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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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reich ein interessanten Mittheilungen, sehr hübsch geschrieben. Eine dankenswerthe
Beigabe ist ein Porträt Wilhelminens in Stahlstich und ein Facsimile der Worte,
welche sie der Verfasserin des Buchs nach der ersten Begegnung mit ihr ins Stamm¬
buch schrieb. Diese Begegnung hatte in der Paulskirche während der Sitzung der
Nationalversammlung stattgefunden, in welcher die Kaiserwahl sich vollzog. Die
Worte' im Stammbuch lauteten - bezeichnend: "Alles für's Volk! Nichts für den
Kaiser." Indem wir uns für eins der nächsten Hefte einen Auszug aus dieser
Biographie vorbehalten, möge dieselbe für jetzt nur bestens empfohlen sein.


1 , -.'". - > ". ' ^ u, . ^
Der sächsische Pitaval. Sammlung merkwürdiger Crimincilfülle. Von einem
Criminalbeamten. Dritter Band. Leipzig, Verlag von C. L. Fritzsche. 1862.
"'-t-.

Ein Hexenprozeß aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, welcher einer der letzten
in Sachsen gewesen sein wird, da er trotz starker Verdachtsgründc schließlich mit
einer Freisprechung endigte; die Geschichte eine" Hexenmeisters, der vor etwa zwan¬
zig Jahren bewies, wie leichtgläubig damals noch unser Landvolk war; ein Pro¬
ceß wegen Kindesmord, welcher zeigt, wie die sächsische Themis in der Zeit des
siebenjährigen Krieges die Regel der Gesetzgebung, mit denen von Adel "mitiuü'',
d. i. schonender als mit dem Bürger- und Bciucrnvolk zu verfahren, getreulich be¬
folgte ; ferner zwei psychologisch sehr interessante Processe wegen Mord, ein andrer,
wo "richterliche Ueberzeugung" einem Unschuldigen die Ehre nahm und ihn zum
Selbstmord trieb (was von Geschwornen schwerlich geschehen wäre), die Geschichte
einer jugendlichen Giftmischerin, endlich ein Kindesmord, lediglich um dem Spotte
zu entgehen. Die Behandlung ist etwas novellistisch, und die sehr obscöne Unter¬
haltung der Bauern in der letzten Erzählung wäre im Interesse der öffentlichen
Sittlichkeit besser weggeblieben.

Von Jacob Grimms schöner Abhandlung "Ueber den Ursprung der Sprache"
ist (bei Ferdinand Dümmler in Berlin. 18K2) ein fünfter unveränderter Abdruck er¬
schienen.


Der Schwan in Sage "und Leben. Eine Abhandlung von Paulus Cassel.
Berlin, Verlag von E. Beck. 1863.

Eine große Menge ethnographisches und mythologisches Material, der Stil der
bekannte süßlich frömmelnde dieses Gelehrten. Die Schrift ist der erste Theil eines
Cyklus von Abhandlungen, in dem Herr Cassel die Thierwelt in heiliger Schrift,
Legende und Sage zu betrachten gedenkt.




.
Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herd ist. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

reich ein interessanten Mittheilungen, sehr hübsch geschrieben. Eine dankenswerthe
Beigabe ist ein Porträt Wilhelminens in Stahlstich und ein Facsimile der Worte,
welche sie der Verfasserin des Buchs nach der ersten Begegnung mit ihr ins Stamm¬
buch schrieb. Diese Begegnung hatte in der Paulskirche während der Sitzung der
Nationalversammlung stattgefunden, in welcher die Kaiserwahl sich vollzog. Die
Worte' im Stammbuch lauteten - bezeichnend: „Alles für's Volk! Nichts für den
Kaiser." Indem wir uns für eins der nächsten Hefte einen Auszug aus dieser
Biographie vorbehalten, möge dieselbe für jetzt nur bestens empfohlen sein.


1 , -.'». - > «. ' ^ u, . ^
Der sächsische Pitaval. Sammlung merkwürdiger Crimincilfülle. Von einem
Criminalbeamten. Dritter Band. Leipzig, Verlag von C. L. Fritzsche. 1862.
»'-t-.

Ein Hexenprozeß aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, welcher einer der letzten
in Sachsen gewesen sein wird, da er trotz starker Verdachtsgründc schließlich mit
einer Freisprechung endigte; die Geschichte eine« Hexenmeisters, der vor etwa zwan¬
zig Jahren bewies, wie leichtgläubig damals noch unser Landvolk war; ein Pro¬
ceß wegen Kindesmord, welcher zeigt, wie die sächsische Themis in der Zeit des
siebenjährigen Krieges die Regel der Gesetzgebung, mit denen von Adel „mitiuü'',
d. i. schonender als mit dem Bürger- und Bciucrnvolk zu verfahren, getreulich be¬
folgte ; ferner zwei psychologisch sehr interessante Processe wegen Mord, ein andrer,
wo „richterliche Ueberzeugung" einem Unschuldigen die Ehre nahm und ihn zum
Selbstmord trieb (was von Geschwornen schwerlich geschehen wäre), die Geschichte
einer jugendlichen Giftmischerin, endlich ein Kindesmord, lediglich um dem Spotte
zu entgehen. Die Behandlung ist etwas novellistisch, und die sehr obscöne Unter¬
haltung der Bauern in der letzten Erzählung wäre im Interesse der öffentlichen
Sittlichkeit besser weggeblieben.

Von Jacob Grimms schöner Abhandlung „Ueber den Ursprung der Sprache"
ist (bei Ferdinand Dümmler in Berlin. 18K2) ein fünfter unveränderter Abdruck er¬
schienen.


Der Schwan in Sage "und Leben. Eine Abhandlung von Paulus Cassel.
Berlin, Verlag von E. Beck. 1863.

Eine große Menge ethnographisches und mythologisches Material, der Stil der
bekannte süßlich frömmelnde dieses Gelehrten. Die Schrift ist der erste Theil eines
Cyklus von Abhandlungen, in dem Herr Cassel die Thierwelt in heiliger Schrift,
Legende und Sage zu betrachten gedenkt.




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Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herd ist. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0332] reich ein interessanten Mittheilungen, sehr hübsch geschrieben. Eine dankenswerthe Beigabe ist ein Porträt Wilhelminens in Stahlstich und ein Facsimile der Worte, welche sie der Verfasserin des Buchs nach der ersten Begegnung mit ihr ins Stamm¬ buch schrieb. Diese Begegnung hatte in der Paulskirche während der Sitzung der Nationalversammlung stattgefunden, in welcher die Kaiserwahl sich vollzog. Die Worte' im Stammbuch lauteten - bezeichnend: „Alles für's Volk! Nichts für den Kaiser." Indem wir uns für eins der nächsten Hefte einen Auszug aus dieser Biographie vorbehalten, möge dieselbe für jetzt nur bestens empfohlen sein. 1 , -.'». - > «. ' ^ u, . ^ Der sächsische Pitaval. Sammlung merkwürdiger Crimincilfülle. Von einem Criminalbeamten. Dritter Band. Leipzig, Verlag von C. L. Fritzsche. 1862. »'-t-. Ein Hexenprozeß aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, welcher einer der letzten in Sachsen gewesen sein wird, da er trotz starker Verdachtsgründc schließlich mit einer Freisprechung endigte; die Geschichte eine« Hexenmeisters, der vor etwa zwan¬ zig Jahren bewies, wie leichtgläubig damals noch unser Landvolk war; ein Pro¬ ceß wegen Kindesmord, welcher zeigt, wie die sächsische Themis in der Zeit des siebenjährigen Krieges die Regel der Gesetzgebung, mit denen von Adel „mitiuü'', d. i. schonender als mit dem Bürger- und Bciucrnvolk zu verfahren, getreulich be¬ folgte ; ferner zwei psychologisch sehr interessante Processe wegen Mord, ein andrer, wo „richterliche Ueberzeugung" einem Unschuldigen die Ehre nahm und ihn zum Selbstmord trieb (was von Geschwornen schwerlich geschehen wäre), die Geschichte einer jugendlichen Giftmischerin, endlich ein Kindesmord, lediglich um dem Spotte zu entgehen. Die Behandlung ist etwas novellistisch, und die sehr obscöne Unter¬ haltung der Bauern in der letzten Erzählung wäre im Interesse der öffentlichen Sittlichkeit besser weggeblieben. Von Jacob Grimms schöner Abhandlung „Ueber den Ursprung der Sprache" ist (bei Ferdinand Dümmler in Berlin. 18K2) ein fünfter unveränderter Abdruck er¬ schienen. Der Schwan in Sage "und Leben. Eine Abhandlung von Paulus Cassel. Berlin, Verlag von E. Beck. 1863. Eine große Menge ethnographisches und mythologisches Material, der Stil der bekannte süßlich frömmelnde dieses Gelehrten. Die Schrift ist der erste Theil eines Cyklus von Abhandlungen, in dem Herr Cassel die Thierwelt in heiliger Schrift, Legende und Sage zu betrachten gedenkt. . Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herd ist. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/332>, abgerufen am 28.04.2024.