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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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Kochelsee, Tegernsee und Krcuth, den Achensee und das Jnnthal nach Innsbruck.
Angehängt sind vermischte Skizzen und Studien, von denen uns vorzüglich die
Charakteristik des süd- und norddeutsche" Volkes angesprochen hat, obwohl hier die
Schattenseiten des Berliners trotz der vermittelnden Tendenz des Verfassers zu sehr,
die der Süddeutschen zu wenig hervorgehoben sind. Im Uebrigen verdient die Gabe
des Verfassers, Landschaften beschreibend wiederzugeben, besonderes Lob. Auch in
das Volksleben hat derselbe manchen guten Blick gethan, und schließlich treffen wir
in seinen Excursen nicht Seite" dankenswerthe Winke für die Praxis des Reifens in
den vo" ihm geschilderten Landschaften. Zu tadeln ist eine gewisse Manierirtheit,
die besonders in den reflectirenden Abschnitten hervortritt und sich in gesuchten, bis¬
weilen falschen Bildern gefällt.


Die Tragödien des Sophokles. Deutsch von W. Jordan. Berlin,
Verlag von G. Reimer. 1.862. Zwei Theile.

Die Uebersetzung ist ebenso treu als geschmackvoll und damit Allen zu empfeh¬
len, denen das Original unzugänglich ist. Doch vermögen wir nicht einzusehen,
weshalb der Dialog nicht in dem Versmaß des Originals wiedergegeben ist. Alle
die vielen lyrischen Stellen desselben erhalten dadurch eine andere Stimmung. An¬
ders verhält es sich mit den Chören. Hier hat der Uebersetzer- mit vollem Rechte von
einer Nachbildung der Meeren des griechischen Dichters abgesehen und nur bei den
Systemen, welche, wie die anapästischcn und trochcuschc", dem deutschen Ohr gleich
hörbar sind wie dem hellenischen, das Original nachgeahmt, sonst aber den Haupt¬
rhythmus zum alleinherrschenden werden lassen. Die Einleitungen zu den einzelnen
Dramen und ebenso die Anmerkungen bekunde", daß der Verfasser derselbe" mit Liebe,
Fleiß und feinem Gefühl in seinen Gegenstand eingedrungen ist, und daß es ihm
auch nicht an dem nöthigen gelehrten Material zu seinem Unternehmen gefehlt hat.
Ob alle seine Vermuthungen, ob namentlich seine Eonsectur, daß der Schluß der
"Trachinierinncn" nicht von Sophokles selbst herrühre, sondern das Werk eines unter¬
geordneten Vervvllständigers sei, das Rechte treffen, müssen wir Philologen von Fach
zu entscheiden überlassen. Ebenso unterdrücken wir einige andere Bedenken, da hier
nicht der Ort ist, sie zu motiviren.


Der kleine Kosmopolit. (Herausgegeben von Fr. Schlodtmcum.) Bol-
linger, Erpedition des Kosmopolit. 1864.

Enthält zunächst eine recht verständige Beantwortung der Frage: "Wie soll
man inserire", damit der Nutzen unsrer Inserate den Kosten derselben entspreche?",
die in dem Verfasser einen denkenden und durch Erfahrung gereiften Geschäftsmann
erkennen läßt, dann 5555 Geschüftsadrcsscn, bei denen besonders Actienuntcrnehmun-
gen, Bäder und Heilquellen, Erziehungsinstitute, Gasthöfe, Specialärzte und Advo-
caten berücksichtigt sind. Dieselben umfassen zunächst Deutschland und Oestrc-ich,
dann die wichtigeren Orte des übrigen Europa und Amerikas und sind alphabetisch
"ach Städten geordnet. Ein Sachregister der Specialitäten erleichtert die Be¬
nutzung.




Verantwortlicher Redacteur: "r. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E, Elbert in Leipzig.

Kochelsee, Tegernsee und Krcuth, den Achensee und das Jnnthal nach Innsbruck.
Angehängt sind vermischte Skizzen und Studien, von denen uns vorzüglich die
Charakteristik des süd- und norddeutsche» Volkes angesprochen hat, obwohl hier die
Schattenseiten des Berliners trotz der vermittelnden Tendenz des Verfassers zu sehr,
die der Süddeutschen zu wenig hervorgehoben sind. Im Uebrigen verdient die Gabe
des Verfassers, Landschaften beschreibend wiederzugeben, besonderes Lob. Auch in
das Volksleben hat derselbe manchen guten Blick gethan, und schließlich treffen wir
in seinen Excursen nicht Seite» dankenswerthe Winke für die Praxis des Reifens in
den vo» ihm geschilderten Landschaften. Zu tadeln ist eine gewisse Manierirtheit,
die besonders in den reflectirenden Abschnitten hervortritt und sich in gesuchten, bis¬
weilen falschen Bildern gefällt.


Die Tragödien des Sophokles. Deutsch von W. Jordan. Berlin,
Verlag von G. Reimer. 1.862. Zwei Theile.

Die Uebersetzung ist ebenso treu als geschmackvoll und damit Allen zu empfeh¬
len, denen das Original unzugänglich ist. Doch vermögen wir nicht einzusehen,
weshalb der Dialog nicht in dem Versmaß des Originals wiedergegeben ist. Alle
die vielen lyrischen Stellen desselben erhalten dadurch eine andere Stimmung. An¬
ders verhält es sich mit den Chören. Hier hat der Uebersetzer- mit vollem Rechte von
einer Nachbildung der Meeren des griechischen Dichters abgesehen und nur bei den
Systemen, welche, wie die anapästischcn und trochcuschc», dem deutschen Ohr gleich
hörbar sind wie dem hellenischen, das Original nachgeahmt, sonst aber den Haupt¬
rhythmus zum alleinherrschenden werden lassen. Die Einleitungen zu den einzelnen
Dramen und ebenso die Anmerkungen bekunde», daß der Verfasser derselbe» mit Liebe,
Fleiß und feinem Gefühl in seinen Gegenstand eingedrungen ist, und daß es ihm
auch nicht an dem nöthigen gelehrten Material zu seinem Unternehmen gefehlt hat.
Ob alle seine Vermuthungen, ob namentlich seine Eonsectur, daß der Schluß der
„Trachinierinncn" nicht von Sophokles selbst herrühre, sondern das Werk eines unter¬
geordneten Vervvllständigers sei, das Rechte treffen, müssen wir Philologen von Fach
zu entscheiden überlassen. Ebenso unterdrücken wir einige andere Bedenken, da hier
nicht der Ort ist, sie zu motiviren.


Der kleine Kosmopolit. (Herausgegeben von Fr. Schlodtmcum.) Bol-
linger, Erpedition des Kosmopolit. 1864.

Enthält zunächst eine recht verständige Beantwortung der Frage: „Wie soll
man inserire», damit der Nutzen unsrer Inserate den Kosten derselben entspreche?",
die in dem Verfasser einen denkenden und durch Erfahrung gereiften Geschäftsmann
erkennen läßt, dann 5555 Geschüftsadrcsscn, bei denen besonders Actienuntcrnehmun-
gen, Bäder und Heilquellen, Erziehungsinstitute, Gasthöfe, Specialärzte und Advo-
caten berücksichtigt sind. Dieselben umfassen zunächst Deutschland und Oestrc-ich,
dann die wichtigeren Orte des übrigen Europa und Amerikas und sind alphabetisch
»ach Städten geordnet. Ein Sachregister der Specialitäten erleichtert die Be¬
nutzung.




Verantwortlicher Redacteur: »r. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E, Elbert in Leipzig.
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[0370] Kochelsee, Tegernsee und Krcuth, den Achensee und das Jnnthal nach Innsbruck. Angehängt sind vermischte Skizzen und Studien, von denen uns vorzüglich die Charakteristik des süd- und norddeutsche» Volkes angesprochen hat, obwohl hier die Schattenseiten des Berliners trotz der vermittelnden Tendenz des Verfassers zu sehr, die der Süddeutschen zu wenig hervorgehoben sind. Im Uebrigen verdient die Gabe des Verfassers, Landschaften beschreibend wiederzugeben, besonderes Lob. Auch in das Volksleben hat derselbe manchen guten Blick gethan, und schließlich treffen wir in seinen Excursen nicht Seite» dankenswerthe Winke für die Praxis des Reifens in den vo» ihm geschilderten Landschaften. Zu tadeln ist eine gewisse Manierirtheit, die besonders in den reflectirenden Abschnitten hervortritt und sich in gesuchten, bis¬ weilen falschen Bildern gefällt. Die Tragödien des Sophokles. Deutsch von W. Jordan. Berlin, Verlag von G. Reimer. 1.862. Zwei Theile. Die Uebersetzung ist ebenso treu als geschmackvoll und damit Allen zu empfeh¬ len, denen das Original unzugänglich ist. Doch vermögen wir nicht einzusehen, weshalb der Dialog nicht in dem Versmaß des Originals wiedergegeben ist. Alle die vielen lyrischen Stellen desselben erhalten dadurch eine andere Stimmung. An¬ ders verhält es sich mit den Chören. Hier hat der Uebersetzer- mit vollem Rechte von einer Nachbildung der Meeren des griechischen Dichters abgesehen und nur bei den Systemen, welche, wie die anapästischcn und trochcuschc», dem deutschen Ohr gleich hörbar sind wie dem hellenischen, das Original nachgeahmt, sonst aber den Haupt¬ rhythmus zum alleinherrschenden werden lassen. Die Einleitungen zu den einzelnen Dramen und ebenso die Anmerkungen bekunde», daß der Verfasser derselbe» mit Liebe, Fleiß und feinem Gefühl in seinen Gegenstand eingedrungen ist, und daß es ihm auch nicht an dem nöthigen gelehrten Material zu seinem Unternehmen gefehlt hat. Ob alle seine Vermuthungen, ob namentlich seine Eonsectur, daß der Schluß der „Trachinierinncn" nicht von Sophokles selbst herrühre, sondern das Werk eines unter¬ geordneten Vervvllständigers sei, das Rechte treffen, müssen wir Philologen von Fach zu entscheiden überlassen. Ebenso unterdrücken wir einige andere Bedenken, da hier nicht der Ort ist, sie zu motiviren. Der kleine Kosmopolit. (Herausgegeben von Fr. Schlodtmcum.) Bol- linger, Erpedition des Kosmopolit. 1864. Enthält zunächst eine recht verständige Beantwortung der Frage: „Wie soll man inserire», damit der Nutzen unsrer Inserate den Kosten derselben entspreche?", die in dem Verfasser einen denkenden und durch Erfahrung gereiften Geschäftsmann erkennen läßt, dann 5555 Geschüftsadrcsscn, bei denen besonders Actienuntcrnehmun- gen, Bäder und Heilquellen, Erziehungsinstitute, Gasthöfe, Specialärzte und Advo- caten berücksichtigt sind. Dieselben umfassen zunächst Deutschland und Oestrc-ich, dann die wichtigeren Orte des übrigen Europa und Amerikas und sind alphabetisch »ach Städten geordnet. Ein Sachregister der Specialitäten erleichtert die Be¬ nutzung. Verantwortlicher Redacteur: »r. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E, Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/370>, abgerufen am 29.04.2024.