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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Kaiser erachtete diese- Verfügungen für so wichtig, daß er ihre Aufrechthaltung
H. G. seinem Nachfolger dringend anempfahl.




Die Veränderung der Situation in den Vereinigten Staaten.

Die letzten Wochen haben in Amerika Ereignisse gebracht, die, einzeln
schon von großer Bedeutung, in ihrer Gesammtheit einen mächtigen Umschwung
aller Verhältnisse bilden, noch Wichtigeres in Aussicht stellen und sanguinischen
Gemüthern bereits als der Anfang vom Ende des Sklavenhalteraufstandes er¬
scheinen mögen.

Die Streitmacht des Nordens, bis vor Kurzem wenig thätig und wo sie
thätig war, vorwiegend im Nachtheil, ist in allgemeiner concentrischer Bewegung
und hat in rascher Aufeinanderfolge auf verschiedenen Punkten ihrer weitge¬
dehnten Operationslinie Erfolge errungen, welche die in den ersten Monaten
des Kriegs erlittenen Schlappen mehr als wett machen. Die letzten Posten
meldeten von Kämpfen fast auf allen Seiten des Kriegsschauplatzes, und mit
einer einzigen Ausnahme, dem Seetreffen auf der Hamptoner Rhede, bei wel¬
chem das secessionistische Panzerschiff "Mcrrimac" zwei Bundessrcgatten zerstörte
und einer dritten beinahe dasselbe Schicksal bereitet hätte, waren diese Nach¬
richten durchweg günstig für die Sache d?r Union. Auf die Kunde vom Fall der
Forts Henry und Donelson folgten Botschaften.von weiteren Fortschritten der Nord-
armee des Bundes in Tennessee, von der Besetzung Nashville's und der gänz¬
lichen Verdrängung der Conföderirten aus jenem Staat. Im nördlichen Ar-
kansas schlug General Curtis mit der Westarmee der Föderalisten die vereinigten
Heerhaufen der Jnsurgentenführer Price, Macintosh und Macculloch in einer
großen Schlacht so nachdrücklich, daß dieser Theil der südlichen Streitkräfte für
geraume Zeit unschädlich gemacht sein wird. In Missouri hat man durch baldige
Einnahme des im südöstlichen Winkel des - Staats gelegenen New-Madrid den
letzteren von den letzten Resten der Aufständischen gesäubert. In Georgia hat die
Bundcsflotte sich des trefflichen Hafens Brunswick bemächtigt, in Florida hat sie
das starkbefestigte Fernandina genommen. Von Port Royal aus bedroht ein
Unionistencorps Charleston, vom Albemarle-Sund in Virginien operirt ein anderes
unter General Burnside mit Glück über Newbern auf Norfolk und Suffolk. End¬
lich haben die Conföderirten sich genöthigt gesehen, sich auch vor der Ostarmee ihrer
Gegner zurückzuziehen. Nicht nur die Schanzen, mit denen sie den untern
Potomac beherrschten, sind geräumt, selbst die starke Stellung bei Manassas
Junction ist aufgegeben, das Bundesheer ist in die verlassenen Positionen ein¬
gerückt, und da weder der Rappahannock noch der Yorkriver sich zur Ver¬
theidigungslinie eignet, so ist nicht unmöglich, daß die Insurgenten erst am
James Stand halten, wo dann Richmond, ihre Hauptstadt, in demselben Grade


Kaiser erachtete diese- Verfügungen für so wichtig, daß er ihre Aufrechthaltung
H. G. seinem Nachfolger dringend anempfahl.




Die Veränderung der Situation in den Vereinigten Staaten.

Die letzten Wochen haben in Amerika Ereignisse gebracht, die, einzeln
schon von großer Bedeutung, in ihrer Gesammtheit einen mächtigen Umschwung
aller Verhältnisse bilden, noch Wichtigeres in Aussicht stellen und sanguinischen
Gemüthern bereits als der Anfang vom Ende des Sklavenhalteraufstandes er¬
scheinen mögen.

Die Streitmacht des Nordens, bis vor Kurzem wenig thätig und wo sie
thätig war, vorwiegend im Nachtheil, ist in allgemeiner concentrischer Bewegung
und hat in rascher Aufeinanderfolge auf verschiedenen Punkten ihrer weitge¬
dehnten Operationslinie Erfolge errungen, welche die in den ersten Monaten
des Kriegs erlittenen Schlappen mehr als wett machen. Die letzten Posten
meldeten von Kämpfen fast auf allen Seiten des Kriegsschauplatzes, und mit
einer einzigen Ausnahme, dem Seetreffen auf der Hamptoner Rhede, bei wel¬
chem das secessionistische Panzerschiff „Mcrrimac" zwei Bundessrcgatten zerstörte
und einer dritten beinahe dasselbe Schicksal bereitet hätte, waren diese Nach¬
richten durchweg günstig für die Sache d?r Union. Auf die Kunde vom Fall der
Forts Henry und Donelson folgten Botschaften.von weiteren Fortschritten der Nord-
armee des Bundes in Tennessee, von der Besetzung Nashville's und der gänz¬
lichen Verdrängung der Conföderirten aus jenem Staat. Im nördlichen Ar-
kansas schlug General Curtis mit der Westarmee der Föderalisten die vereinigten
Heerhaufen der Jnsurgentenführer Price, Macintosh und Macculloch in einer
großen Schlacht so nachdrücklich, daß dieser Theil der südlichen Streitkräfte für
geraume Zeit unschädlich gemacht sein wird. In Missouri hat man durch baldige
Einnahme des im südöstlichen Winkel des - Staats gelegenen New-Madrid den
letzteren von den letzten Resten der Aufständischen gesäubert. In Georgia hat die
Bundcsflotte sich des trefflichen Hafens Brunswick bemächtigt, in Florida hat sie
das starkbefestigte Fernandina genommen. Von Port Royal aus bedroht ein
Unionistencorps Charleston, vom Albemarle-Sund in Virginien operirt ein anderes
unter General Burnside mit Glück über Newbern auf Norfolk und Suffolk. End¬
lich haben die Conföderirten sich genöthigt gesehen, sich auch vor der Ostarmee ihrer
Gegner zurückzuziehen. Nicht nur die Schanzen, mit denen sie den untern
Potomac beherrschten, sind geräumt, selbst die starke Stellung bei Manassas
Junction ist aufgegeben, das Bundesheer ist in die verlassenen Positionen ein¬
gerückt, und da weder der Rappahannock noch der Yorkriver sich zur Ver¬
theidigungslinie eignet, so ist nicht unmöglich, daß die Insurgenten erst am
James Stand halten, wo dann Richmond, ihre Hauptstadt, in demselben Grade


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[0076] Kaiser erachtete diese- Verfügungen für so wichtig, daß er ihre Aufrechthaltung H. G. seinem Nachfolger dringend anempfahl. Die Veränderung der Situation in den Vereinigten Staaten. Die letzten Wochen haben in Amerika Ereignisse gebracht, die, einzeln schon von großer Bedeutung, in ihrer Gesammtheit einen mächtigen Umschwung aller Verhältnisse bilden, noch Wichtigeres in Aussicht stellen und sanguinischen Gemüthern bereits als der Anfang vom Ende des Sklavenhalteraufstandes er¬ scheinen mögen. Die Streitmacht des Nordens, bis vor Kurzem wenig thätig und wo sie thätig war, vorwiegend im Nachtheil, ist in allgemeiner concentrischer Bewegung und hat in rascher Aufeinanderfolge auf verschiedenen Punkten ihrer weitge¬ dehnten Operationslinie Erfolge errungen, welche die in den ersten Monaten des Kriegs erlittenen Schlappen mehr als wett machen. Die letzten Posten meldeten von Kämpfen fast auf allen Seiten des Kriegsschauplatzes, und mit einer einzigen Ausnahme, dem Seetreffen auf der Hamptoner Rhede, bei wel¬ chem das secessionistische Panzerschiff „Mcrrimac" zwei Bundessrcgatten zerstörte und einer dritten beinahe dasselbe Schicksal bereitet hätte, waren diese Nach¬ richten durchweg günstig für die Sache d?r Union. Auf die Kunde vom Fall der Forts Henry und Donelson folgten Botschaften.von weiteren Fortschritten der Nord- armee des Bundes in Tennessee, von der Besetzung Nashville's und der gänz¬ lichen Verdrängung der Conföderirten aus jenem Staat. Im nördlichen Ar- kansas schlug General Curtis mit der Westarmee der Föderalisten die vereinigten Heerhaufen der Jnsurgentenführer Price, Macintosh und Macculloch in einer großen Schlacht so nachdrücklich, daß dieser Theil der südlichen Streitkräfte für geraume Zeit unschädlich gemacht sein wird. In Missouri hat man durch baldige Einnahme des im südöstlichen Winkel des - Staats gelegenen New-Madrid den letzteren von den letzten Resten der Aufständischen gesäubert. In Georgia hat die Bundcsflotte sich des trefflichen Hafens Brunswick bemächtigt, in Florida hat sie das starkbefestigte Fernandina genommen. Von Port Royal aus bedroht ein Unionistencorps Charleston, vom Albemarle-Sund in Virginien operirt ein anderes unter General Burnside mit Glück über Newbern auf Norfolk und Suffolk. End¬ lich haben die Conföderirten sich genöthigt gesehen, sich auch vor der Ostarmee ihrer Gegner zurückzuziehen. Nicht nur die Schanzen, mit denen sie den untern Potomac beherrschten, sind geräumt, selbst die starke Stellung bei Manassas Junction ist aufgegeben, das Bundesheer ist in die verlassenen Positionen ein¬ gerückt, und da weder der Rappahannock noch der Yorkriver sich zur Ver¬ theidigungslinie eignet, so ist nicht unmöglich, daß die Insurgenten erst am James Stand halten, wo dann Richmond, ihre Hauptstadt, in demselben Grade

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/76>, abgerufen am 03.05.2024.