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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Truppen wurden von besonderen Fechtmeistern unterwiesen und einexercirt,
beschäftigten sich außerdem mit der Zubereitung der Mahlzeiten, mit Opfern
und Spielen zur Feier heimischer Feste und hatten bei lustigen Gelagen ,hre
Freude an Spaßmachern und mimischen Tänzern. -- Die Beute, besonders
der Erlös aus den Gefangenen, wurde nach Abzug der allgemeinen Ausgaben
nach Beendigung des Kriegs an die Soldaten vertheilt. Die Griechen thaten
dies, als sie das Schwarze Meer erreicht hatten. Manchen, die aus Beutegier
und Abentheueilust ausgezogen waren, glückte es. viel Geld zusammenzuraffen.
Sie kamen dann in ihre Heimath zurück und verpraßten gewöhnlich den Ge¬
winn schneller, als er ihnen zugefallen war. Durch ihr Gebühren wurden
sie eine stehende Charakterfigur der Bühne. Sie renommiren gewaltig mit
ihren Heldenthaten, sind tölpelhaft und bilden sich ein, beim schönen Ge-
schlecht Furore machen zu müssen. Sie fallen den Parasiten als leichte Beute
zu, haben meist Unglück in der Liebe und werden überhaupt, wie auch der
glorreiche Hauptmann Pyrgopolinikes des Plautus. gefoppt, gerupft und end¬
H. G. lich auch geprügelt.




Die Symbolik in der deutschen Mythologie.

Die Wissenschaft von der deutschen Mythologie, d. h. die kritische, me¬
thodische und systematische Erforschung des mythologischen Stoffes der germa¬
nischen Ueberlieferung ist bekanntlich von allen historischen Wissenschaften die
jüngste: erst wenige Jahrzehnte ist es her. seit Jakob Grimm den großartigen
Grundbau derselben entworfen hat. Schon diese Jugend unserer Disciplin
macht es rathsam. vorerst noch immer Stoff zu sammeln, und die freilich
viel mehr glänzende und verlockende Thätigkeit des Erklärens und Construirens
noch auszusetzen. Aber mehr noch als die Neuheit der Disciplin drängt hiezu
die eigenthümliche Beschaffenheit ihrer Quellen. Diese bsstehen nämlich zum
allergeringsten Theil aus festen schriftlichen Aufzeichnungen, zum allergrößten
Theil in lebendigen Sitten, Sagen, Aberglauben, Gebräuchen, welche erst
gesammelt, abgelauscht, beobachtet sein wollen. Schriftliche Aufzeichnungen
in größerem Umfang haben wir nur in der Edda und den nordischen Sagen,
und dieselben beziehen sich lediglich auf die nordische Mythologie, deren


Truppen wurden von besonderen Fechtmeistern unterwiesen und einexercirt,
beschäftigten sich außerdem mit der Zubereitung der Mahlzeiten, mit Opfern
und Spielen zur Feier heimischer Feste und hatten bei lustigen Gelagen ,hre
Freude an Spaßmachern und mimischen Tänzern. — Die Beute, besonders
der Erlös aus den Gefangenen, wurde nach Abzug der allgemeinen Ausgaben
nach Beendigung des Kriegs an die Soldaten vertheilt. Die Griechen thaten
dies, als sie das Schwarze Meer erreicht hatten. Manchen, die aus Beutegier
und Abentheueilust ausgezogen waren, glückte es. viel Geld zusammenzuraffen.
Sie kamen dann in ihre Heimath zurück und verpraßten gewöhnlich den Ge¬
winn schneller, als er ihnen zugefallen war. Durch ihr Gebühren wurden
sie eine stehende Charakterfigur der Bühne. Sie renommiren gewaltig mit
ihren Heldenthaten, sind tölpelhaft und bilden sich ein, beim schönen Ge-
schlecht Furore machen zu müssen. Sie fallen den Parasiten als leichte Beute
zu, haben meist Unglück in der Liebe und werden überhaupt, wie auch der
glorreiche Hauptmann Pyrgopolinikes des Plautus. gefoppt, gerupft und end¬
H. G. lich auch geprügelt.




Die Symbolik in der deutschen Mythologie.

Die Wissenschaft von der deutschen Mythologie, d. h. die kritische, me¬
thodische und systematische Erforschung des mythologischen Stoffes der germa¬
nischen Ueberlieferung ist bekanntlich von allen historischen Wissenschaften die
jüngste: erst wenige Jahrzehnte ist es her. seit Jakob Grimm den großartigen
Grundbau derselben entworfen hat. Schon diese Jugend unserer Disciplin
macht es rathsam. vorerst noch immer Stoff zu sammeln, und die freilich
viel mehr glänzende und verlockende Thätigkeit des Erklärens und Construirens
noch auszusetzen. Aber mehr noch als die Neuheit der Disciplin drängt hiezu
die eigenthümliche Beschaffenheit ihrer Quellen. Diese bsstehen nämlich zum
allergeringsten Theil aus festen schriftlichen Aufzeichnungen, zum allergrößten
Theil in lebendigen Sitten, Sagen, Aberglauben, Gebräuchen, welche erst
gesammelt, abgelauscht, beobachtet sein wollen. Schriftliche Aufzeichnungen
in größerem Umfang haben wir nur in der Edda und den nordischen Sagen,
und dieselben beziehen sich lediglich auf die nordische Mythologie, deren


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/112>, abgerufen am 28.04.2024.