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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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davon. Obwohl der Kömg für mich, und, ändert außer Dienst gekommene
Gelehrte alles thut, was die eigne beschränkte Lage des Staats verstattet, so
bin ich dennoch durch eine dreivierteljährige Krankheit, in der ich nichts have
arbeiten (es wird darum zu Ostern nichts von mir erscheinen) noch verdienen
können, dagegen ungewöhnlich hohe Ausgaben gehabt, in Umstände gekommen,
daß ich dermalen baares Geld nicht entbehren kann. Aber Bruder Gottlob
hat seit dem Jahre 1805. keinen Termin abgetragen; auch hat er seitdem kein
Lebenszeichen von sich gegeben, und keine Anfrage an mich ergehen laßen; ob
ich etwa die Fortsetzung der Zahlungen verlangte. Wie est mit Abtragung
der bedungenen Zinsen an Sie von jeher gehalten worden, ist mir gleichfalls
nicht unbekannt. Ich hoffe daher nicht, daß es ihn übereilen heißt, wenn ich
von ihm fordere, daß er so schleunig als möglich einen Termin von 50. Rthlr.
an Sie auszahle.


Die meinigen grüßen herzlichst. Ihr Sohn ?idrts.

Auf die Hoffnung, die sich Fichte von den Oesterreichern machte, nimmt
Adalbert von Chamisso in einem 1808 aus Berlin an Friedrich de la Motte
Fouqu6 gerichteten Briefe Bezug mit den Worten: "Der alte Fichte ist wieder
hier. Er baut sehr auf die Oestreicher, die ihm sehr herrlich erschienen sind,
und er will die hohe Meinung theilen, die sie von ihrem Kaiser haben."

Die treue Fürsorge für feinen alten Vater, der allzu bereitwillig seinen
Kindern zu überlassen pflegte, was ihm persönlich zugedacht war, wird bestä¬
tigt durch den beigeschlossenen Brief an den Bruder, der von früher her Pecu-
nicire Verpflichtungen hatte.


37.

Berlin, d. 10. März 1809.


Lieber Bruder,

Ich hoffe, Du wirst es selbst billig finden, wenn ich Dich auffordere, so schleu¬
nig, als es Dir irgend möglich ist, an unsern Vater einen der seit 1805. aufgesez-
ten Termine von 50. Rthlr. auszuzahlen. Ich ersehe aus deßen Schreiben,
wie das auch ohnedies zu erwarten war, daß derselbe durch den französischen
Krieg und die Kriegssteuer in seiner Nahrung sehr zurülgesczt worden; so daß
ich selbst aus meinem Beutel einen Vorschuß machen würde, wenn ich nicht
durch dreivierteljährige Krankheit und Verdienstlosigkeit selber in eine enge Lage
gekommen wäre. -- Uebrigens gebe ich Dir es auf Deine eigne Ehrliebe, und
Gewißen, daß von der nur zu großen Gutwilligkeit unsers Vaters gegen seine
Kinder hier kein Gebrauch gemacht, sondern ihm die Summe wirtlich und
in der That baar ausgezahlt werde.

Die Pappierc meiner Berechnung mit Dir sind, nebst andern Manuskripten,
in Erlangen liegen geblieben, von woher ich sie nicht so schnell haben kann.


davon. Obwohl der Kömg für mich, und, ändert außer Dienst gekommene
Gelehrte alles thut, was die eigne beschränkte Lage des Staats verstattet, so
bin ich dennoch durch eine dreivierteljährige Krankheit, in der ich nichts have
arbeiten (es wird darum zu Ostern nichts von mir erscheinen) noch verdienen
können, dagegen ungewöhnlich hohe Ausgaben gehabt, in Umstände gekommen,
daß ich dermalen baares Geld nicht entbehren kann. Aber Bruder Gottlob
hat seit dem Jahre 1805. keinen Termin abgetragen; auch hat er seitdem kein
Lebenszeichen von sich gegeben, und keine Anfrage an mich ergehen laßen; ob
ich etwa die Fortsetzung der Zahlungen verlangte. Wie est mit Abtragung
der bedungenen Zinsen an Sie von jeher gehalten worden, ist mir gleichfalls
nicht unbekannt. Ich hoffe daher nicht, daß es ihn übereilen heißt, wenn ich
von ihm fordere, daß er so schleunig als möglich einen Termin von 50. Rthlr.
an Sie auszahle.


Die meinigen grüßen herzlichst. Ihr Sohn ?idrts.

Auf die Hoffnung, die sich Fichte von den Oesterreichern machte, nimmt
Adalbert von Chamisso in einem 1808 aus Berlin an Friedrich de la Motte
Fouqu6 gerichteten Briefe Bezug mit den Worten: „Der alte Fichte ist wieder
hier. Er baut sehr auf die Oestreicher, die ihm sehr herrlich erschienen sind,
und er will die hohe Meinung theilen, die sie von ihrem Kaiser haben."

Die treue Fürsorge für feinen alten Vater, der allzu bereitwillig seinen
Kindern zu überlassen pflegte, was ihm persönlich zugedacht war, wird bestä¬
tigt durch den beigeschlossenen Brief an den Bruder, der von früher her Pecu-
nicire Verpflichtungen hatte.


37.

Berlin, d. 10. März 1809.


Lieber Bruder,

Ich hoffe, Du wirst es selbst billig finden, wenn ich Dich auffordere, so schleu¬
nig, als es Dir irgend möglich ist, an unsern Vater einen der seit 1805. aufgesez-
ten Termine von 50. Rthlr. auszuzahlen. Ich ersehe aus deßen Schreiben,
wie das auch ohnedies zu erwarten war, daß derselbe durch den französischen
Krieg und die Kriegssteuer in seiner Nahrung sehr zurülgesczt worden; so daß
ich selbst aus meinem Beutel einen Vorschuß machen würde, wenn ich nicht
durch dreivierteljährige Krankheit und Verdienstlosigkeit selber in eine enge Lage
gekommen wäre. — Uebrigens gebe ich Dir es auf Deine eigne Ehrliebe, und
Gewißen, daß von der nur zu großen Gutwilligkeit unsers Vaters gegen seine
Kinder hier kein Gebrauch gemacht, sondern ihm die Summe wirtlich und
in der That baar ausgezahlt werde.

Die Pappierc meiner Berechnung mit Dir sind, nebst andern Manuskripten,
in Erlangen liegen geblieben, von woher ich sie nicht so schnell haben kann.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/189>, abgerufen am 05.05.2024.