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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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die indeß zum Theil wohl mehr Zeichen der tiefen Mißstimmung des schleswigschen
Volks als vollständig nuf Wahrheit begründet sein möchten, und in jenen Charak¬
teristiken, denen mancher damit Bezeichnete vielleicht ein wenig mehr Discretion gcwünschi
hätte, liegt der eigentliche Werth des Buchs, Ueber die staatsrechtliche Stellung, über
Sitte und Art des Schleswig-holsteinischen Landes enthält es nichts Neues, wenigstens
in der uns vorliegenden Hälfte nicht. Könnte der Versasser bei etwaigen späteren
Auflagen etwas weniger Pathos entwickeln, einige Maßlosigkeiten mildern, und sein
Material etwas übersichtlicher ordnen, so würde sein Unternehmen jedenfalls gute
Wirkung haben. Vielleicht erinnert er sich dann anch des Gebrauchs, nach welchem
man bei Excerpten oder Umschreibungen der Mittheilungen von Vorgängern die
Quelle, an der man gesessen, anzugeben für billig hält.


Neue actcnmäßige Beiträge zur Geschichte der Leiden des seines Amts entsetzte"
schleswigsäicn Geistlichen Gustav Schumacher. Zweite durchgesehene und ver¬
mehrte Auflage. Berlin, Verlag und Druck von F. Heinicke. 18K2.

Eine Widerlegung des seiner Zeit auch von uns angezeigten Buchs "Leiden und
Erquickungen eines aus seiner Heimath vertriebenen schleswigschen Geistlichen", aus
welcher allerdings hervorgeht, daß der Herr Pastor Schumacher sich wenigstens in
einigen Stellen seiner Schrift entschiedener Erfindungen und Verdrehungen der Wahr¬
heit schuldig gemacht hat, und daß er überhaupt nicht gerade der redliche mannhafte
Charakter ist, für den er nach einigen Kapiteln seines Buchs von Manchen gehalten
worden sein mag. Wir meinen, daß die wirkliche Tyrannei der Dänen in Schleswig
zu schildern vollkommen genug wäre, und daß Erdichtungen der guten Sache nur
schaden können.


Die Jnjuricnprvcessc des vormalige" Obcrsachwalters Harcke und des Leder¬
fabrikanten Firjahn in Schleswig wider den Bürgermeister und Polizcüneister August
Jörgenscn. 1862.

Ein Beispiel dessen, was die Einwohnerschaft der Stadt Schleswig und nament¬
lich was die eifrigerer Deutschgesinnten dort sich von den dänischen Gewalthabern
bieten lassen müssen, ohne bei den Gerichten Genugthuung erlangen zu können.




Neue Neiselverke.
südöstliche Steppen und Städte. Nach eigner Anschauung geschildert von
Dr. Wilhelm Herrn. Frankfurt a. M. I. D. Sauerlünders Verlag, 1862.

Recht lebendige und farbige Schilderungen aus Ungarn, den Donaufürstenthü-
mern, der Dobrudscha und Südrußland, zuweilen etwas burschikos gehalten, mit¬
unter leise an die Jagdgeschichte streifend, andrerseits aber auch reich an interessan¬
ten Details über Land und Volk, namentlich über letzteres. Der Verfasser theilt
zunächst seine Beobachtungen und Erfahrungen auf der Tour von Pesth nach Ga¬
latz mit, giht dann ein Bild der letzteren Stadt sowie einiger benachbarten
Numänenstädtchen und erzählt hieraus, was er auf der Fahrt nach Tultscha und in den


die indeß zum Theil wohl mehr Zeichen der tiefen Mißstimmung des schleswigschen
Volks als vollständig nuf Wahrheit begründet sein möchten, und in jenen Charak¬
teristiken, denen mancher damit Bezeichnete vielleicht ein wenig mehr Discretion gcwünschi
hätte, liegt der eigentliche Werth des Buchs, Ueber die staatsrechtliche Stellung, über
Sitte und Art des Schleswig-holsteinischen Landes enthält es nichts Neues, wenigstens
in der uns vorliegenden Hälfte nicht. Könnte der Versasser bei etwaigen späteren
Auflagen etwas weniger Pathos entwickeln, einige Maßlosigkeiten mildern, und sein
Material etwas übersichtlicher ordnen, so würde sein Unternehmen jedenfalls gute
Wirkung haben. Vielleicht erinnert er sich dann anch des Gebrauchs, nach welchem
man bei Excerpten oder Umschreibungen der Mittheilungen von Vorgängern die
Quelle, an der man gesessen, anzugeben für billig hält.


Neue actcnmäßige Beiträge zur Geschichte der Leiden des seines Amts entsetzte»
schleswigsäicn Geistlichen Gustav Schumacher. Zweite durchgesehene und ver¬
mehrte Auflage. Berlin, Verlag und Druck von F. Heinicke. 18K2.

Eine Widerlegung des seiner Zeit auch von uns angezeigten Buchs „Leiden und
Erquickungen eines aus seiner Heimath vertriebenen schleswigschen Geistlichen", aus
welcher allerdings hervorgeht, daß der Herr Pastor Schumacher sich wenigstens in
einigen Stellen seiner Schrift entschiedener Erfindungen und Verdrehungen der Wahr¬
heit schuldig gemacht hat, und daß er überhaupt nicht gerade der redliche mannhafte
Charakter ist, für den er nach einigen Kapiteln seines Buchs von Manchen gehalten
worden sein mag. Wir meinen, daß die wirkliche Tyrannei der Dänen in Schleswig
zu schildern vollkommen genug wäre, und daß Erdichtungen der guten Sache nur
schaden können.


Die Jnjuricnprvcessc des vormalige» Obcrsachwalters Harcke und des Leder¬
fabrikanten Firjahn in Schleswig wider den Bürgermeister und Polizcüneister August
Jörgenscn. 1862.

Ein Beispiel dessen, was die Einwohnerschaft der Stadt Schleswig und nament¬
lich was die eifrigerer Deutschgesinnten dort sich von den dänischen Gewalthabern
bieten lassen müssen, ohne bei den Gerichten Genugthuung erlangen zu können.




Neue Neiselverke.
südöstliche Steppen und Städte. Nach eigner Anschauung geschildert von
Dr. Wilhelm Herrn. Frankfurt a. M. I. D. Sauerlünders Verlag, 1862.

Recht lebendige und farbige Schilderungen aus Ungarn, den Donaufürstenthü-
mern, der Dobrudscha und Südrußland, zuweilen etwas burschikos gehalten, mit¬
unter leise an die Jagdgeschichte streifend, andrerseits aber auch reich an interessan¬
ten Details über Land und Volk, namentlich über letzteres. Der Verfasser theilt
zunächst seine Beobachtungen und Erfahrungen auf der Tour von Pesth nach Ga¬
latz mit, giht dann ein Bild der letzteren Stadt sowie einiger benachbarten
Numänenstädtchen und erzählt hieraus, was er auf der Fahrt nach Tultscha und in den


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/207>, abgerufen am 02.05.2024.