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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Geschützen die Namen und Wappen von Adelsgeschlechtern der Lagunenstadt. Die
Batterien aber tragen jetzt die Namen altgriechischer Helden, z.B. den des Miltiades.
Die Aussicht von hier oben ist überaus herrlich. In der Stadt gibt es außer der
Spiridiouskirche. in welcher Kapodistria von Georg Mavromichali ermordet wurde,
durchaus keine Merkwürdigkeiten von Bedeutung. Nahe bei der Vorstadt Pronia. hart
an der Straße nach Argos hat König Ludwig den in Griechenland umgekommnen
bayrischen Soldaten in einem in den lebendigen Fels eingehauenen Löwen ein Denk¬
mal errichten lassen.

Von Nauplia fährt der Reisende, welcher nach Tripolitza will, ohne den Rück¬
weg um die Bucht herum nach Argos zu machen, quer über die Bucht nach dem
Dorfe MyloS oder Myli. Das Fährboot bedarf dazu, wenn der Wind günstig ist.
eine kleine Stunde, eS kaun aber bei ungünstigem Winde geschehen, daß man einen
vollen Tag braucht, um die Strecke zurückzulegen. Myli. jetzt von Kolokotrvnis
besetzt, um den Insurgenten den Abzug nach Arkadien und den Zuzug Gleichgesinn¬
ter von dort und aus dem Innern des Peloponnes überhaupt abzuschneiden, ist ein
Oertchen, das fast nur aus Mühlen und Schenken besteht. Dahinter liegen Gärten
mit Gemäßer und hohen Bäumen, daneben streckt sich ein schilfbewachsener Morast
hin, in welchem man den berühmten lernäischen Sumpf erkannt hat. Die große
Schlange desselben ist von Herakles erlegt worden. Der Sumpf selbst aber mit
seinem giftigen Fieberhauch ist nicht weniger gefährlich, und keinem Fremden ist zu
rathen, sich hier länger als unumgänglich nothwendig aufzuhalten.




Literatur.

Neue Ausgabe von Beethoven's sämmtlichen Werken. Der zunehmende
Wohlstand und die steigende Kraft unseres Volkes erweist sich j" erfreulichster Weise da¬
durch, daß jetzt bereits in Deutschland durch die Theilnahme des Publicums größere
Unternehmungen von wissenschaftlichem und Kunstwerth getragen werden, an die
vor wenig Decennien noch nicht zu denken gewesen wäre. Zumal die Musik wird
dadurch gefördert. Vor etwa zehn Jahren hat sich eine Gesellschaft zur Herausgabe
der Werke von Sebastian Bach verbunden, deren Arbeiten erfreulichen Fortgang
nehmen. Vor wenig Jahren hat sich eine ähnlicher Verein für Händel gebildet.
Jetzt unternimmt die alte und angesehene Firma Breitkopf und Härtel, bei welcher
die beiden genannten Sammlungen erscheinen, aus eigenem Antriebe eine Ausgabe


Geschützen die Namen und Wappen von Adelsgeschlechtern der Lagunenstadt. Die
Batterien aber tragen jetzt die Namen altgriechischer Helden, z.B. den des Miltiades.
Die Aussicht von hier oben ist überaus herrlich. In der Stadt gibt es außer der
Spiridiouskirche. in welcher Kapodistria von Georg Mavromichali ermordet wurde,
durchaus keine Merkwürdigkeiten von Bedeutung. Nahe bei der Vorstadt Pronia. hart
an der Straße nach Argos hat König Ludwig den in Griechenland umgekommnen
bayrischen Soldaten in einem in den lebendigen Fels eingehauenen Löwen ein Denk¬
mal errichten lassen.

Von Nauplia fährt der Reisende, welcher nach Tripolitza will, ohne den Rück¬
weg um die Bucht herum nach Argos zu machen, quer über die Bucht nach dem
Dorfe MyloS oder Myli. Das Fährboot bedarf dazu, wenn der Wind günstig ist.
eine kleine Stunde, eS kaun aber bei ungünstigem Winde geschehen, daß man einen
vollen Tag braucht, um die Strecke zurückzulegen. Myli. jetzt von Kolokotrvnis
besetzt, um den Insurgenten den Abzug nach Arkadien und den Zuzug Gleichgesinn¬
ter von dort und aus dem Innern des Peloponnes überhaupt abzuschneiden, ist ein
Oertchen, das fast nur aus Mühlen und Schenken besteht. Dahinter liegen Gärten
mit Gemäßer und hohen Bäumen, daneben streckt sich ein schilfbewachsener Morast
hin, in welchem man den berühmten lernäischen Sumpf erkannt hat. Die große
Schlange desselben ist von Herakles erlegt worden. Der Sumpf selbst aber mit
seinem giftigen Fieberhauch ist nicht weniger gefährlich, und keinem Fremden ist zu
rathen, sich hier länger als unumgänglich nothwendig aufzuhalten.




Literatur.

Neue Ausgabe von Beethoven's sämmtlichen Werken. Der zunehmende
Wohlstand und die steigende Kraft unseres Volkes erweist sich j» erfreulichster Weise da¬
durch, daß jetzt bereits in Deutschland durch die Theilnahme des Publicums größere
Unternehmungen von wissenschaftlichem und Kunstwerth getragen werden, an die
vor wenig Decennien noch nicht zu denken gewesen wäre. Zumal die Musik wird
dadurch gefördert. Vor etwa zehn Jahren hat sich eine Gesellschaft zur Herausgabe
der Werke von Sebastian Bach verbunden, deren Arbeiten erfreulichen Fortgang
nehmen. Vor wenig Jahren hat sich eine ähnlicher Verein für Händel gebildet.
Jetzt unternimmt die alte und angesehene Firma Breitkopf und Härtel, bei welcher
die beiden genannten Sammlungen erscheinen, aus eigenem Antriebe eine Ausgabe


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/447>, abgerufen am 27.04.2024.