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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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leuten Thron Griechenlands besteigen wird, er wird sich nur durch Englands
Hülfe darauf Kalten können. Die britische Regierung sagt sich wahrscheinlich
selbst, daß alle ihre Unterstützung das morsche Gebäude der ottomanischen Macht
doch auf die Länge nicht wird halten können, sie will es abstutzen und einen
neuen Unterbau beginnen, der dann Anhalt bietet, wenn das obere Ge¬
wölbe stürzt.

In Summa, meinen wir, wird der Eindruck des Gelbbucbs auf den un¬
befangenen Leser der sein, daß Frankreich eine große Macht bleibt, die ihr An¬
sehen durch gewaltige Mittel nach Außen aufrecht zu erhalten im Stande ist,
daß es aber doch schwerlich Ursache hat die Bilanz des letzten Jahres als eine
P. gewinnreiche anzusehen.




Das Ziel des Suezkmmls.

England gibt die ionischen Inseln auf. Ausgemacht scheint, daß die dri
lischen Staatsmänner den Besitz derselben nicht mehr für unbedingte Nothwen¬
digkeit halten, falls im Königreich Griechenland eine ihnen passende Regierung
zu Stande kommt. Nur die Einwilligung der übrigen Mächte und das Ja
der Jonier selbst fehlen noch außer jener angenehmen Regierung, und die An¬
gelegenheit wäre geordnet. England, so scheint es, fühlt sich hier sicherer
wie je.

Aber sehen wir nach einem andern Punkte der Karte. Während die eng¬
lische Politik im Begriff steht, eine ihrer drei starke" Stellungen im Mittelmeer
als entbehrlich zu verlassen und gegen blos moralischen Gewinn zu vertauschen,
gehen auf dem weiteren Wege nach Indien, in Aegypten und am Rothen Meer
Dinge vor, die auf bedenkliche Absichten Frankreichs in Betreff dieser Gebiete
gedeutet werden müssen. Von Jahr zu Jahr häufiger erscheinen an den Küsten
des Rothen Meeres französische Kriegsdampfer. Von Zeit zu Zeit verlautet von
Versuchen Frankreichs, dort Inseln oder Buchten zuStativnsplätzenfürsolcheSchiffe
zu erwerben. Agenten aus Paris durchstreifen die Ufcrlandschaften von Habesch
und setzen sich mit dortigen Herrschern in Vernehmen. Vielfach wird von Ver¬
trägen berichtet, die durch derartige Sendlinge im Interesse Frankreichs und


leuten Thron Griechenlands besteigen wird, er wird sich nur durch Englands
Hülfe darauf Kalten können. Die britische Regierung sagt sich wahrscheinlich
selbst, daß alle ihre Unterstützung das morsche Gebäude der ottomanischen Macht
doch auf die Länge nicht wird halten können, sie will es abstutzen und einen
neuen Unterbau beginnen, der dann Anhalt bietet, wenn das obere Ge¬
wölbe stürzt.

In Summa, meinen wir, wird der Eindruck des Gelbbucbs auf den un¬
befangenen Leser der sein, daß Frankreich eine große Macht bleibt, die ihr An¬
sehen durch gewaltige Mittel nach Außen aufrecht zu erhalten im Stande ist,
daß es aber doch schwerlich Ursache hat die Bilanz des letzten Jahres als eine
P. gewinnreiche anzusehen.




Das Ziel des Suezkmmls.

England gibt die ionischen Inseln auf. Ausgemacht scheint, daß die dri
lischen Staatsmänner den Besitz derselben nicht mehr für unbedingte Nothwen¬
digkeit halten, falls im Königreich Griechenland eine ihnen passende Regierung
zu Stande kommt. Nur die Einwilligung der übrigen Mächte und das Ja
der Jonier selbst fehlen noch außer jener angenehmen Regierung, und die An¬
gelegenheit wäre geordnet. England, so scheint es, fühlt sich hier sicherer
wie je.

Aber sehen wir nach einem andern Punkte der Karte. Während die eng¬
lische Politik im Begriff steht, eine ihrer drei starke» Stellungen im Mittelmeer
als entbehrlich zu verlassen und gegen blos moralischen Gewinn zu vertauschen,
gehen auf dem weiteren Wege nach Indien, in Aegypten und am Rothen Meer
Dinge vor, die auf bedenkliche Absichten Frankreichs in Betreff dieser Gebiete
gedeutet werden müssen. Von Jahr zu Jahr häufiger erscheinen an den Küsten
des Rothen Meeres französische Kriegsdampfer. Von Zeit zu Zeit verlautet von
Versuchen Frankreichs, dort Inseln oder Buchten zuStativnsplätzenfürsolcheSchiffe
zu erwerben. Agenten aus Paris durchstreifen die Ufcrlandschaften von Habesch
und setzen sich mit dortigen Herrschern in Vernehmen. Vielfach wird von Ver¬
trägen berichtet, die durch derartige Sendlinge im Interesse Frankreichs und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/229>, abgerufen am 20.04.2024.