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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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Die Gräfin von Albany. -- Von Alfred v. Reumont.

2 Bd., Berlin, De¬
cker. -- Der unglückliche Erbe der Stuarts, Carl Ednard, ist auch demjenigen, der sich
um die schottische Geschichte nicht sonderlich gekümmert hat, aus Waverley bekannt.
Seine letzten Jahre brachte er in höchst traurigem Zustand in Italien zu, und be¬
ging noch in höherem Alter die Thorheit, eine lebenslustige, junge Dame, die Gräfin
Stolberg, zu heirathen. die ihm nach zwölfjähriger Ehe durch den Dichter Alfieri
entführt wurde. Die Geschichte dieser Dame, ihre Wanderzüge durch Europa und
ihr literarischer Umgang ist der Inhalt dieses Buchs, das über viele Berühmtheiten
Italiens und Frankreichs interessante Aufschlüsse gibt. Es gehört in die Reihe der
"Beiträge zur italienischen Geschichte," Studien, die der Verfasser bei seinem lang¬
jährigen Aufenthalt in Italien seinen Amtsgeschäften abgemüßigt hat. Sie zeichnen
sich durchweg durch vielseitige Bildung aus; dem politischen Urtheil vermögen wir
nur selten zu folgen. --


Jobst Sackmanns,

weil. Pastors zu Lizumer, plattdeutsche Predigten. Jetzt
zum erstenmal in einer Sammlung mit einigen andern vereinigt. Nebst Biographie
und Bildniß des Verfassers. Siebente Auflage. Celle, Schulze. -- Es tritt uns
hier eine kräftige, lebensvolle und höchst humoristische Individualist entgegen, deren
Ergüssen nicht leicht ein Leser seine Theilnahme versagen wird, ein besserer, weil
natürlicherer Abraham a Se. Clara. Eins verstehn wir nicht: wer hat diese
Predigten eigentlich aufgezeichnet? Stenographirt wurde doch zu Ende des vorigen
Jahrhunderts nicht, und an eine aufgezeichnete, memorirte Rede ist unmöglich zu
denken. --


Geschichte deutscher Nationalität von W. Wachsmuth.

1 Bd. Braun¬
schweig, Schwetschke u. S. -- Der Verfasser meint das Specifische der Nationalität,
jeu'es ureigene Wesen in Sitte, Denken und Empfinden, das durch keine Cultur auf¬
gehoben wird. -- Ein Schatz bedeutender und sinniger Anschauungen, wie ihn nur
ein langes und reiches Gelchrtenlebcn zusammen bringt. -- Die eigentliche Gliederung
des Stoffs übersehn wir noch nicht, und erwarten daher den zweiten Theil, um
einen ausführlicher!, Bericht abzustatten. -- In dieselbe Kategorie gehört: Sagen,
Märchen, Schwänke und Gebräuche aus Stadt und Stift Hildesheim, gesammelt und
mit Anmerkungen versehn von Karl Scifart. Zweite Sammlung. Cassel, G. Wi-
gand. -- Wir werden einiges daraus unsern Lesern mittheilen. --


Der Rechtsschutz gegen Ac de rse tzun g en in den internationalen

Verträgen zum Schutz des literarischen Urheberrechts.

Vom Standpunkt
des literarischen Verkehrs von August Schurmann. Leipzig. -- Der Verfasser
spricht sich gegen den Schutz aus, und seine Gründe lassen sich hören. Nur
einen Punkt -- nicht des Rechts, sondern der Zweckmäßigkeit -- möchten wir ge¬
gen ihn vorführen: seit dem Abschluß des Vertrags hat sich die Zahl der Ueber¬
setzungen fremden Schundes wirklich vermindert, und das ist doch immer ein
Gewinn.


Die Gräfin von Albany. — Von Alfred v. Reumont.

2 Bd., Berlin, De¬
cker. — Der unglückliche Erbe der Stuarts, Carl Ednard, ist auch demjenigen, der sich
um die schottische Geschichte nicht sonderlich gekümmert hat, aus Waverley bekannt.
Seine letzten Jahre brachte er in höchst traurigem Zustand in Italien zu, und be¬
ging noch in höherem Alter die Thorheit, eine lebenslustige, junge Dame, die Gräfin
Stolberg, zu heirathen. die ihm nach zwölfjähriger Ehe durch den Dichter Alfieri
entführt wurde. Die Geschichte dieser Dame, ihre Wanderzüge durch Europa und
ihr literarischer Umgang ist der Inhalt dieses Buchs, das über viele Berühmtheiten
Italiens und Frankreichs interessante Aufschlüsse gibt. Es gehört in die Reihe der
„Beiträge zur italienischen Geschichte," Studien, die der Verfasser bei seinem lang¬
jährigen Aufenthalt in Italien seinen Amtsgeschäften abgemüßigt hat. Sie zeichnen
sich durchweg durch vielseitige Bildung aus; dem politischen Urtheil vermögen wir
nur selten zu folgen. —


Jobst Sackmanns,

weil. Pastors zu Lizumer, plattdeutsche Predigten. Jetzt
zum erstenmal in einer Sammlung mit einigen andern vereinigt. Nebst Biographie
und Bildniß des Verfassers. Siebente Auflage. Celle, Schulze. — Es tritt uns
hier eine kräftige, lebensvolle und höchst humoristische Individualist entgegen, deren
Ergüssen nicht leicht ein Leser seine Theilnahme versagen wird, ein besserer, weil
natürlicherer Abraham a Se. Clara. Eins verstehn wir nicht: wer hat diese
Predigten eigentlich aufgezeichnet? Stenographirt wurde doch zu Ende des vorigen
Jahrhunderts nicht, und an eine aufgezeichnete, memorirte Rede ist unmöglich zu
denken. —


Geschichte deutscher Nationalität von W. Wachsmuth.

1 Bd. Braun¬
schweig, Schwetschke u. S. — Der Verfasser meint das Specifische der Nationalität,
jeu'es ureigene Wesen in Sitte, Denken und Empfinden, das durch keine Cultur auf¬
gehoben wird. — Ein Schatz bedeutender und sinniger Anschauungen, wie ihn nur
ein langes und reiches Gelchrtenlebcn zusammen bringt. — Die eigentliche Gliederung
des Stoffs übersehn wir noch nicht, und erwarten daher den zweiten Theil, um
einen ausführlicher!, Bericht abzustatten. — In dieselbe Kategorie gehört: Sagen,
Märchen, Schwänke und Gebräuche aus Stadt und Stift Hildesheim, gesammelt und
mit Anmerkungen versehn von Karl Scifart. Zweite Sammlung. Cassel, G. Wi-
gand. — Wir werden einiges daraus unsern Lesern mittheilen. —


Der Rechtsschutz gegen Ac de rse tzun g en in den internationalen

Verträgen zum Schutz des literarischen Urheberrechts.

Vom Standpunkt
des literarischen Verkehrs von August Schurmann. Leipzig. — Der Verfasser
spricht sich gegen den Schutz aus, und seine Gründe lassen sich hören. Nur
einen Punkt — nicht des Rechts, sondern der Zweckmäßigkeit — möchten wir ge¬
gen ihn vorführen: seit dem Abschluß des Vertrags hat sich die Zahl der Ueber¬
setzungen fremden Schundes wirklich vermindert, und das ist doch immer ein
Gewinn.


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[0371] Die Gräfin von Albany. — Von Alfred v. Reumont. 2 Bd., Berlin, De¬ cker. — Der unglückliche Erbe der Stuarts, Carl Ednard, ist auch demjenigen, der sich um die schottische Geschichte nicht sonderlich gekümmert hat, aus Waverley bekannt. Seine letzten Jahre brachte er in höchst traurigem Zustand in Italien zu, und be¬ ging noch in höherem Alter die Thorheit, eine lebenslustige, junge Dame, die Gräfin Stolberg, zu heirathen. die ihm nach zwölfjähriger Ehe durch den Dichter Alfieri entführt wurde. Die Geschichte dieser Dame, ihre Wanderzüge durch Europa und ihr literarischer Umgang ist der Inhalt dieses Buchs, das über viele Berühmtheiten Italiens und Frankreichs interessante Aufschlüsse gibt. Es gehört in die Reihe der „Beiträge zur italienischen Geschichte," Studien, die der Verfasser bei seinem lang¬ jährigen Aufenthalt in Italien seinen Amtsgeschäften abgemüßigt hat. Sie zeichnen sich durchweg durch vielseitige Bildung aus; dem politischen Urtheil vermögen wir nur selten zu folgen. — Jobst Sackmanns, weil. Pastors zu Lizumer, plattdeutsche Predigten. Jetzt zum erstenmal in einer Sammlung mit einigen andern vereinigt. Nebst Biographie und Bildniß des Verfassers. Siebente Auflage. Celle, Schulze. — Es tritt uns hier eine kräftige, lebensvolle und höchst humoristische Individualist entgegen, deren Ergüssen nicht leicht ein Leser seine Theilnahme versagen wird, ein besserer, weil natürlicherer Abraham a Se. Clara. Eins verstehn wir nicht: wer hat diese Predigten eigentlich aufgezeichnet? Stenographirt wurde doch zu Ende des vorigen Jahrhunderts nicht, und an eine aufgezeichnete, memorirte Rede ist unmöglich zu denken. — Geschichte deutscher Nationalität von W. Wachsmuth. 1 Bd. Braun¬ schweig, Schwetschke u. S. — Der Verfasser meint das Specifische der Nationalität, jeu'es ureigene Wesen in Sitte, Denken und Empfinden, das durch keine Cultur auf¬ gehoben wird. — Ein Schatz bedeutender und sinniger Anschauungen, wie ihn nur ein langes und reiches Gelchrtenlebcn zusammen bringt. — Die eigentliche Gliederung des Stoffs übersehn wir noch nicht, und erwarten daher den zweiten Theil, um einen ausführlicher!, Bericht abzustatten. — In dieselbe Kategorie gehört: Sagen, Märchen, Schwänke und Gebräuche aus Stadt und Stift Hildesheim, gesammelt und mit Anmerkungen versehn von Karl Scifart. Zweite Sammlung. Cassel, G. Wi- gand. — Wir werden einiges daraus unsern Lesern mittheilen. — Der Rechtsschutz gegen Ac de rse tzun g en in den internationalen Verträgen zum Schutz des literarischen Urheberrechts. Vom Standpunkt des literarischen Verkehrs von August Schurmann. Leipzig. — Der Verfasser spricht sich gegen den Schutz aus, und seine Gründe lassen sich hören. Nur einen Punkt — nicht des Rechts, sondern der Zweckmäßigkeit — möchten wir ge¬ gen ihn vorführen: seit dem Abschluß des Vertrags hat sich die Zahl der Ueber¬ setzungen fremden Schundes wirklich vermindert, und das ist doch immer ein Gewinn.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/371>, abgerufen am 01.05.2024.