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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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fen muß, denn die Unterseen müssen Wasser holen, und mausen sich einander
die Kruge dazu ganz entsetzlich welches ich aber nicht thun kann, denn es ist
und bleibt gestohlen. Doch bey allen diesen kümmerlichen Dingen danke ich doch
noch Gott daß ich keine Schulden, als die vorhinerzählten 8 Gr. 3 Pf. habe.
Daß es Euch mein lieber Vater sehr schwer fallen werde, glaube ich wohl, doch
sollte ich denn nicht noch so ein gutes Andenken bei meinen Freunden haben.
Mein unschickliches Verhalten wegen des Briefes an Herrn Boden, glaube ich
durch beygelegten Brief gut zu machen. An zwey Personen aber kann man
auf einmal einen Brief nicht schreiben. Doch noch eins, was schreibt ihr mir
denn von 6. Geschwistern, ich habe gerechnet und gerechnet, bringe ihrer aber
nur 5. heraus. Ihr schreibt mir von Strumpfbändern, ich weiß aber wohl
nicht, ob es gut gethan seyn würde, denn leider fragt man hier nicht so viel
nach dergleichen Sachen als nach Geld, ich würde auch noch dazu entsetzlich
ausgesöhnt werden, wollt ihr aber so gut seyn und mir ein paar schicken, so
wird es mir sehr angenehm seyn, nicht allein weil ich sie sehr nothwendig
brauche, sondern weil es mir auch ein sehr angenehmes Andenken an Euch ver¬
schaffen würde. Ich habe weil ich hier bin eine beständige Gesundheit gehabt.
Grüßt meine liebe Mutter mein Geschwister und besonders Gottloben und sagt
ihn er solle mir doch schreiben. Ich würde ihm auch schreiben, wenn es jetzo
im LxÄmsn die Zeit litte. Lebet wohl.

?. 8. Warum denn aber zur Oster Meße ihr könnt mir eure Brieffe
immer auf der Post nun^ueirt schicken, denn das bezahl der Hr. L-eetor

Pforte d. 1 Aprill 1775


Johann Gottlieb Fichte

Wer der im Briefe erwähnte Herr Boden sei, dafür finde ich keinen Anhalt. Der
erwähnte Obergesell war der spätere Generalsuperintendent in Riga Karl Gott¬
lob Sonntag, dessen Aufsicht er übergeben wurde, weil er die Behandlung seines
ersten Obergesellen nicht länger ertragen mochte (I, 12. 14 f.). Die Zahl der
Geschwister, über deren Vermehrung Fichte sich wundert, betrug überhaupt sieben,
wie mir mündlich mitgetheilt worden; es waren sechs Brüder und eine Schwester.


. 2.

Wvlfishein d. 13. Mai. 787.


Bester Vater,

Ich hoffe, daß Er meinen Brief vom Ende vorigen Monats, im Einschlage
an Herr Burschen schon erhalten hat. Ich habe darinnen von meinen Befinden,
und von meinen Umständen alles gesagt, was zu sagen war. Jetzt habe ich
einen Auftrag an Ihn, den ich so bald, als möglich zu besorgen bitte.

Ich weiß, daß in Nammenau ein ganzer Busch von Lerch en b äumen ist.
Im Gespräch sagte ich das einmal meinem Herrn Principal, und er wünschte


11*

fen muß, denn die Unterseen müssen Wasser holen, und mausen sich einander
die Kruge dazu ganz entsetzlich welches ich aber nicht thun kann, denn es ist
und bleibt gestohlen. Doch bey allen diesen kümmerlichen Dingen danke ich doch
noch Gott daß ich keine Schulden, als die vorhinerzählten 8 Gr. 3 Pf. habe.
Daß es Euch mein lieber Vater sehr schwer fallen werde, glaube ich wohl, doch
sollte ich denn nicht noch so ein gutes Andenken bei meinen Freunden haben.
Mein unschickliches Verhalten wegen des Briefes an Herrn Boden, glaube ich
durch beygelegten Brief gut zu machen. An zwey Personen aber kann man
auf einmal einen Brief nicht schreiben. Doch noch eins, was schreibt ihr mir
denn von 6. Geschwistern, ich habe gerechnet und gerechnet, bringe ihrer aber
nur 5. heraus. Ihr schreibt mir von Strumpfbändern, ich weiß aber wohl
nicht, ob es gut gethan seyn würde, denn leider fragt man hier nicht so viel
nach dergleichen Sachen als nach Geld, ich würde auch noch dazu entsetzlich
ausgesöhnt werden, wollt ihr aber so gut seyn und mir ein paar schicken, so
wird es mir sehr angenehm seyn, nicht allein weil ich sie sehr nothwendig
brauche, sondern weil es mir auch ein sehr angenehmes Andenken an Euch ver¬
schaffen würde. Ich habe weil ich hier bin eine beständige Gesundheit gehabt.
Grüßt meine liebe Mutter mein Geschwister und besonders Gottloben und sagt
ihn er solle mir doch schreiben. Ich würde ihm auch schreiben, wenn es jetzo
im LxÄmsn die Zeit litte. Lebet wohl.

?. 8. Warum denn aber zur Oster Meße ihr könnt mir eure Brieffe
immer auf der Post nun^ueirt schicken, denn das bezahl der Hr. L-eetor

Pforte d. 1 Aprill 1775


Johann Gottlieb Fichte

Wer der im Briefe erwähnte Herr Boden sei, dafür finde ich keinen Anhalt. Der
erwähnte Obergesell war der spätere Generalsuperintendent in Riga Karl Gott¬
lob Sonntag, dessen Aufsicht er übergeben wurde, weil er die Behandlung seines
ersten Obergesellen nicht länger ertragen mochte (I, 12. 14 f.). Die Zahl der
Geschwister, über deren Vermehrung Fichte sich wundert, betrug überhaupt sieben,
wie mir mündlich mitgetheilt worden; es waren sechs Brüder und eine Schwester.


. 2.

Wvlfishein d. 13. Mai. 787.


Bester Vater,

Ich hoffe, daß Er meinen Brief vom Ende vorigen Monats, im Einschlage
an Herr Burschen schon erhalten hat. Ich habe darinnen von meinen Befinden,
und von meinen Umständen alles gesagt, was zu sagen war. Jetzt habe ich
einen Auftrag an Ihn, den ich so bald, als möglich zu besorgen bitte.

Ich weiß, daß in Nammenau ein ganzer Busch von Lerch en b äumen ist.
Im Gespräch sagte ich das einmal meinem Herrn Principal, und er wünschte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/91>, abgerufen am 04.05.2024.