machen, so würde es
jene Sitzung des Bundestags entschieden verzögert haben. Auch was aus den
officiösen Zeitungen Oestreichs und Preußens über jene Zusammenkunft ver¬
lautet, deutet durchweg mehr auf eine moralische als aus eine politische Hat-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0244" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110050"/>
          <p xml:id="ID_684" prev="#ID_683"> und für sich können wir sie für einen Uebelstand nicht halten, obwol sie für<lb/>
die Städte lästig werden, so lange in diesen nicht ein freierer Verkehr gestattet<lb/>
ist. Wenn dies erst der Fall sein wird, so muß auch die Landwirthschaft<lb/>
durch Vergrößerung besonderes der Brenn- und Mahlbetriebsamkeit ge¬<lb/>
winnen. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> ?gMilt pour !ki 8M!</head><lb/>
          <p xml:id="ID_685" next="#ID_686"> Die Aussichten, welche sich an die Zusammenkunft von Teplitz knüpften,<lb/>
schrumpften beträchtlich zusammen, als man erfuhr, daß an demselben Tage<lb/>
über den preußischen Antrag betreffs der Bundeskriegsverfassung dem Bundes¬<lb/>
tag Bericht abgestattet werden sollte. Es hat sich herausgestellt, daß auch in<lb/>
dieser Frage von Oestreich eine Concession nicht zu erwarten ist. Im Gegen¬<lb/>
theil hat Preußen seinen Antrag modificirt: es verlangt nämlich die von ihm<lb/>
befürwortete Einrichtung nicht für alle Fälle, sondern nur für diejenige Even¬<lb/>
tualität, daß die beiden deutschen Großmächte oder eine derselben veranlaßt<lb/>
sein sollten, sich mit ihrer gesammten Armee am Bundeskneg zu betheiligen.<lb/>
Dies Zugeständnis; ist zwar mehr formeller als materieller Art, aber es ist doch<lb/>
immer ein Entgegenkommen von Seiten Preußens, und man hat von der an¬<lb/>
dern Seite in der Weise darauf geantwortet, daß man nicht blos die einheit¬<lb/>
liche Leitung der gesammten deutschen Kriegsmacht, wie sie in der Theorie für<lb/>
jetzt zu Recht besteht, für unabänderlich erklärt, sondern auch die Verschmfuug<lb/>
dieses Princips durch Umgestaltung der organischen Artikel in Aussicht stellt.<lb/>
Gleichzeitig hat man auch in der kurhessischen Frage den alten Standpunkt<lb/>
festgehalten. Wo nun die Ansichten so weit auseinandergehn, ist an eine Eini¬<lb/>
gung um so weniger zu denken, da die Sitzungen des Bundestags erst im<lb/>
November wieder beginnen, innerhalb welcher Zeit möglicherweise die euro¬<lb/>
päischen Staaten zu einer neuen Gruppirung veranlaßt werden. Hätte Oest¬<lb/>
reich beabsichtigt, in Teplitz Zugestündnisse von Gewicht zu machen, so würde es<lb/>
jene Sitzung des Bundestags entschieden verzögert haben. Auch was aus den<lb/>
officiösen Zeitungen Oestreichs und Preußens über jene Zusammenkunft ver¬<lb/>
lautet, deutet durchweg mehr auf eine moralische als aus eine politische Hat-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0244] und für sich können wir sie für einen Uebelstand nicht halten, obwol sie für die Städte lästig werden, so lange in diesen nicht ein freierer Verkehr gestattet ist. Wenn dies erst der Fall sein wird, so muß auch die Landwirthschaft durch Vergrößerung besonderes der Brenn- und Mahlbetriebsamkeit ge¬ winnen. — ?gMilt pour !ki 8M! Die Aussichten, welche sich an die Zusammenkunft von Teplitz knüpften, schrumpften beträchtlich zusammen, als man erfuhr, daß an demselben Tage über den preußischen Antrag betreffs der Bundeskriegsverfassung dem Bundes¬ tag Bericht abgestattet werden sollte. Es hat sich herausgestellt, daß auch in dieser Frage von Oestreich eine Concession nicht zu erwarten ist. Im Gegen¬ theil hat Preußen seinen Antrag modificirt: es verlangt nämlich die von ihm befürwortete Einrichtung nicht für alle Fälle, sondern nur für diejenige Even¬ tualität, daß die beiden deutschen Großmächte oder eine derselben veranlaßt sein sollten, sich mit ihrer gesammten Armee am Bundeskneg zu betheiligen. Dies Zugeständnis; ist zwar mehr formeller als materieller Art, aber es ist doch immer ein Entgegenkommen von Seiten Preußens, und man hat von der an¬ dern Seite in der Weise darauf geantwortet, daß man nicht blos die einheit¬ liche Leitung der gesammten deutschen Kriegsmacht, wie sie in der Theorie für jetzt zu Recht besteht, für unabänderlich erklärt, sondern auch die Verschmfuug dieses Princips durch Umgestaltung der organischen Artikel in Aussicht stellt. Gleichzeitig hat man auch in der kurhessischen Frage den alten Standpunkt festgehalten. Wo nun die Ansichten so weit auseinandergehn, ist an eine Eini¬ gung um so weniger zu denken, da die Sitzungen des Bundestags erst im November wieder beginnen, innerhalb welcher Zeit möglicherweise die euro¬ päischen Staaten zu einer neuen Gruppirung veranlaßt werden. Hätte Oest¬ reich beabsichtigt, in Teplitz Zugestündnisse von Gewicht zu machen, so würde es jene Sitzung des Bundestags entschieden verzögert haben. Auch was aus den officiösen Zeitungen Oestreichs und Preußens über jene Zusammenkunft ver¬ lautet, deutet durchweg mehr auf eine moralische als aus eine politische Hat-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/244
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/244>, abgerufen am 01.05.2024.