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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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In Springficld hatten Fremonts Body-guards ein kleines Gefecht mit den
Rebellen. Wir sind noch nicht wieder im eigentlichen Feuer gewesen, ausge¬
nommen bei einigen kleinen Scharmützeln mit Vorposten und Patrouillen.

Das Lagerleben fängt jetzt an recht ungemüthlich zu werden. Wir liegen
gegenwärtig hier in Rolla und haben furchtbare Kälte urtd fußhohen Schnee
Und Eis. Wir hoffen täglich nach Se. Louis zu kommen, um dort Winter¬
quartiere zu nehmen, es scheint aber nicht, als ob wir den Winter ruhig zu¬
bringen sollten.

, Die unionstreuen Einwohner von Missouri sind jetzt sehr zu bedauern.
Ihr ganzes Hab und Gut ist von den Feinden zerstört, und so verlassen nun
Hunderte von Familien unter unserem Schutz ihre Heimath, um nach freien
Staaten überzusiedeln und dort einer vielleicht unsichern Existenz entgegen
zu gehen.

Man glaubt allgemein, daß der Krieg bald beendigt sein wird, da sich jetzt
Kentucky als unionstrcu erklärt hat. Nord-Carolina wieder zur Union zu¬
rückgetreten ist und Georgia dasselbe thun will. Charlestown und Neu-Orleans
sind hart blockirt und Mcmassas genommen.

Der Rebellengenetül Price, mit dein wir es hier in Missouri meist zu thun
haben, hat jetzt eine große Proclamation erlassen, in welcher er alle südlich ge¬
sinnten Leute in Missouri aufruft, sich 50,000 Mann stark um ihn zusammenzu-
schaaren, dann wolle er mit einem Schlage alle "Räuber" -- so nennt er unsere
Armee -- Äus Missouri Hittausjagen und so diesen Staat dem südlichen Bund
anreihen.


3.

Seit acht Tagen bin ich wieder hier in Se. Louis und zwar als Civilist.
Meine militärische "Laufbahn wär^e ftweit, wenigstens vorläufig, beendet.

Nttige Tage nach S. Abreise von hier erhielt meine CompagM Marsch,
ordre, als Siegels Leibgarde mit in's Innere Missv'uri's vorzurücken. Wir fuhren
per Eisenbahn 'Nach Jefferson-Citt). her Hauptstadt des Staates, und von da
nach Scdalia, einem kleinen Städtchen mitten rü der Prairie und wichtig als
Endpunkt der Eisenbahn. Hier Nun ging unser harter Dienst an. Täglich nichten
Wir Nach den benachbarten Orten, wo Detachcments lagen, Ordonnanz reuen,
oder größere Recognosciruttgen vornehmen, wonach wir jedesmal mit Beute
an Ochsen, Pferden, Mauleseln und anderem Vieh zurückkehrten. Später rück¬
ten wir über Warsaw nach Springsield vor, bei ersterem Orte mußten wir



-) Leider sind zwischen diesem und dem vorhergehenden Briefe zwei andere nicht in die
Heimath gelangt. Das Postwesen in den kriegführenden Staaten unterliegt gegenwärtig Ve¬
larmtlich Mer >nicht geringer, Co'nfufion.

In Springficld hatten Fremonts Body-guards ein kleines Gefecht mit den
Rebellen. Wir sind noch nicht wieder im eigentlichen Feuer gewesen, ausge¬
nommen bei einigen kleinen Scharmützeln mit Vorposten und Patrouillen.

Das Lagerleben fängt jetzt an recht ungemüthlich zu werden. Wir liegen
gegenwärtig hier in Rolla und haben furchtbare Kälte urtd fußhohen Schnee
Und Eis. Wir hoffen täglich nach Se. Louis zu kommen, um dort Winter¬
quartiere zu nehmen, es scheint aber nicht, als ob wir den Winter ruhig zu¬
bringen sollten.

, Die unionstreuen Einwohner von Missouri sind jetzt sehr zu bedauern.
Ihr ganzes Hab und Gut ist von den Feinden zerstört, und so verlassen nun
Hunderte von Familien unter unserem Schutz ihre Heimath, um nach freien
Staaten überzusiedeln und dort einer vielleicht unsichern Existenz entgegen
zu gehen.

Man glaubt allgemein, daß der Krieg bald beendigt sein wird, da sich jetzt
Kentucky als unionstrcu erklärt hat. Nord-Carolina wieder zur Union zu¬
rückgetreten ist und Georgia dasselbe thun will. Charlestown und Neu-Orleans
sind hart blockirt und Mcmassas genommen.

Der Rebellengenetül Price, mit dein wir es hier in Missouri meist zu thun
haben, hat jetzt eine große Proclamation erlassen, in welcher er alle südlich ge¬
sinnten Leute in Missouri aufruft, sich 50,000 Mann stark um ihn zusammenzu-
schaaren, dann wolle er mit einem Schlage alle „Räuber" — so nennt er unsere
Armee — Äus Missouri Hittausjagen und so diesen Staat dem südlichen Bund
anreihen.


3.

Seit acht Tagen bin ich wieder hier in Se. Louis und zwar als Civilist.
Meine militärische "Laufbahn wär^e ftweit, wenigstens vorläufig, beendet.

Nttige Tage nach S. Abreise von hier erhielt meine CompagM Marsch,
ordre, als Siegels Leibgarde mit in's Innere Missv'uri's vorzurücken. Wir fuhren
per Eisenbahn 'Nach Jefferson-Citt). her Hauptstadt des Staates, und von da
nach Scdalia, einem kleinen Städtchen mitten rü der Prairie und wichtig als
Endpunkt der Eisenbahn. Hier Nun ging unser harter Dienst an. Täglich nichten
Wir Nach den benachbarten Orten, wo Detachcments lagen, Ordonnanz reuen,
oder größere Recognosciruttgen vornehmen, wonach wir jedesmal mit Beute
an Ochsen, Pferden, Mauleseln und anderem Vieh zurückkehrten. Später rück¬
ten wir über Warsaw nach Springsield vor, bei ersterem Orte mußten wir



-) Leider sind zwischen diesem und dem vorhergehenden Briefe zwei andere nicht in die
Heimath gelangt. Das Postwesen in den kriegführenden Staaten unterliegt gegenwärtig Ve¬
larmtlich Mer >nicht geringer, Co'nfufion.
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[0215] In Springficld hatten Fremonts Body-guards ein kleines Gefecht mit den Rebellen. Wir sind noch nicht wieder im eigentlichen Feuer gewesen, ausge¬ nommen bei einigen kleinen Scharmützeln mit Vorposten und Patrouillen. Das Lagerleben fängt jetzt an recht ungemüthlich zu werden. Wir liegen gegenwärtig hier in Rolla und haben furchtbare Kälte urtd fußhohen Schnee Und Eis. Wir hoffen täglich nach Se. Louis zu kommen, um dort Winter¬ quartiere zu nehmen, es scheint aber nicht, als ob wir den Winter ruhig zu¬ bringen sollten. , Die unionstreuen Einwohner von Missouri sind jetzt sehr zu bedauern. Ihr ganzes Hab und Gut ist von den Feinden zerstört, und so verlassen nun Hunderte von Familien unter unserem Schutz ihre Heimath, um nach freien Staaten überzusiedeln und dort einer vielleicht unsichern Existenz entgegen zu gehen. Man glaubt allgemein, daß der Krieg bald beendigt sein wird, da sich jetzt Kentucky als unionstrcu erklärt hat. Nord-Carolina wieder zur Union zu¬ rückgetreten ist und Georgia dasselbe thun will. Charlestown und Neu-Orleans sind hart blockirt und Mcmassas genommen. Der Rebellengenetül Price, mit dein wir es hier in Missouri meist zu thun haben, hat jetzt eine große Proclamation erlassen, in welcher er alle südlich ge¬ sinnten Leute in Missouri aufruft, sich 50,000 Mann stark um ihn zusammenzu- schaaren, dann wolle er mit einem Schlage alle „Räuber" — so nennt er unsere Armee — Äus Missouri Hittausjagen und so diesen Staat dem südlichen Bund anreihen. 3. Seit acht Tagen bin ich wieder hier in Se. Louis und zwar als Civilist. Meine militärische "Laufbahn wär^e ftweit, wenigstens vorläufig, beendet. Nttige Tage nach S. Abreise von hier erhielt meine CompagM Marsch, ordre, als Siegels Leibgarde mit in's Innere Missv'uri's vorzurücken. Wir fuhren per Eisenbahn 'Nach Jefferson-Citt). her Hauptstadt des Staates, und von da nach Scdalia, einem kleinen Städtchen mitten rü der Prairie und wichtig als Endpunkt der Eisenbahn. Hier Nun ging unser harter Dienst an. Täglich nichten Wir Nach den benachbarten Orten, wo Detachcments lagen, Ordonnanz reuen, oder größere Recognosciruttgen vornehmen, wonach wir jedesmal mit Beute an Ochsen, Pferden, Mauleseln und anderem Vieh zurückkehrten. Später rück¬ ten wir über Warsaw nach Springsield vor, bei ersterem Orte mußten wir -) Leider sind zwischen diesem und dem vorhergehenden Briefe zwei andere nicht in die Heimath gelangt. Das Postwesen in den kriegführenden Staaten unterliegt gegenwärtig Ve¬ larmtlich Mer >nicht geringer, Co'nfufion.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/215>, abgerufen am 02.05.2024.