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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Erinnerungen eines Veteranen uns den Feldzügen lon
und 18i)7.
1. Die Schlacht bei Jena und die große Retirade.
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-.-! -Am 25. Mai des Jahres 180K schwur ich Sr. Majestät dem Könige >den
Eid der Treue, nicht zur Fahne, weil der TruppentlieU. du welchem ich als
gefreiter Corpora! eingetreten war. keine Fahne hatte; sondern auf den Säbel
des Offiziers. Lieutenant von Rudorf, der mir die Kriegs-Artikel vorgelesen
hatte, und den Eid abnahm. Ich war vor einer Menge von Perbrechen
gewarnt worden, deren Begehen mit Spiesruthenlnufen und Todtschießen bestraN
wurde, wovon ich in meiner, kindlichen UnerfahrenbeU keinen Begriff lMte.

Es war die Leibcompagnic des Füsilier-Bataillons v. Pelee in der nie-
derschlesischen Füsilierbrigade, in welche ich als gefreiter Korporal von dem
General angenommen war, die Compagnie wurde vom Bruder meines Ba¬
ders commandirt. der als Premierlieutenant bei dem Bataillon stand -- ein
Borzug für rhu, da die Compagnien der Stabsoffiziere sonst nur von Stabs-
Capitäns commandirt wurden. Ick war vierzehn Jahre acht Monate alt
und maß 4 Fuß 8 Zo i, war' also sehr klein und außerdem so schwächlich,
daß mir ein eigenes kleines Gewehr gegeben wurde, um damit das Exerciren
zu erlernen. Nach sechs Wochen, wo ich ausexcercirt war, mußte ich , ehe
ich zum wirkliche" Dienst herannezogen wurde, dem General vorexercimn
und, mich selbst connnnndnend, nicht nur alle Griffe mit dem Gewehr, son¬
dern auch alle Wendungen und Marscharten machen. Diese Lorstellung ging
so glücklich von Statten, daß ich belobt wurde und von meinem Compagnie-
Chef, dem General selbst, eine Gratifikation von..einem doppelten Friedrichs-
d'M tivhtvlt^lÜ sszill, II"'iM "iki-M!!^ /^I >,,^.lo'^NI?

Nun that ich die erste Wache als Genreiner auf der Hauptwache, .die ein
Offizier bezog, und hatte den Posten vor dem Gewehr, um fortwährend unter
Aufsicht des Wachtcommandanten zu sein. So klein mein Gewehr auch war.
wurde n mir doch dasselbe bei dem zweistündigen Schildwachtstehn kein schwer,
so daß meine Kameraden, die dies längst überstanden und alle älter und
größer waren , sich auf meine .Nosken gehörig belustigten. Drei solcher Wa¬
chen wurden nebst den damit verbundenen nächtlichen Patrouillen ganz glück-
'lich überstanden, so daß ich für würdig befunden wurde, deu Unteroffizier¬
dienst zu versehen,

'Kaum waren so drei Monate verflossen, als plötzlich die Ordre >>u Mo¬
bilmachung eintraf. Bon, 16. August an waren wir mobil, und am 80.


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Erinnerungen eines Veteranen uns den Feldzügen lon
und 18i)7.
1. Die Schlacht bei Jena und die große Retirade.
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-.-! -Am 25. Mai des Jahres 180K schwur ich Sr. Majestät dem Könige >den
Eid der Treue, nicht zur Fahne, weil der TruppentlieU. du welchem ich als
gefreiter Corpora! eingetreten war. keine Fahne hatte; sondern auf den Säbel
des Offiziers. Lieutenant von Rudorf, der mir die Kriegs-Artikel vorgelesen
hatte, und den Eid abnahm. Ich war vor einer Menge von Perbrechen
gewarnt worden, deren Begehen mit Spiesruthenlnufen und Todtschießen bestraN
wurde, wovon ich in meiner, kindlichen UnerfahrenbeU keinen Begriff lMte.

Es war die Leibcompagnic des Füsilier-Bataillons v. Pelee in der nie-
derschlesischen Füsilierbrigade, in welche ich als gefreiter Korporal von dem
General angenommen war, die Compagnie wurde vom Bruder meines Ba¬
ders commandirt. der als Premierlieutenant bei dem Bataillon stand — ein
Borzug für rhu, da die Compagnien der Stabsoffiziere sonst nur von Stabs-
Capitäns commandirt wurden. Ick war vierzehn Jahre acht Monate alt
und maß 4 Fuß 8 Zo i, war' also sehr klein und außerdem so schwächlich,
daß mir ein eigenes kleines Gewehr gegeben wurde, um damit das Exerciren
zu erlernen. Nach sechs Wochen, wo ich ausexcercirt war, mußte ich , ehe
ich zum wirkliche» Dienst herannezogen wurde, dem General vorexercimn
und, mich selbst connnnndnend, nicht nur alle Griffe mit dem Gewehr, son¬
dern auch alle Wendungen und Marscharten machen. Diese Lorstellung ging
so glücklich von Statten, daß ich belobt wurde und von meinem Compagnie-
Chef, dem General selbst, eine Gratifikation von..einem doppelten Friedrichs-
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Nun that ich die erste Wache als Genreiner auf der Hauptwache, .die ein
Offizier bezog, und hatte den Posten vor dem Gewehr, um fortwährend unter
Aufsicht des Wachtcommandanten zu sein. So klein mein Gewehr auch war.
wurde n mir doch dasselbe bei dem zweistündigen Schildwachtstehn kein schwer,
so daß meine Kameraden, die dies längst überstanden und alle älter und
größer waren , sich auf meine .Nosken gehörig belustigten. Drei solcher Wa¬
chen wurden nebst den damit verbundenen nächtlichen Patrouillen ganz glück-
'lich überstanden, so daß ich für würdig befunden wurde, deu Unteroffizier¬
dienst zu versehen,

'Kaum waren so drei Monate verflossen, als plötzlich die Ordre >>u Mo¬
bilmachung eintraf. Bon, 16. August an waren wir mobil, und am 80.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/29>, abgerufen am 27.04.2024.