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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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welche das in Band zwei mitgetheilte Verzeichniß sämmtlicher Werke Schinkels ver¬
vollständigen. Beigcgeben sind ein Portrait Schinkels nach einer 1815, also im
Alter von vierunddreißig Jahren, von ihm selbst gefertigten Kreidezeichnung und der
Plan einer Kathedrale, die als Denkmal für die Befreiungskriege auf den leipziger
Platz in Berlin zu stehen kommen sollte.


Das Leben Muhammeds. Nach den Quellen populär dargestellt von Theo¬
dor Rottele. Hannover, Karl Rümpler. 1863.

Daß ein Gelehrter von der Bedeutung Nöidckes sich herbeiläßt, die Ergeb¬
nisse seiner Forschungen für das größere Publicum zu behandeln, verdient um so
mehr Dank und Anerkennung, als gerade die Orientalisten") mit wenigen Aus-
nahmen (wir erinnern an Sprenger) ihre Bücher nur fiir Fachgenossen zu schreiben
Pflegen, wie wenn die außerhalb dieses engen Kreises liegende Welt kein Anrecht
hätte, auch von den Fortschritten auf diesem Gebiet unterrichtet zu werden. Das
Werk beruht, wie kaum hervorgehoben zu werden braucht, durchgehends auf eigner
Quellenforschung und verbindet mit der gegenwärtig erreichbaren Zuverlässigkeit des
Inhalts die Form edler Popularität, die noch ansprechender sein würde, wenn der
Versasser weniger knapp verfahren wäre und uns namentlich etwas mehr von dem
Colorit der Zeit und der Oertlichkeit gegeben hätte, in denen der Stifter des Islam
lebte und wirkte.


Der Geisterseher Swedenborg. Eine Darstellung seiner Persönlichkeit
und wunderbaren ' Lebensschicksale, nebst seinen eignen Mittheilungen über seine
Visionen und Geistercrschcinnngen. Uebersetzt (aus dem Schwedischen) von I. Mu¬
säus. Weimar, B. Fr. Voigt. 1863.

Eine Biographie des schwedischen Geistersehers, dann einige seiner auffallend¬
sten Voraussagungen und "Wunder", einige Anekdoten aus seinem Leben, darunter
"me sehr ergötzliche, die einen Besuch des Geistes Virgils bei ihm erzählt, ferner ein
Capitel über die Sekte der Swcdenoorgiancr, aus dem wir entnehmen, daß dieselbe
>n England und Amerika stark verbreitet ist, und daß sie eine vollständig ausgebil¬
dete Glaubcnsregel, einen Kanon heiliger Schriften, zu denen die ihres Stifters ge¬
hören , und eine geregelte Kirchenverfassung mit Synoden besitzen. Zum Schluß
folgt eine Anzahl von Visionen Swedenborgs. In der Vorrede erklärt der Ueber¬
scher seine Stellung zu Swedenborg, die dahin geht, daß das an ihm Unbegreif-
Uche nicht als unwahr zu verwerfen, sondern als nur menschlicher Vernunft, nicht
"ver der göttlichen unfaßbar anzusehen sei. Auch wir halten Swedenborgs Visionen
nicht für Betrug, sondern sür Hallucinationen eines poetischen und stark religiösen,
"der aus diesem Gebiet unklaren Geistes.


Geschichte eines Exco mmunicirten. Eine Selbstbiographie von Augustin
Swetana. Aus dessen Nachlasse herausgegeben. Mit einem Vorwort von Alfred
Meißner. Leipzig, Fr. Wilhelm Grunow. 1363.

Die Memoiren des böhmischen Kreuzherrnordcnspricstcrs und Docenten der
Philosophie in Prag Smetana, dessen Conflicte mit seinen kirchlichen Obern und



') Der Recensent kann nur die mit arabischer Literaten beschäftigten im Auge haben.
D. Red.

welche das in Band zwei mitgetheilte Verzeichniß sämmtlicher Werke Schinkels ver¬
vollständigen. Beigcgeben sind ein Portrait Schinkels nach einer 1815, also im
Alter von vierunddreißig Jahren, von ihm selbst gefertigten Kreidezeichnung und der
Plan einer Kathedrale, die als Denkmal für die Befreiungskriege auf den leipziger
Platz in Berlin zu stehen kommen sollte.


Das Leben Muhammeds. Nach den Quellen populär dargestellt von Theo¬
dor Rottele. Hannover, Karl Rümpler. 1863.

Daß ein Gelehrter von der Bedeutung Nöidckes sich herbeiläßt, die Ergeb¬
nisse seiner Forschungen für das größere Publicum zu behandeln, verdient um so
mehr Dank und Anerkennung, als gerade die Orientalisten") mit wenigen Aus-
nahmen (wir erinnern an Sprenger) ihre Bücher nur fiir Fachgenossen zu schreiben
Pflegen, wie wenn die außerhalb dieses engen Kreises liegende Welt kein Anrecht
hätte, auch von den Fortschritten auf diesem Gebiet unterrichtet zu werden. Das
Werk beruht, wie kaum hervorgehoben zu werden braucht, durchgehends auf eigner
Quellenforschung und verbindet mit der gegenwärtig erreichbaren Zuverlässigkeit des
Inhalts die Form edler Popularität, die noch ansprechender sein würde, wenn der
Versasser weniger knapp verfahren wäre und uns namentlich etwas mehr von dem
Colorit der Zeit und der Oertlichkeit gegeben hätte, in denen der Stifter des Islam
lebte und wirkte.


Der Geisterseher Swedenborg. Eine Darstellung seiner Persönlichkeit
und wunderbaren ' Lebensschicksale, nebst seinen eignen Mittheilungen über seine
Visionen und Geistercrschcinnngen. Uebersetzt (aus dem Schwedischen) von I. Mu¬
säus. Weimar, B. Fr. Voigt. 1863.

Eine Biographie des schwedischen Geistersehers, dann einige seiner auffallend¬
sten Voraussagungen und „Wunder", einige Anekdoten aus seinem Leben, darunter
«me sehr ergötzliche, die einen Besuch des Geistes Virgils bei ihm erzählt, ferner ein
Capitel über die Sekte der Swcdenoorgiancr, aus dem wir entnehmen, daß dieselbe
>n England und Amerika stark verbreitet ist, und daß sie eine vollständig ausgebil¬
dete Glaubcnsregel, einen Kanon heiliger Schriften, zu denen die ihres Stifters ge¬
hören , und eine geregelte Kirchenverfassung mit Synoden besitzen. Zum Schluß
folgt eine Anzahl von Visionen Swedenborgs. In der Vorrede erklärt der Ueber¬
scher seine Stellung zu Swedenborg, die dahin geht, daß das an ihm Unbegreif-
Uche nicht als unwahr zu verwerfen, sondern als nur menschlicher Vernunft, nicht
"ver der göttlichen unfaßbar anzusehen sei. Auch wir halten Swedenborgs Visionen
nicht für Betrug, sondern sür Hallucinationen eines poetischen und stark religiösen,
«der aus diesem Gebiet unklaren Geistes.


Geschichte eines Exco mmunicirten. Eine Selbstbiographie von Augustin
Swetana. Aus dessen Nachlasse herausgegeben. Mit einem Vorwort von Alfred
Meißner. Leipzig, Fr. Wilhelm Grunow. 1363.

Die Memoiren des böhmischen Kreuzherrnordcnspricstcrs und Docenten der
Philosophie in Prag Smetana, dessen Conflicte mit seinen kirchlichen Obern und



') Der Recensent kann nur die mit arabischer Literaten beschäftigten im Auge haben.
D. Red.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/43>, abgerufen am 08.05.2024.