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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Der Monitor mahnt die Generale und Politiker der Sklavenhalter zur
Ueberlegung. Er mahnt ferner die Seemächte, die bis jetzt als große galten,
daß sie Gefahr laufen, einen großen Theil ihrer Macht einzubüßen. Er ist
aber auch -- man entschuldige die Predigerwcndung -- ein lauter und lebhafter
Mahner an unsre deutschen Interessen. Er sagt uns, daß, da allenthalben von
vorn angefangen werden muß, auch wir Aussicht haben, bei einiger Energie
eine Seemacht zu werden, die einen Angriff jener großen auf ihre Küsten nicht
zu scheuen hätte. Er sagt uns ferner, daß der ganze Plan unsrer Küstenver¬
theidigung, wie er jetzt in Hamburg berathen werden soll, geändert werden muß,
daß unsre Schanzen und Batterien an Weichsel und Oder, Elbe und Weser
Kartenhäuser, daß Bremen und Hamburg, Stettin und Danzig verloren, daß
sämmtliche Schiffe der preußischen Flotte nicht mehr als ebensoviele Nußschalen
sind, wenn ein Krieg ausbrüht, in welchem auf Deutschland'feindlicher Seite
ein einziges Schiff Ericssvnscher Construction aufteilt, daß wir uns aber unan¬
greifbar stark machen können, wenn wir ebensolche Fahrzeuge bauen. Und er
fügt sehr zu unsrer Befriedigung hinzu, daß wir zu solcher Rüstung nicht mehr
als etwa ein halbes Dutzend von jenen Schiffen bedürfen, daß dieses Monitor-
Geschwader sich für die verhältnißmäßig geringe Summe von dritthalb bis
drei Millionen Thaler herstellen lassen würde, und, daß wenn man mit Eifer
ans Werk schritte, sämmtliche Schiffe in weniger als zwölf Monaten, mit der
schweren gezogenen Kanone preußischen Systems armirt, in See gestellt sein
könnten, als Wächter unsrer Küsten und Flußcinfahrten und bei der ersten
Gelegenheit als Monitoren, als Mahner an das, was Dänemark uns
schuldet.

Es ist oft und mit Recht bemerkt worden, daß wir nicht die Muskete im
Munde über die Bette nach Kopenhagen schwimmen können. Diese Unmöglich¬
keit hat jetzt ein Ende genommen, und es kommt nur noch auf den guten
Willen an, um zu sehen, daß das Unerreichbare erreichbar geworden ist.


M. B.


Literatur.

Teutsch? Nationalbibliothek. Volkstümliche Bilder und Erzählungen aus
Deutschlands Vergangenheit und Gegenwart. Herausgegeben von Ferdinand Schmidt.
Berlin. Verlag von Brigl und Lobeck.

Soll in einer Reihe populär gehaltner Schriften, hervorgegangen aus der Fe-


Der Monitor mahnt die Generale und Politiker der Sklavenhalter zur
Ueberlegung. Er mahnt ferner die Seemächte, die bis jetzt als große galten,
daß sie Gefahr laufen, einen großen Theil ihrer Macht einzubüßen. Er ist
aber auch — man entschuldige die Predigerwcndung — ein lauter und lebhafter
Mahner an unsre deutschen Interessen. Er sagt uns, daß, da allenthalben von
vorn angefangen werden muß, auch wir Aussicht haben, bei einiger Energie
eine Seemacht zu werden, die einen Angriff jener großen auf ihre Küsten nicht
zu scheuen hätte. Er sagt uns ferner, daß der ganze Plan unsrer Küstenver¬
theidigung, wie er jetzt in Hamburg berathen werden soll, geändert werden muß,
daß unsre Schanzen und Batterien an Weichsel und Oder, Elbe und Weser
Kartenhäuser, daß Bremen und Hamburg, Stettin und Danzig verloren, daß
sämmtliche Schiffe der preußischen Flotte nicht mehr als ebensoviele Nußschalen
sind, wenn ein Krieg ausbrüht, in welchem auf Deutschland'feindlicher Seite
ein einziges Schiff Ericssvnscher Construction aufteilt, daß wir uns aber unan¬
greifbar stark machen können, wenn wir ebensolche Fahrzeuge bauen. Und er
fügt sehr zu unsrer Befriedigung hinzu, daß wir zu solcher Rüstung nicht mehr
als etwa ein halbes Dutzend von jenen Schiffen bedürfen, daß dieses Monitor-
Geschwader sich für die verhältnißmäßig geringe Summe von dritthalb bis
drei Millionen Thaler herstellen lassen würde, und, daß wenn man mit Eifer
ans Werk schritte, sämmtliche Schiffe in weniger als zwölf Monaten, mit der
schweren gezogenen Kanone preußischen Systems armirt, in See gestellt sein
könnten, als Wächter unsrer Küsten und Flußcinfahrten und bei der ersten
Gelegenheit als Monitoren, als Mahner an das, was Dänemark uns
schuldet.

Es ist oft und mit Recht bemerkt worden, daß wir nicht die Muskete im
Munde über die Bette nach Kopenhagen schwimmen können. Diese Unmöglich¬
keit hat jetzt ein Ende genommen, und es kommt nur noch auf den guten
Willen an, um zu sehen, daß das Unerreichbare erreichbar geworden ist.


M. B.


Literatur.

Teutsch? Nationalbibliothek. Volkstümliche Bilder und Erzählungen aus
Deutschlands Vergangenheit und Gegenwart. Herausgegeben von Ferdinand Schmidt.
Berlin. Verlag von Brigl und Lobeck.

Soll in einer Reihe populär gehaltner Schriften, hervorgegangen aus der Fe-


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[0166] Der Monitor mahnt die Generale und Politiker der Sklavenhalter zur Ueberlegung. Er mahnt ferner die Seemächte, die bis jetzt als große galten, daß sie Gefahr laufen, einen großen Theil ihrer Macht einzubüßen. Er ist aber auch — man entschuldige die Predigerwcndung — ein lauter und lebhafter Mahner an unsre deutschen Interessen. Er sagt uns, daß, da allenthalben von vorn angefangen werden muß, auch wir Aussicht haben, bei einiger Energie eine Seemacht zu werden, die einen Angriff jener großen auf ihre Küsten nicht zu scheuen hätte. Er sagt uns ferner, daß der ganze Plan unsrer Küstenver¬ theidigung, wie er jetzt in Hamburg berathen werden soll, geändert werden muß, daß unsre Schanzen und Batterien an Weichsel und Oder, Elbe und Weser Kartenhäuser, daß Bremen und Hamburg, Stettin und Danzig verloren, daß sämmtliche Schiffe der preußischen Flotte nicht mehr als ebensoviele Nußschalen sind, wenn ein Krieg ausbrüht, in welchem auf Deutschland'feindlicher Seite ein einziges Schiff Ericssvnscher Construction aufteilt, daß wir uns aber unan¬ greifbar stark machen können, wenn wir ebensolche Fahrzeuge bauen. Und er fügt sehr zu unsrer Befriedigung hinzu, daß wir zu solcher Rüstung nicht mehr als etwa ein halbes Dutzend von jenen Schiffen bedürfen, daß dieses Monitor- Geschwader sich für die verhältnißmäßig geringe Summe von dritthalb bis drei Millionen Thaler herstellen lassen würde, und, daß wenn man mit Eifer ans Werk schritte, sämmtliche Schiffe in weniger als zwölf Monaten, mit der schweren gezogenen Kanone preußischen Systems armirt, in See gestellt sein könnten, als Wächter unsrer Küsten und Flußcinfahrten und bei der ersten Gelegenheit als Monitoren, als Mahner an das, was Dänemark uns schuldet. Es ist oft und mit Recht bemerkt worden, daß wir nicht die Muskete im Munde über die Bette nach Kopenhagen schwimmen können. Diese Unmöglich¬ keit hat jetzt ein Ende genommen, und es kommt nur noch auf den guten Willen an, um zu sehen, daß das Unerreichbare erreichbar geworden ist. M. B. Literatur. Teutsch? Nationalbibliothek. Volkstümliche Bilder und Erzählungen aus Deutschlands Vergangenheit und Gegenwart. Herausgegeben von Ferdinand Schmidt. Berlin. Verlag von Brigl und Lobeck. Soll in einer Reihe populär gehaltner Schriften, hervorgegangen aus der Fe-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/166>, abgerufen am 02.05.2024.