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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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nitzcr Spitze und den Krivan bezeichnet wird, anschaulich, lebendig, mit viel guter
Laune geschrieben, voll nützlicher Bemerkungen für solche, die es dem Verfasser und
seinen beiden Begleitern durch diese großartige wilde Gebirgswelt mit ihren tiefen
Abgründen, ihren schönen Seen und Wasserfallen und ihren köstlichen Fernsichten
nachthun wollen. Recht hübsch ist auch das Schlußcapitel über Krakau und Wie-
liczka. Ein erster Nachtrag gibt eine von dem Botaniker Torgas bestimmte Ueber¬
sicht von Pflanzen der Karpathenflora, ein zweiter Rathschläge, wie die Reise am
besten einzurichten. An dem beigehefteten Kärtchen ist zu tadeln, daß die Namen
der Orte im Gebirge die nöthige Deutlichkeit des Drucks bisweilen vermissen lassen.




Theologische Literatur.

?ÄX vodlWUM! Die kirchliche Wiedervereinigung der Katholiken
und Protestanten historisch-pragmatisch beleuchtet von einem Protestanten. Bam-
berg, Verlag der Buchnerschcn Buchhandlung. 1863. 345 S.

Der Versuch, die verschiedenen Anläufe zur Versöhnung der beiden Confessionen
geschichtlich darzustellen, verdient, als mit Sachkunde und Unparteilichkeit unternom¬
men, Lob; der ausführlich motivirte Wunsch, daß gegenwärtig die Angelegenheit
von Neuem angegriffen werde, ist jedenfalls aus edlen Beweggründen hervorgegangen.
Auch glauben wir, daß der Verfasser damit nicht allein steht, obwohl wir mit Döl-
linger der Ansicht sind, daß der größere, thätigere und einflußreichere Theil der
deutschen Protestanten die confessionelle Wiedervereinigung theils aus religiösen, theils
aus politischen Gründen nicht will. Sehen wir aber auch davon ab, so wird die
Hauptfrage immer das Wie sein, und hier kommen wir mit den Andeutungen des
Verfassers, die alle aus bloße fromme Wünsche hinauslaufen, nicht weit. Er selbst
sieht das am Schlüsse ein. Er verlangt, daß "der Genius der Menschheit" eingreife,
daß ein Oedipus komme, um das Räthsel zu lösen, ein "Columbus, der eine neue
Welt im alten Raume und mit dem alten Schiffe entdeckt", "ein Johannes, der in
eigner Hcilscrfahrcnhcit das am Herzen Jesu gelernte Wort den Confessionen werth
zu machen weiß- Liebet euch unter einander!" Wir meinen, daß man besser thut,
solche messianische Hoffnungen den Juden zu überlassen. Die Sache drängt, wie sie
jetzt steht, nicht sehr, und wir können unsre Zeit gegenwärtig nützlicher verwenden als
auf kirchlichem Gebiet.






Verantwortlicher Redacteur: "r. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

nitzcr Spitze und den Krivan bezeichnet wird, anschaulich, lebendig, mit viel guter
Laune geschrieben, voll nützlicher Bemerkungen für solche, die es dem Verfasser und
seinen beiden Begleitern durch diese großartige wilde Gebirgswelt mit ihren tiefen
Abgründen, ihren schönen Seen und Wasserfallen und ihren köstlichen Fernsichten
nachthun wollen. Recht hübsch ist auch das Schlußcapitel über Krakau und Wie-
liczka. Ein erster Nachtrag gibt eine von dem Botaniker Torgas bestimmte Ueber¬
sicht von Pflanzen der Karpathenflora, ein zweiter Rathschläge, wie die Reise am
besten einzurichten. An dem beigehefteten Kärtchen ist zu tadeln, daß die Namen
der Orte im Gebirge die nöthige Deutlichkeit des Drucks bisweilen vermissen lassen.




Theologische Literatur.

?ÄX vodlWUM! Die kirchliche Wiedervereinigung der Katholiken
und Protestanten historisch-pragmatisch beleuchtet von einem Protestanten. Bam-
berg, Verlag der Buchnerschcn Buchhandlung. 1863. 345 S.

Der Versuch, die verschiedenen Anläufe zur Versöhnung der beiden Confessionen
geschichtlich darzustellen, verdient, als mit Sachkunde und Unparteilichkeit unternom¬
men, Lob; der ausführlich motivirte Wunsch, daß gegenwärtig die Angelegenheit
von Neuem angegriffen werde, ist jedenfalls aus edlen Beweggründen hervorgegangen.
Auch glauben wir, daß der Verfasser damit nicht allein steht, obwohl wir mit Döl-
linger der Ansicht sind, daß der größere, thätigere und einflußreichere Theil der
deutschen Protestanten die confessionelle Wiedervereinigung theils aus religiösen, theils
aus politischen Gründen nicht will. Sehen wir aber auch davon ab, so wird die
Hauptfrage immer das Wie sein, und hier kommen wir mit den Andeutungen des
Verfassers, die alle aus bloße fromme Wünsche hinauslaufen, nicht weit. Er selbst
sieht das am Schlüsse ein. Er verlangt, daß „der Genius der Menschheit" eingreife,
daß ein Oedipus komme, um das Räthsel zu lösen, ein „Columbus, der eine neue
Welt im alten Raume und mit dem alten Schiffe entdeckt", „ein Johannes, der in
eigner Hcilscrfahrcnhcit das am Herzen Jesu gelernte Wort den Confessionen werth
zu machen weiß- Liebet euch unter einander!" Wir meinen, daß man besser thut,
solche messianische Hoffnungen den Juden zu überlassen. Die Sache drängt, wie sie
jetzt steht, nicht sehr, und wir können unsre Zeit gegenwärtig nützlicher verwenden als
auf kirchlichem Gebiet.






Verantwortlicher Redacteur: »r. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0530] nitzcr Spitze und den Krivan bezeichnet wird, anschaulich, lebendig, mit viel guter Laune geschrieben, voll nützlicher Bemerkungen für solche, die es dem Verfasser und seinen beiden Begleitern durch diese großartige wilde Gebirgswelt mit ihren tiefen Abgründen, ihren schönen Seen und Wasserfallen und ihren köstlichen Fernsichten nachthun wollen. Recht hübsch ist auch das Schlußcapitel über Krakau und Wie- liczka. Ein erster Nachtrag gibt eine von dem Botaniker Torgas bestimmte Ueber¬ sicht von Pflanzen der Karpathenflora, ein zweiter Rathschläge, wie die Reise am besten einzurichten. An dem beigehefteten Kärtchen ist zu tadeln, daß die Namen der Orte im Gebirge die nöthige Deutlichkeit des Drucks bisweilen vermissen lassen. Theologische Literatur. ?ÄX vodlWUM! Die kirchliche Wiedervereinigung der Katholiken und Protestanten historisch-pragmatisch beleuchtet von einem Protestanten. Bam- berg, Verlag der Buchnerschcn Buchhandlung. 1863. 345 S. Der Versuch, die verschiedenen Anläufe zur Versöhnung der beiden Confessionen geschichtlich darzustellen, verdient, als mit Sachkunde und Unparteilichkeit unternom¬ men, Lob; der ausführlich motivirte Wunsch, daß gegenwärtig die Angelegenheit von Neuem angegriffen werde, ist jedenfalls aus edlen Beweggründen hervorgegangen. Auch glauben wir, daß der Verfasser damit nicht allein steht, obwohl wir mit Döl- linger der Ansicht sind, daß der größere, thätigere und einflußreichere Theil der deutschen Protestanten die confessionelle Wiedervereinigung theils aus religiösen, theils aus politischen Gründen nicht will. Sehen wir aber auch davon ab, so wird die Hauptfrage immer das Wie sein, und hier kommen wir mit den Andeutungen des Verfassers, die alle aus bloße fromme Wünsche hinauslaufen, nicht weit. Er selbst sieht das am Schlüsse ein. Er verlangt, daß „der Genius der Menschheit" eingreife, daß ein Oedipus komme, um das Räthsel zu lösen, ein „Columbus, der eine neue Welt im alten Raume und mit dem alten Schiffe entdeckt", „ein Johannes, der in eigner Hcilscrfahrcnhcit das am Herzen Jesu gelernte Wort den Confessionen werth zu machen weiß- Liebet euch unter einander!" Wir meinen, daß man besser thut, solche messianische Hoffnungen den Juden zu überlassen. Die Sache drängt, wie sie jetzt steht, nicht sehr, und wir können unsre Zeit gegenwärtig nützlicher verwenden als auf kirchlichem Gebiet. Verantwortlicher Redacteur: »r. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/530>, abgerufen am 29.04.2024.