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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Neue Reisewerke. ^
Bilder aus der Fremde. -- Für die Heimath gezeichnet von Lothar Bucher.
1. Bd. Berlin, Verlag von Louis Gerschcl. 1862.

Eine Zusammenstellung der Aufsätze, welche der Verfasser in den letzten Jahren
in das Feuilleton der "Nationalzeitung" und einige andere Blätter geliefert hat, und
die auch bei denen, welche gleich uns den Ansichten Herrn Buchers von Englands
Verkommenheit, Palmerstons v^rräthcrischer Politik, Italiens Zukunft und Oestreichs
Bedeutung sür die deutsche Entwickelung keinen Geschmuck abzugewinnen vermögen,
durch die ihnen zu Grunde liegende vielseitige Bildung, beweglichen Geist, schlagenden
Witz und anmuthiges Darstellungstalcnt vielen Beifall gefunden haben werden. Die
recvte Freiheit des Humors freilich vermissen wir nicht selten, bisweilen hat er eine
gewisse säuerliche Beimischung, häufiger keucht er unter der Last von Beziehungen,
die ihm der Verfasser als Polyhistor ausgeladen, und manchmal will uns gar bei¬
nahe bedünken, als verhielte sich hinter dem frivol scherzenden Feuilletonisten, dem
Schüler Sterne's, ein Etwas, für dus >zur keinen andern Ausdruck finden als ^Pe¬
danterie. Auch hat er sich, wie das politischen Flüchtlingen oft begegnet, in der
Fremde mancherlei unrichtige Begriffe von der öffentlichen Meinung in Deutschland
gebildet, und so geschieht es ihm bisweilen, daß er mit der Schärfe seiner Satire
Dinge angreift, die außer ihm nicht existiren. Der vorliegende erste Band enthält
unter anderen die Artikel über Kern und den Ausflug nach der Insel Wight, die
Tour nach Konstantinopel mit den Bilder" vom Saum Italiens, die Berichte über
die Pariser Industrie-Ausstellung von 1855 und die Briefe aus Deutschland, die den
Kontrast zwischen deutschem und englischem Leben, wie er sich dem heimkehrenden Ver¬
bannten darstellte, ausdrückte" und in so grundgelehrter Weise für gewisse englische
Einrichtungen, z. B. für englische Vcntilalio", Propaganda machten. Der zweite
Band soll politische Aufsätze, Kritiken und Schilderungen aus London bringen, die
zum Theil nicht in der deutschen Presse erschienen sind.


Wanderungen im bayerischen Gebirge von Ludwig Staub. München, 18V2.
C. A. Fleischmanns Buchhandlung.

Gewissermaßen ein Nachtrag zu des Verfassers "bayerischem Hochland" und mit
ebenso anmuthiger Frische, ebenso liebenswürdigem Humor und ebenso liebevollem
Eingehen auf Sitte und Art des Volks geschrieben, wie jene allerliebste", nur durch
pessimistische Ungeduld in politischen Excursen bisweilen beeinträchtigten Skizzen von
Land und Leuten in Südbayern. Der Verfasser hat das Bedürfniß empfunden, sich
dort geschilderte alte liebe Orte wieder einmal anzusehen, alten Freunden wieder ein¬
mal die Hand zu drücken, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, ergänzende No¬
tizen zu sammeln, und da er voraussetzen durfte, daß jene Orte wie diese Freunde
auch dem größern Publicum werth geworden seien, gibt er uns hier neue Nachrichten
darüber, verziert mit den Arabesken seiner Laune. Das Ganze umfaßt elf Kapitel,


Neue Reisewerke. ^
Bilder aus der Fremde. — Für die Heimath gezeichnet von Lothar Bucher.
1. Bd. Berlin, Verlag von Louis Gerschcl. 1862.

Eine Zusammenstellung der Aufsätze, welche der Verfasser in den letzten Jahren
in das Feuilleton der „Nationalzeitung" und einige andere Blätter geliefert hat, und
die auch bei denen, welche gleich uns den Ansichten Herrn Buchers von Englands
Verkommenheit, Palmerstons v^rräthcrischer Politik, Italiens Zukunft und Oestreichs
Bedeutung sür die deutsche Entwickelung keinen Geschmuck abzugewinnen vermögen,
durch die ihnen zu Grunde liegende vielseitige Bildung, beweglichen Geist, schlagenden
Witz und anmuthiges Darstellungstalcnt vielen Beifall gefunden haben werden. Die
recvte Freiheit des Humors freilich vermissen wir nicht selten, bisweilen hat er eine
gewisse säuerliche Beimischung, häufiger keucht er unter der Last von Beziehungen,
die ihm der Verfasser als Polyhistor ausgeladen, und manchmal will uns gar bei¬
nahe bedünken, als verhielte sich hinter dem frivol scherzenden Feuilletonisten, dem
Schüler Sterne's, ein Etwas, für dus >zur keinen andern Ausdruck finden als ^Pe¬
danterie. Auch hat er sich, wie das politischen Flüchtlingen oft begegnet, in der
Fremde mancherlei unrichtige Begriffe von der öffentlichen Meinung in Deutschland
gebildet, und so geschieht es ihm bisweilen, daß er mit der Schärfe seiner Satire
Dinge angreift, die außer ihm nicht existiren. Der vorliegende erste Band enthält
unter anderen die Artikel über Kern und den Ausflug nach der Insel Wight, die
Tour nach Konstantinopel mit den Bilder» vom Saum Italiens, die Berichte über
die Pariser Industrie-Ausstellung von 1855 und die Briefe aus Deutschland, die den
Kontrast zwischen deutschem und englischem Leben, wie er sich dem heimkehrenden Ver¬
bannten darstellte, ausdrückte» und in so grundgelehrter Weise für gewisse englische
Einrichtungen, z. B. für englische Vcntilalio», Propaganda machten. Der zweite
Band soll politische Aufsätze, Kritiken und Schilderungen aus London bringen, die
zum Theil nicht in der deutschen Presse erschienen sind.


Wanderungen im bayerischen Gebirge von Ludwig Staub. München, 18V2.
C. A. Fleischmanns Buchhandlung.

Gewissermaßen ein Nachtrag zu des Verfassers „bayerischem Hochland" und mit
ebenso anmuthiger Frische, ebenso liebenswürdigem Humor und ebenso liebevollem
Eingehen auf Sitte und Art des Volks geschrieben, wie jene allerliebste», nur durch
pessimistische Ungeduld in politischen Excursen bisweilen beeinträchtigten Skizzen von
Land und Leuten in Südbayern. Der Verfasser hat das Bedürfniß empfunden, sich
dort geschilderte alte liebe Orte wieder einmal anzusehen, alten Freunden wieder ein¬
mal die Hand zu drücken, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, ergänzende No¬
tizen zu sammeln, und da er voraussetzen durfte, daß jene Orte wie diese Freunde
auch dem größern Publicum werth geworden seien, gibt er uns hier neue Nachrichten
darüber, verziert mit den Arabesken seiner Laune. Das Ganze umfaßt elf Kapitel,


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[0247] Neue Reisewerke. ^ Bilder aus der Fremde. — Für die Heimath gezeichnet von Lothar Bucher. 1. Bd. Berlin, Verlag von Louis Gerschcl. 1862. Eine Zusammenstellung der Aufsätze, welche der Verfasser in den letzten Jahren in das Feuilleton der „Nationalzeitung" und einige andere Blätter geliefert hat, und die auch bei denen, welche gleich uns den Ansichten Herrn Buchers von Englands Verkommenheit, Palmerstons v^rräthcrischer Politik, Italiens Zukunft und Oestreichs Bedeutung sür die deutsche Entwickelung keinen Geschmuck abzugewinnen vermögen, durch die ihnen zu Grunde liegende vielseitige Bildung, beweglichen Geist, schlagenden Witz und anmuthiges Darstellungstalcnt vielen Beifall gefunden haben werden. Die recvte Freiheit des Humors freilich vermissen wir nicht selten, bisweilen hat er eine gewisse säuerliche Beimischung, häufiger keucht er unter der Last von Beziehungen, die ihm der Verfasser als Polyhistor ausgeladen, und manchmal will uns gar bei¬ nahe bedünken, als verhielte sich hinter dem frivol scherzenden Feuilletonisten, dem Schüler Sterne's, ein Etwas, für dus >zur keinen andern Ausdruck finden als ^Pe¬ danterie. Auch hat er sich, wie das politischen Flüchtlingen oft begegnet, in der Fremde mancherlei unrichtige Begriffe von der öffentlichen Meinung in Deutschland gebildet, und so geschieht es ihm bisweilen, daß er mit der Schärfe seiner Satire Dinge angreift, die außer ihm nicht existiren. Der vorliegende erste Band enthält unter anderen die Artikel über Kern und den Ausflug nach der Insel Wight, die Tour nach Konstantinopel mit den Bilder» vom Saum Italiens, die Berichte über die Pariser Industrie-Ausstellung von 1855 und die Briefe aus Deutschland, die den Kontrast zwischen deutschem und englischem Leben, wie er sich dem heimkehrenden Ver¬ bannten darstellte, ausdrückte» und in so grundgelehrter Weise für gewisse englische Einrichtungen, z. B. für englische Vcntilalio», Propaganda machten. Der zweite Band soll politische Aufsätze, Kritiken und Schilderungen aus London bringen, die zum Theil nicht in der deutschen Presse erschienen sind. Wanderungen im bayerischen Gebirge von Ludwig Staub. München, 18V2. C. A. Fleischmanns Buchhandlung. Gewissermaßen ein Nachtrag zu des Verfassers „bayerischem Hochland" und mit ebenso anmuthiger Frische, ebenso liebenswürdigem Humor und ebenso liebevollem Eingehen auf Sitte und Art des Volks geschrieben, wie jene allerliebste», nur durch pessimistische Ungeduld in politischen Excursen bisweilen beeinträchtigten Skizzen von Land und Leuten in Südbayern. Der Verfasser hat das Bedürfniß empfunden, sich dort geschilderte alte liebe Orte wieder einmal anzusehen, alten Freunden wieder ein¬ mal die Hand zu drücken, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, ergänzende No¬ tizen zu sammeln, und da er voraussetzen durfte, daß jene Orte wie diese Freunde auch dem größern Publicum werth geworden seien, gibt er uns hier neue Nachrichten darüber, verziert mit den Arabesken seiner Laune. Das Ganze umfaßt elf Kapitel,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/247>, abgerufen am 02.05.2024.