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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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stehe. Es ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, wenigstens nur unter einer
Bedingung, Oestreich wird sich nur dann zu Zugeständnissen bequemen, wenn es
zu der Voraussetzung Grund hat, daß die Verweigerung derselben Preußen
in einen activen Feind verwandeln kann. Zu dieser Voraussetzung hat es
bisher keinen Grund gehabt, und wenn es mitunter in der Presse derartige
Andeutungen machen ließ, so waren das einfache und bewußte Lügen, Wenn
man ihm nicht deutlich macht, daß diese Eventualität im vollen Ernst ins
Auge gefaßt werden muß, so darf man auch über den kleinsten Punkt von ihm
keine Nachgiebigkeit erwarten.

Die Anwendung auf den vorliegenden Fall liegt so auf der Hand, daß
1- -j- wir sie uns ersparen können.




Literatur.
Oestreich und sein Volk.

Bilder und Skizzen, -- Ein Lehr- und Haus¬
hund für Jung und Alt. Von S. Steinhart. Zwei Bände. Leipzig, Friedrich
Brandstetter, t860. Allerlei mehr oder minder interessante Einzelnheiten über Land
und Leute in Oestreich, die indeß kein Gesammtbild geben und im Ganzen wol mehr
auf Unterhaltung, als auf Belehrung berechnet sind. Am Besten ist noch das Land,
nach seiner Bodenbildung, seinen Bergzügen, Hoch- und Tiefebenen, Pußten und
Sümpfen, seinen Flüssen und Seen geschildert. Was über die verschiedenen Völker¬
schaften des Kaiserstaates vorgebracht wird, ist, mit Ausnahme dessen, was über die
Zigeuner und die ungarischen Hirten (deren verschiedene Sorten als Roß-, Rinder-,
Schaf-, Schweine- und Gänsehirten mit großer Gründlichkeit in ihren Gewohnheiten
und Charaktcreigcnthümlichkeitcn beschrieben sind) gesagt ist, meist dürftig. Die ein¬
gefügten Gedichte gehören nicht in ein geographisches Lehrbuch.


Unsres Alphabetes Ursprünge,

gemeinfaßlich dargelegt von F. Böttcher, Doc-
tor der Theologie und Philosophie. Dresden, Verlag von Rudolf Kuntze, 1860. Der
Verfasser weist nach, daß die Buchstabenschrift, deren sich die Völker Europas bedienten
und noch bedienen, von der alten phönizisch-hebräischen stammt, und daß diese von Se¬
miten in Aegypten, wahrscheinlich nährend der Herrschaft der semitischen Hyksos,
erfunden worden. Dann gibt er eine Erklärung jener ältesten schriftlichen. Ob
der letztere Theil der Abhandlung überall das Rechte trifft, müssen wir Sachverstän¬
digen zu beurtheilen überlassen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch
Verlag von F, L. Her via, -- Druck von C. E. Abert in Leipzig.

stehe. Es ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, wenigstens nur unter einer
Bedingung, Oestreich wird sich nur dann zu Zugeständnissen bequemen, wenn es
zu der Voraussetzung Grund hat, daß die Verweigerung derselben Preußen
in einen activen Feind verwandeln kann. Zu dieser Voraussetzung hat es
bisher keinen Grund gehabt, und wenn es mitunter in der Presse derartige
Andeutungen machen ließ, so waren das einfache und bewußte Lügen, Wenn
man ihm nicht deutlich macht, daß diese Eventualität im vollen Ernst ins
Auge gefaßt werden muß, so darf man auch über den kleinsten Punkt von ihm
keine Nachgiebigkeit erwarten.

Die Anwendung auf den vorliegenden Fall liegt so auf der Hand, daß
1- -j- wir sie uns ersparen können.




Literatur.
Oestreich und sein Volk.

Bilder und Skizzen, — Ein Lehr- und Haus¬
hund für Jung und Alt. Von S. Steinhart. Zwei Bände. Leipzig, Friedrich
Brandstetter, t860. Allerlei mehr oder minder interessante Einzelnheiten über Land
und Leute in Oestreich, die indeß kein Gesammtbild geben und im Ganzen wol mehr
auf Unterhaltung, als auf Belehrung berechnet sind. Am Besten ist noch das Land,
nach seiner Bodenbildung, seinen Bergzügen, Hoch- und Tiefebenen, Pußten und
Sümpfen, seinen Flüssen und Seen geschildert. Was über die verschiedenen Völker¬
schaften des Kaiserstaates vorgebracht wird, ist, mit Ausnahme dessen, was über die
Zigeuner und die ungarischen Hirten (deren verschiedene Sorten als Roß-, Rinder-,
Schaf-, Schweine- und Gänsehirten mit großer Gründlichkeit in ihren Gewohnheiten
und Charaktcreigcnthümlichkeitcn beschrieben sind) gesagt ist, meist dürftig. Die ein¬
gefügten Gedichte gehören nicht in ein geographisches Lehrbuch.


Unsres Alphabetes Ursprünge,

gemeinfaßlich dargelegt von F. Böttcher, Doc-
tor der Theologie und Philosophie. Dresden, Verlag von Rudolf Kuntze, 1860. Der
Verfasser weist nach, daß die Buchstabenschrift, deren sich die Völker Europas bedienten
und noch bedienen, von der alten phönizisch-hebräischen stammt, und daß diese von Se¬
miten in Aegypten, wahrscheinlich nährend der Herrschaft der semitischen Hyksos,
erfunden worden. Dann gibt er eine Erklärung jener ältesten schriftlichen. Ob
der letztere Theil der Abhandlung überall das Rechte trifft, müssen wir Sachverstän¬
digen zu beurtheilen überlassen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch
Verlag von F, L. Her via, — Druck von C. E. Abert in Leipzig.
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[0332] stehe. Es ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, wenigstens nur unter einer Bedingung, Oestreich wird sich nur dann zu Zugeständnissen bequemen, wenn es zu der Voraussetzung Grund hat, daß die Verweigerung derselben Preußen in einen activen Feind verwandeln kann. Zu dieser Voraussetzung hat es bisher keinen Grund gehabt, und wenn es mitunter in der Presse derartige Andeutungen machen ließ, so waren das einfache und bewußte Lügen, Wenn man ihm nicht deutlich macht, daß diese Eventualität im vollen Ernst ins Auge gefaßt werden muß, so darf man auch über den kleinsten Punkt von ihm keine Nachgiebigkeit erwarten. Die Anwendung auf den vorliegenden Fall liegt so auf der Hand, daß 1- -j- wir sie uns ersparen können. Literatur. Oestreich und sein Volk. Bilder und Skizzen, — Ein Lehr- und Haus¬ hund für Jung und Alt. Von S. Steinhart. Zwei Bände. Leipzig, Friedrich Brandstetter, t860. Allerlei mehr oder minder interessante Einzelnheiten über Land und Leute in Oestreich, die indeß kein Gesammtbild geben und im Ganzen wol mehr auf Unterhaltung, als auf Belehrung berechnet sind. Am Besten ist noch das Land, nach seiner Bodenbildung, seinen Bergzügen, Hoch- und Tiefebenen, Pußten und Sümpfen, seinen Flüssen und Seen geschildert. Was über die verschiedenen Völker¬ schaften des Kaiserstaates vorgebracht wird, ist, mit Ausnahme dessen, was über die Zigeuner und die ungarischen Hirten (deren verschiedene Sorten als Roß-, Rinder-, Schaf-, Schweine- und Gänsehirten mit großer Gründlichkeit in ihren Gewohnheiten und Charaktcreigcnthümlichkeitcn beschrieben sind) gesagt ist, meist dürftig. Die ein¬ gefügten Gedichte gehören nicht in ein geographisches Lehrbuch. Unsres Alphabetes Ursprünge, gemeinfaßlich dargelegt von F. Böttcher, Doc- tor der Theologie und Philosophie. Dresden, Verlag von Rudolf Kuntze, 1860. Der Verfasser weist nach, daß die Buchstabenschrift, deren sich die Völker Europas bedienten und noch bedienen, von der alten phönizisch-hebräischen stammt, und daß diese von Se¬ miten in Aegypten, wahrscheinlich nährend der Herrschaft der semitischen Hyksos, erfunden worden. Dann gibt er eine Erklärung jener ältesten schriftlichen. Ob der letztere Theil der Abhandlung überall das Rechte trifft, müssen wir Sachverstän¬ digen zu beurtheilen überlassen. Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch Verlag von F, L. Her via, — Druck von C. E. Abert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/332>, abgerufen am 01.05.2024.