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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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digkcit erheben. Rußland sucht die gesellschaftliche Gährung in seinem Innern durch
einen großen Zug, welcher das zusammenhaltende Nationalgefühl in den Vordergrund
stellt, zu bemeistern. Der böse, immer auf einen Moment deutscher Schwäche lauernde
Wille Dänemarks, die Bereitschaft Frankreichs: die Schwäche eines Nachbars wenig¬
stens dann zu benutzen, wenn er selbst die Waffen aus den Händen wirft, sind be¬
kannt genug. In einem solchen Augenblick die Entwaffnung Preußens durchzu¬
führen, wäre entweder paradiesische Unschuld, d. h. Unfähigkeit, oder Hochverrath.
Das Ministerium wird also die Entwaffnung nicht ausführen. Aber es ist sich auch
der Pflicht bewußt, dafür einzustehen, daß Preußen, bevor die schwankende Bewegung
der europäischen Verhältnisse zum Ende gekommen, in seiner Machtstellung zum
Besten Deutschlands eine Erhöhung erfahren habe.

Wenn das Ministerium, so würde die Erklärung fortfahren, eine Ueberschrei-
tung des bewilligten Etats aus seine Verantwortung nimmt, so ist es sich bewußt,
daß es vor allem verpflichtet ist, die Verantwortlichkeit der höchsten Diener der
Krone vor der Landesvertretung zur Wahrheit zu machen. Es wird deshalb dem
nächsten Landtag die Gesetzentwürfe zur Reform des Herrenhauses und zur Verant¬
wortlichkeit der Minister, und zwar zuerst im Herrenhause, vorlegen. Es wird mit
den zu Gebote stehenden ausreichenden Mitteln sorgen, daß diese Gesetzentwürfe im
Herrenhause Annahme finden. Die Minister erklären, daß sie dem einzubringenden
Anklagegesctz, welches alle objectiven Vcrsassungsverletzungen umfaßt, in Bezug auf
ihre eigenen Personen und Schritte rückwirkende Kraft beilegen. Das Abgeordneten¬
haus wird daher im Jahre 1863 in der Lage sein, die Minister wegen der angekün¬
digten Etatüberschrcitung in Anklagestand zu versetzen oder ihnen die Indemnität
zu ertheilen."




Ein Brief Fichte's an Fouqn"^).

Berlin den 17. Februar 1813.

So gehe denn, theurer innig geliebter, und verehrter, wohin dein Herz dich
ruft. Es ist ein großer Moment gegeben ; es gehören Männer, wie du, dazu, und
diese am rechten Platze, um ihn heraus zu gestalten.



-> Noch ungedruckt und durch die Güte eines Berliner Glimmers d. Bl. zum Anschluß an
die neulich von uns veröffentlichten Achtundvierzig Briefe Fichte's und seiner Verwandten
übersandt'

digkcit erheben. Rußland sucht die gesellschaftliche Gährung in seinem Innern durch
einen großen Zug, welcher das zusammenhaltende Nationalgefühl in den Vordergrund
stellt, zu bemeistern. Der böse, immer auf einen Moment deutscher Schwäche lauernde
Wille Dänemarks, die Bereitschaft Frankreichs: die Schwäche eines Nachbars wenig¬
stens dann zu benutzen, wenn er selbst die Waffen aus den Händen wirft, sind be¬
kannt genug. In einem solchen Augenblick die Entwaffnung Preußens durchzu¬
führen, wäre entweder paradiesische Unschuld, d. h. Unfähigkeit, oder Hochverrath.
Das Ministerium wird also die Entwaffnung nicht ausführen. Aber es ist sich auch
der Pflicht bewußt, dafür einzustehen, daß Preußen, bevor die schwankende Bewegung
der europäischen Verhältnisse zum Ende gekommen, in seiner Machtstellung zum
Besten Deutschlands eine Erhöhung erfahren habe.

Wenn das Ministerium, so würde die Erklärung fortfahren, eine Ueberschrei-
tung des bewilligten Etats aus seine Verantwortung nimmt, so ist es sich bewußt,
daß es vor allem verpflichtet ist, die Verantwortlichkeit der höchsten Diener der
Krone vor der Landesvertretung zur Wahrheit zu machen. Es wird deshalb dem
nächsten Landtag die Gesetzentwürfe zur Reform des Herrenhauses und zur Verant¬
wortlichkeit der Minister, und zwar zuerst im Herrenhause, vorlegen. Es wird mit
den zu Gebote stehenden ausreichenden Mitteln sorgen, daß diese Gesetzentwürfe im
Herrenhause Annahme finden. Die Minister erklären, daß sie dem einzubringenden
Anklagegesctz, welches alle objectiven Vcrsassungsverletzungen umfaßt, in Bezug auf
ihre eigenen Personen und Schritte rückwirkende Kraft beilegen. Das Abgeordneten¬
haus wird daher im Jahre 1863 in der Lage sein, die Minister wegen der angekün¬
digten Etatüberschrcitung in Anklagestand zu versetzen oder ihnen die Indemnität
zu ertheilen."




Ein Brief Fichte's an Fouqn«^).

Berlin den 17. Februar 1813.

So gehe denn, theurer innig geliebter, und verehrter, wohin dein Herz dich
ruft. Es ist ein großer Moment gegeben ; es gehören Männer, wie du, dazu, und
diese am rechten Platze, um ihn heraus zu gestalten.



-> Noch ungedruckt und durch die Güte eines Berliner Glimmers d. Bl. zum Anschluß an
die neulich von uns veröffentlichten Achtundvierzig Briefe Fichte's und seiner Verwandten
übersandt'
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[0366] digkcit erheben. Rußland sucht die gesellschaftliche Gährung in seinem Innern durch einen großen Zug, welcher das zusammenhaltende Nationalgefühl in den Vordergrund stellt, zu bemeistern. Der böse, immer auf einen Moment deutscher Schwäche lauernde Wille Dänemarks, die Bereitschaft Frankreichs: die Schwäche eines Nachbars wenig¬ stens dann zu benutzen, wenn er selbst die Waffen aus den Händen wirft, sind be¬ kannt genug. In einem solchen Augenblick die Entwaffnung Preußens durchzu¬ führen, wäre entweder paradiesische Unschuld, d. h. Unfähigkeit, oder Hochverrath. Das Ministerium wird also die Entwaffnung nicht ausführen. Aber es ist sich auch der Pflicht bewußt, dafür einzustehen, daß Preußen, bevor die schwankende Bewegung der europäischen Verhältnisse zum Ende gekommen, in seiner Machtstellung zum Besten Deutschlands eine Erhöhung erfahren habe. Wenn das Ministerium, so würde die Erklärung fortfahren, eine Ueberschrei- tung des bewilligten Etats aus seine Verantwortung nimmt, so ist es sich bewußt, daß es vor allem verpflichtet ist, die Verantwortlichkeit der höchsten Diener der Krone vor der Landesvertretung zur Wahrheit zu machen. Es wird deshalb dem nächsten Landtag die Gesetzentwürfe zur Reform des Herrenhauses und zur Verant¬ wortlichkeit der Minister, und zwar zuerst im Herrenhause, vorlegen. Es wird mit den zu Gebote stehenden ausreichenden Mitteln sorgen, daß diese Gesetzentwürfe im Herrenhause Annahme finden. Die Minister erklären, daß sie dem einzubringenden Anklagegesctz, welches alle objectiven Vcrsassungsverletzungen umfaßt, in Bezug auf ihre eigenen Personen und Schritte rückwirkende Kraft beilegen. Das Abgeordneten¬ haus wird daher im Jahre 1863 in der Lage sein, die Minister wegen der angekün¬ digten Etatüberschrcitung in Anklagestand zu versetzen oder ihnen die Indemnität zu ertheilen." Ein Brief Fichte's an Fouqn«^). Berlin den 17. Februar 1813. So gehe denn, theurer innig geliebter, und verehrter, wohin dein Herz dich ruft. Es ist ein großer Moment gegeben ; es gehören Männer, wie du, dazu, und diese am rechten Platze, um ihn heraus zu gestalten. -> Noch ungedruckt und durch die Güte eines Berliner Glimmers d. Bl. zum Anschluß an die neulich von uns veröffentlichten Achtundvierzig Briefe Fichte's und seiner Verwandten übersandt'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/366>, abgerufen am 04.05.2024.