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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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gnug der Verträge der gehörige Nachdruck und Erfolg zu sichern sein wird.
Geschieht dies, so wollen wir den Stillstand der Verhandlungen mit Frank¬
reich nicht beklagen; daß es geschehe, wünschen wir im allgemeinen Interesse
des Zollvereins und Preußens -- je eher, desto besser.


K. M.


Der zweite deutsche Zimstentag.
2.

Wenn man auch Ursache hat. mit den Erfolgen des Juristentags im
Ganzen zufrieden zu sein, so haben doch seine Resolutionen keineswegs alle
gleichen Werth, Nach einzelnen Richtungen ist jo viel geleistet worden, daß man
guten Grund hat, auf die Zukunft der unternommenen Bestrebungen Ver¬
trauen zu setzen. Allein dies kann nicht hindern, auch die zu Tage getretenen
Schwächen hervorzuheben.

Der erste Beschluß, welchen der Juristentag saßte, war der Ausdruck des
Wunsches, daß eine "Einrichtung" gefunden werden möge, durch welche die
bisher erprobten Mißstände der bundestäglichen Gesetzgebung vermieden wer¬
de" möchten. Ueber den Charakter der Debatte ist schon das Nöthige bemerkt
worden. Mit Recht wurde gerügt, daß man sich schon von dem "Organ",
welches der ursprüngliche Antrag proponirte, keinen rechten Begriff machen
könne. Manche Männer von erprobtester Gesinnung stimmten deswegen lieber
gegen den ganzen Antrag. Gleichwol wählte man am Ende, um die Be¬
denklichen zu versöhnen und eine "imposante Majorität" zu bilden, das noch
blässere Wort "Einrichtung."

Was darunter gemeint sei, ist klar und nicht klar; klar, daß jedenfalls
eine Art von gemeinsamer Volksvertretung als Factor der einheitlich deutschen
Gesetzgebung eintreten soll. In welcher Weise, ob als wirkliches deutsches
Parlament, ob als eine Versammlung von Kammerausschüsscn der einzelnen
Länder, ob eine für alle Bedürfnisse bestehende oder nur ad soo bei einzelnen
Codisicationen berufene Versammlung, darüber hat man sich selbst im Un¬
klaren gelassen. Nur Eines ist gewiß. Man hat aussprechen wollen, daß
es so nicht mehr gehen kann, wie bisher; und folglich haben diejenigen voll-


gnug der Verträge der gehörige Nachdruck und Erfolg zu sichern sein wird.
Geschieht dies, so wollen wir den Stillstand der Verhandlungen mit Frank¬
reich nicht beklagen; daß es geschehe, wünschen wir im allgemeinen Interesse
des Zollvereins und Preußens — je eher, desto besser.


K. M.


Der zweite deutsche Zimstentag.
2.

Wenn man auch Ursache hat. mit den Erfolgen des Juristentags im
Ganzen zufrieden zu sein, so haben doch seine Resolutionen keineswegs alle
gleichen Werth, Nach einzelnen Richtungen ist jo viel geleistet worden, daß man
guten Grund hat, auf die Zukunft der unternommenen Bestrebungen Ver¬
trauen zu setzen. Allein dies kann nicht hindern, auch die zu Tage getretenen
Schwächen hervorzuheben.

Der erste Beschluß, welchen der Juristentag saßte, war der Ausdruck des
Wunsches, daß eine „Einrichtung" gefunden werden möge, durch welche die
bisher erprobten Mißstände der bundestäglichen Gesetzgebung vermieden wer¬
de» möchten. Ueber den Charakter der Debatte ist schon das Nöthige bemerkt
worden. Mit Recht wurde gerügt, daß man sich schon von dem „Organ",
welches der ursprüngliche Antrag proponirte, keinen rechten Begriff machen
könne. Manche Männer von erprobtester Gesinnung stimmten deswegen lieber
gegen den ganzen Antrag. Gleichwol wählte man am Ende, um die Be¬
denklichen zu versöhnen und eine „imposante Majorität" zu bilden, das noch
blässere Wort „Einrichtung."

Was darunter gemeint sei, ist klar und nicht klar; klar, daß jedenfalls
eine Art von gemeinsamer Volksvertretung als Factor der einheitlich deutschen
Gesetzgebung eintreten soll. In welcher Weise, ob als wirkliches deutsches
Parlament, ob als eine Versammlung von Kammerausschüsscn der einzelnen
Länder, ob eine für alle Bedürfnisse bestehende oder nur ad soo bei einzelnen
Codisicationen berufene Versammlung, darüber hat man sich selbst im Un¬
klaren gelassen. Nur Eines ist gewiß. Man hat aussprechen wollen, daß
es so nicht mehr gehen kann, wie bisher; und folglich haben diejenigen voll-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/303>, abgerufen am 27.04.2024.