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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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Somit gewährt uns aber jene UrsMte des Sonnencultus, jene Heimath
des Buddha und des mystischen Wesens, das die wunderbaren Kräfte aus den
Edelsteinen geboren, der "magische Osten", d. i. der Süden jenes Hochgebirges,
an dessen Nordrande wir bei unserer Umschau zuerst findig wurden, -- wenn
auch nur in schwachem Dämmerlichte -- eine weitere große bergbauliche Ur-
stätte, besonders diejenige des mineralischen Schmuckes, dem hier seine reichste
und sicherlich auch seine älteste Gewinnung ward.

Und wir gelangten dahin zurück, von wo wir meinten, daß die Zuglinien
der Völkerculture" in der Urzeit ihren Ausgang genommen!


Dr. G. H.


Der Schachzug Hannovers.

Hannovers "Schachzug" gegen die deutsch-preußischen Flottenbestrebungcn
hat in der patriotischen Presse ein beinahe einstimmiges Verdammungsurtheil
oder vielmehr, um einen burschikosen Ausdruck zu gebrauchen, "allgemeine
Verhöhnung" gefunden. Der überwiegende Eindruck war der des Komischen.
Indem man voraussetzte. Hannover beabsichtige mit seiner so plötzlich projec-
tirten Küstenflotille seinen Anspruch auf den deutschen Admiralshut zu be¬
gründen, fühlte man unwiderstehlich sich zu einem herzlichen Lachen über den
Contrast zwischen dem hohen Zweck und den bescheidenen Mitteln gedrängt.
Die Geschichte erinnerte gar zu sehr an jene herzogliche Hoheit, welche ihrem
Minister erklärte, sie wolle in Höchstihrer Landen eine Eisenbahn haben.
Wenn's auch tausend Thaler kosten sollte.

So einfach ist indessen die Sache, bei Lichte besehen, keineswegs. Zunächst
ist sie etwas mehr als ein bloßer Schachzug. Der König von Hannover,
welcher, beiläufig gesagt, in seinen Ansichten vom "persönlichen Regieren" mit
Napoleon dem Dritten ziemlich übereinstimmt, will die Herstellung einer
Flotille von zwanzig bewaffneten Dampffahrzeugen in vollem Ernste. Leute,
welche den Hofkreisen nahe stehen, versichern, daß Se. Majestät ganz erfüllt
von der Idee sei und von Nichts Anderem rede als von der künftigen Nord¬
seemarine. Bei dem Charakter Georgs des Fünften ist dies sehr glaublich.
Der Gedanke, daß er zum Protector der Küsten Deutschlands zwischen Ems
und Elbe berufen sei, hat für ihn etwas Verführerisches und würde wahr¬
scheinlich ausreichen, ihn zu relativ erheblichen Anstrengungen zu bestimmen.
Gehört es doch schon seit Jahren zu seinen Lieblingsgedanken, eine Küsten¬
befestigung bedeutenden Ranges an der unteren Weser mit großem Kosten-


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Somit gewährt uns aber jene UrsMte des Sonnencultus, jene Heimath
des Buddha und des mystischen Wesens, das die wunderbaren Kräfte aus den
Edelsteinen geboren, der „magische Osten", d. i. der Süden jenes Hochgebirges,
an dessen Nordrande wir bei unserer Umschau zuerst findig wurden, — wenn
auch nur in schwachem Dämmerlichte — eine weitere große bergbauliche Ur-
stätte, besonders diejenige des mineralischen Schmuckes, dem hier seine reichste
und sicherlich auch seine älteste Gewinnung ward.

Und wir gelangten dahin zurück, von wo wir meinten, daß die Zuglinien
der Völkerculture» in der Urzeit ihren Ausgang genommen!


Dr. G. H.


Der Schachzug Hannovers.

Hannovers „Schachzug" gegen die deutsch-preußischen Flottenbestrebungcn
hat in der patriotischen Presse ein beinahe einstimmiges Verdammungsurtheil
oder vielmehr, um einen burschikosen Ausdruck zu gebrauchen, „allgemeine
Verhöhnung" gefunden. Der überwiegende Eindruck war der des Komischen.
Indem man voraussetzte. Hannover beabsichtige mit seiner so plötzlich projec-
tirten Küstenflotille seinen Anspruch auf den deutschen Admiralshut zu be¬
gründen, fühlte man unwiderstehlich sich zu einem herzlichen Lachen über den
Contrast zwischen dem hohen Zweck und den bescheidenen Mitteln gedrängt.
Die Geschichte erinnerte gar zu sehr an jene herzogliche Hoheit, welche ihrem
Minister erklärte, sie wolle in Höchstihrer Landen eine Eisenbahn haben.
Wenn's auch tausend Thaler kosten sollte.

So einfach ist indessen die Sache, bei Lichte besehen, keineswegs. Zunächst
ist sie etwas mehr als ein bloßer Schachzug. Der König von Hannover,
welcher, beiläufig gesagt, in seinen Ansichten vom „persönlichen Regieren" mit
Napoleon dem Dritten ziemlich übereinstimmt, will die Herstellung einer
Flotille von zwanzig bewaffneten Dampffahrzeugen in vollem Ernste. Leute,
welche den Hofkreisen nahe stehen, versichern, daß Se. Majestät ganz erfüllt
von der Idee sei und von Nichts Anderem rede als von der künftigen Nord¬
seemarine. Bei dem Charakter Georgs des Fünften ist dies sehr glaublich.
Der Gedanke, daß er zum Protector der Küsten Deutschlands zwischen Ems
und Elbe berufen sei, hat für ihn etwas Verführerisches und würde wahr¬
scheinlich ausreichen, ihn zu relativ erheblichen Anstrengungen zu bestimmen.
Gehört es doch schon seit Jahren zu seinen Lieblingsgedanken, eine Küsten¬
befestigung bedeutenden Ranges an der unteren Weser mit großem Kosten-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/205>, abgerufen am 19.04.2024.