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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Zur Geschichte des deutschen Dumas.

Tirol nahm an der Literatur des Mittelalters -- sowohl der höfischen als der
bürgerlichen -- einen hervorragenden Antheil. Was jene betrifft, verweisen wir
auf die große Anzahl Minnesänger, die in dein Werke Hagens erwähnt sind,
und auf den letzten derselben Oswald von Wollenstein, dessen bunte Lieder
Beda Weber dem Druck übergab. Insbesondere war es der Adel, welcher der
Poesie und Kunst mit warmer Liebe zugethan war, während er jetzt meistens
vorzieht Variationen zu BcrangerS Marquis Carabas oder dem Donquixote des
Cervantes zu liefern. Die Zahl der Handschriften, darunter die einzige der
Gudrun, war auf den Burgen sehr groß, viele derselben hat spätere Unwissen¬
heit vertrödelt oder als Makulatur verworfen. Den größten Schaden stiftete in
dieser Beziehung die Rococozeit, wie etwa von einem Adeligen zu erzählen, der
den Bauernjungen die wichtigsten Pcrgamenturtunden schenkte, um sie als Taschen
zum Aufbewahren der Leiünuthen "beim Vogelfang zu benutzen. Was die
bürgerliche Dichtung betrifft, so erinnern wir an Vintlers Blume der Tugend,
welche, um 1411 verfaßt, deutsche und italienische Literatur verknüpft und dem¬
nächst einen neuen Abdruck erlebt. Das Werk ist didaktisch. Kein Zweig der
Poesie wurde aber vielleicht so gepflegt als das Drama. Wir meinen hier nicht
die Bauernkomödien, welche aus der Nachahmung der Jcsuitenspiele entstanden
und auch jetzt noch an manchen Orten Legenden, Mordthaten und Ritterspektakel
darstellen, sondern jene Stücke, die Ereignisse aus dem Leben Jesu, insbesondere
sein Leiden und Sterben enthalten. Nördlich des Brenners war Hall eine der
wichtigsten Stätten für die Geschichte des deutschen Dramas; -- das lustige
Hall, welches Sigmund der Münzreiche so gern besuchte, um dort mit den Frauen
zu tanzen und zu scherzen, wenn ihm die Burg zu Insbruck mit ihren Hof¬
schranzen verleidet war. Hier blühte das Passionsspiel, hier wurden auch schon
frühzeitig Faschingsschwänke gegeben, davon jedoch wollen wir dann erzählen,
wenn wir das massenhafte culturhistorische Material, welches in den Reitbüchern
der guten, jetzt allmälig heruntergekommenen Stadt aufgehäuft ist, vollständig
bewältigt haben. Ueberschreiten wir den Brenner, dort an der Etsch war in
den Burgen, deren zertrümmerte Wände noch Bilder aus den Nibelungen, der
Tafelrunde und Tristansage schmücken, das Minnelicd erwacht; in den Städten
führten die Bürger die Eharwvche hindurch ihre Passionsspiele auf. Zu Botzen
liegt der "beruembt nvtist und bassist, auch Schulmeister Benedikt Debs, welcher
eine alte Scardegge von Ingolstadt gebracht." Diese alte "Scardegge", enthielt
Passionsspiele, welche zu Botzen, Fleims und Trient, wo damals das Deutsche
einen bessern Curs gehabt haben muß als jetzt, aufgeführt wurden. Debs
starb 1515 und hinterließ die alte "Scardegge". dem Vigil Raben zu Sterzingen,
einem Maler, welcher dann den Passion umarbeitete und in seiner Heimath
zur Darstellung brachte, wobei auch die Rollen der Frauen von Männern gespielt
wurden, deren Namen uns alle erhalten sind, lauter wackere Bürger. Ihre
Söhne und Nachkommen sitzen noch zu Sterlingen, die Lust zum Passion ist
ihnen aber längst vergangen, es sei denn, sie blättern in ihren "schuld- und
Steuerbüchlei". Wer sich über diese Dinge näher unterrichten will, den ver¬
weisen wir auf das Buch: Ueber das Drama des Mittelalters in Tirol von
Adolf Pichler, welches vor einigen Jahren zu Insbruck erschien. Er kann
sich daraus überzeugen, daß Debs und Raben kein deutscher Lope und
Calderon gewesen, welche die Geheimnisse des Katholizismus mit der feurigen
Pracht ihrer mystischen Poesie geschmückt, sondern ehrsame Bürger, welche die
Poesie fast in der Weise des Handwerkes betrieben. Dem Sterzinger Passton,
so wie dem von Hofmann mitgetheilten und anderen Dramen dieser Art lag
höchst wahrscheinlich ein älteres Stück zu Grunde; denn sonst könnten nicht allen
ganze Rechen von Versen, sei nun die Stellung der Scenen so oder so, ge-


Grenzboten 1. 10
Zur Geschichte des deutschen Dumas.

Tirol nahm an der Literatur des Mittelalters — sowohl der höfischen als der
bürgerlichen — einen hervorragenden Antheil. Was jene betrifft, verweisen wir
auf die große Anzahl Minnesänger, die in dein Werke Hagens erwähnt sind,
und auf den letzten derselben Oswald von Wollenstein, dessen bunte Lieder
Beda Weber dem Druck übergab. Insbesondere war es der Adel, welcher der
Poesie und Kunst mit warmer Liebe zugethan war, während er jetzt meistens
vorzieht Variationen zu BcrangerS Marquis Carabas oder dem Donquixote des
Cervantes zu liefern. Die Zahl der Handschriften, darunter die einzige der
Gudrun, war auf den Burgen sehr groß, viele derselben hat spätere Unwissen¬
heit vertrödelt oder als Makulatur verworfen. Den größten Schaden stiftete in
dieser Beziehung die Rococozeit, wie etwa von einem Adeligen zu erzählen, der
den Bauernjungen die wichtigsten Pcrgamenturtunden schenkte, um sie als Taschen
zum Aufbewahren der Leiünuthen "beim Vogelfang zu benutzen. Was die
bürgerliche Dichtung betrifft, so erinnern wir an Vintlers Blume der Tugend,
welche, um 1411 verfaßt, deutsche und italienische Literatur verknüpft und dem¬
nächst einen neuen Abdruck erlebt. Das Werk ist didaktisch. Kein Zweig der
Poesie wurde aber vielleicht so gepflegt als das Drama. Wir meinen hier nicht
die Bauernkomödien, welche aus der Nachahmung der Jcsuitenspiele entstanden
und auch jetzt noch an manchen Orten Legenden, Mordthaten und Ritterspektakel
darstellen, sondern jene Stücke, die Ereignisse aus dem Leben Jesu, insbesondere
sein Leiden und Sterben enthalten. Nördlich des Brenners war Hall eine der
wichtigsten Stätten für die Geschichte des deutschen Dramas; — das lustige
Hall, welches Sigmund der Münzreiche so gern besuchte, um dort mit den Frauen
zu tanzen und zu scherzen, wenn ihm die Burg zu Insbruck mit ihren Hof¬
schranzen verleidet war. Hier blühte das Passionsspiel, hier wurden auch schon
frühzeitig Faschingsschwänke gegeben, davon jedoch wollen wir dann erzählen,
wenn wir das massenhafte culturhistorische Material, welches in den Reitbüchern
der guten, jetzt allmälig heruntergekommenen Stadt aufgehäuft ist, vollständig
bewältigt haben. Ueberschreiten wir den Brenner, dort an der Etsch war in
den Burgen, deren zertrümmerte Wände noch Bilder aus den Nibelungen, der
Tafelrunde und Tristansage schmücken, das Minnelicd erwacht; in den Städten
führten die Bürger die Eharwvche hindurch ihre Passionsspiele auf. Zu Botzen
liegt der „beruembt nvtist und bassist, auch Schulmeister Benedikt Debs, welcher
eine alte Scardegge von Ingolstadt gebracht." Diese alte „Scardegge", enthielt
Passionsspiele, welche zu Botzen, Fleims und Trient, wo damals das Deutsche
einen bessern Curs gehabt haben muß als jetzt, aufgeführt wurden. Debs
starb 1515 und hinterließ die alte „Scardegge". dem Vigil Raben zu Sterzingen,
einem Maler, welcher dann den Passion umarbeitete und in seiner Heimath
zur Darstellung brachte, wobei auch die Rollen der Frauen von Männern gespielt
wurden, deren Namen uns alle erhalten sind, lauter wackere Bürger. Ihre
Söhne und Nachkommen sitzen noch zu Sterlingen, die Lust zum Passion ist
ihnen aber längst vergangen, es sei denn, sie blättern in ihren «schuld- und
Steuerbüchlei». Wer sich über diese Dinge näher unterrichten will, den ver¬
weisen wir auf das Buch: Ueber das Drama des Mittelalters in Tirol von
Adolf Pichler, welches vor einigen Jahren zu Insbruck erschien. Er kann
sich daraus überzeugen, daß Debs und Raben kein deutscher Lope und
Calderon gewesen, welche die Geheimnisse des Katholizismus mit der feurigen
Pracht ihrer mystischen Poesie geschmückt, sondern ehrsame Bürger, welche die
Poesie fast in der Weise des Handwerkes betrieben. Dem Sterzinger Passton,
so wie dem von Hofmann mitgetheilten und anderen Dramen dieser Art lag
höchst wahrscheinlich ein älteres Stück zu Grunde; denn sonst könnten nicht allen
ganze Rechen von Versen, sei nun die Stellung der Scenen so oder so, ge-


Grenzboten 1. 10
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[0081] Zur Geschichte des deutschen Dumas. Tirol nahm an der Literatur des Mittelalters — sowohl der höfischen als der bürgerlichen — einen hervorragenden Antheil. Was jene betrifft, verweisen wir auf die große Anzahl Minnesänger, die in dein Werke Hagens erwähnt sind, und auf den letzten derselben Oswald von Wollenstein, dessen bunte Lieder Beda Weber dem Druck übergab. Insbesondere war es der Adel, welcher der Poesie und Kunst mit warmer Liebe zugethan war, während er jetzt meistens vorzieht Variationen zu BcrangerS Marquis Carabas oder dem Donquixote des Cervantes zu liefern. Die Zahl der Handschriften, darunter die einzige der Gudrun, war auf den Burgen sehr groß, viele derselben hat spätere Unwissen¬ heit vertrödelt oder als Makulatur verworfen. Den größten Schaden stiftete in dieser Beziehung die Rococozeit, wie etwa von einem Adeligen zu erzählen, der den Bauernjungen die wichtigsten Pcrgamenturtunden schenkte, um sie als Taschen zum Aufbewahren der Leiünuthen "beim Vogelfang zu benutzen. Was die bürgerliche Dichtung betrifft, so erinnern wir an Vintlers Blume der Tugend, welche, um 1411 verfaßt, deutsche und italienische Literatur verknüpft und dem¬ nächst einen neuen Abdruck erlebt. Das Werk ist didaktisch. Kein Zweig der Poesie wurde aber vielleicht so gepflegt als das Drama. Wir meinen hier nicht die Bauernkomödien, welche aus der Nachahmung der Jcsuitenspiele entstanden und auch jetzt noch an manchen Orten Legenden, Mordthaten und Ritterspektakel darstellen, sondern jene Stücke, die Ereignisse aus dem Leben Jesu, insbesondere sein Leiden und Sterben enthalten. Nördlich des Brenners war Hall eine der wichtigsten Stätten für die Geschichte des deutschen Dramas; — das lustige Hall, welches Sigmund der Münzreiche so gern besuchte, um dort mit den Frauen zu tanzen und zu scherzen, wenn ihm die Burg zu Insbruck mit ihren Hof¬ schranzen verleidet war. Hier blühte das Passionsspiel, hier wurden auch schon frühzeitig Faschingsschwänke gegeben, davon jedoch wollen wir dann erzählen, wenn wir das massenhafte culturhistorische Material, welches in den Reitbüchern der guten, jetzt allmälig heruntergekommenen Stadt aufgehäuft ist, vollständig bewältigt haben. Ueberschreiten wir den Brenner, dort an der Etsch war in den Burgen, deren zertrümmerte Wände noch Bilder aus den Nibelungen, der Tafelrunde und Tristansage schmücken, das Minnelicd erwacht; in den Städten führten die Bürger die Eharwvche hindurch ihre Passionsspiele auf. Zu Botzen liegt der „beruembt nvtist und bassist, auch Schulmeister Benedikt Debs, welcher eine alte Scardegge von Ingolstadt gebracht." Diese alte „Scardegge", enthielt Passionsspiele, welche zu Botzen, Fleims und Trient, wo damals das Deutsche einen bessern Curs gehabt haben muß als jetzt, aufgeführt wurden. Debs starb 1515 und hinterließ die alte „Scardegge". dem Vigil Raben zu Sterzingen, einem Maler, welcher dann den Passion umarbeitete und in seiner Heimath zur Darstellung brachte, wobei auch die Rollen der Frauen von Männern gespielt wurden, deren Namen uns alle erhalten sind, lauter wackere Bürger. Ihre Söhne und Nachkommen sitzen noch zu Sterlingen, die Lust zum Passion ist ihnen aber längst vergangen, es sei denn, sie blättern in ihren «schuld- und Steuerbüchlei». Wer sich über diese Dinge näher unterrichten will, den ver¬ weisen wir auf das Buch: Ueber das Drama des Mittelalters in Tirol von Adolf Pichler, welches vor einigen Jahren zu Insbruck erschien. Er kann sich daraus überzeugen, daß Debs und Raben kein deutscher Lope und Calderon gewesen, welche die Geheimnisse des Katholizismus mit der feurigen Pracht ihrer mystischen Poesie geschmückt, sondern ehrsame Bürger, welche die Poesie fast in der Weise des Handwerkes betrieben. Dem Sterzinger Passton, so wie dem von Hofmann mitgetheilten und anderen Dramen dieser Art lag höchst wahrscheinlich ein älteres Stück zu Grunde; denn sonst könnten nicht allen ganze Rechen von Versen, sei nun die Stellung der Scenen so oder so, ge- Grenzboten 1. 10

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/81>, abgerufen am 25.04.2024.