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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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No. 4.
Goethe an Frh. v. Lamezan.

Aus beiliegenden kleinen Aufsatze, für dessen Form und Styl ich Nach'
sieht erbitten muß, belieben Ew. Hochwohlgeb. zu ersehen, was ich zu Einlei¬
tung und Vorbereitung des bewußten Geschäftes am räthlichsten finde. Erhält
es den Beifall der verehrlichen Societät, so soll sogleich die Expedition nach
Rom, sowie das Privatcircular an eine Anzahl Künstler abgehen und es bleibt
uns in der Zwischenzeit noch immer Raum genug, die Sache nach allen Sei¬
ten hin zu überlegen, wie ich denn das Gutachten einsichtsvoller Freunde, die
ich darum gebeten, noch zu erwarten habe. Haben Sie die Güte, jedes Be¬
denken, welches Ihnen beiginge, zu eröffnen und was Sie der Sache Vortheil-
Haft glauben mitzutheilen.

Im Fortschreiten des Geschäftes wird noch verschiedenes zur Sprache
kommen, durch dessen frühzeitige Erwähnung die Ansicht eher beschränkt als
erweitert würde. Es kommt noch vorzüglich darauf an, ob der vorgeschlagene
Operationsplan im Ganzen Beifall findet, für das Detail der Ausführung
kann man ohnehin nur zu rechter Zeit und Stunde sorgen; auch treten manche
hülfreiche und hinderliche Zufälligkeiten ein, die man alsdann zu nutzen oder
abzulenken hat.

Doch was brauche ich Ew. Hochwohlgeb. als einem Geschäftsmanne das¬
jenige bei diesem besondern Falle zu sagen, was im allgemeinen bei jedem
menschlichen Unternehmen gilt; deshalb man sich denn eben das höchste erreich¬
bare Ziel vorstecken muß, weil man in der Ausführung oft selbst hinter diesem,
leider, zurückbleibt.

Darf ich hiernächst noch eine mit diesem Geschäft verwandte Bitte Ew.
Hochwohlgeb. vortragen.

Vor ungefähr achtzehn Jahren ward in Rom, von einem geschickten Stempel¬
schneider Schwendemann, eine Medaille auf den Churfürsten von Pfalz-Bayern
Schnitten, die ich, bei der gegenwärtigen Gelegenheit. wohl zu sehen wünschte,
sie mit der Arbeit von Mcrcandetti zusammen zu halten. Wäre es daher
möglich, daß Ew. Hochwohlgeb. mir diese Medaille zu eigen verschaffen könnten,
so würde mir ein gutes Exemplar in Silber, vorzüglich aber in Kupfer sehr
angenehm sein, weil der Stamm meiner modernen Mcdaillensammlung aus
Kupfer und Bronce besteht. Allenfalls aber würde das Original nur auf kurze
Zeit, oder ein Abguß in seinem Gips zu der anzustellenden Vergleichung hin¬
reichen und mich belehren in wie fern man die neuere Arbeit der ältern an die
Seite zu setzen hoffen darf.

Noch eines muß ich gedenken: Ew. Hochwohlgeb. wünschen mit Recht, daß
uicht etwa eine andere Societät, oder wer es auch sei, der diesseits gefaßten


No. 4.
Goethe an Frh. v. Lamezan.

Aus beiliegenden kleinen Aufsatze, für dessen Form und Styl ich Nach'
sieht erbitten muß, belieben Ew. Hochwohlgeb. zu ersehen, was ich zu Einlei¬
tung und Vorbereitung des bewußten Geschäftes am räthlichsten finde. Erhält
es den Beifall der verehrlichen Societät, so soll sogleich die Expedition nach
Rom, sowie das Privatcircular an eine Anzahl Künstler abgehen und es bleibt
uns in der Zwischenzeit noch immer Raum genug, die Sache nach allen Sei¬
ten hin zu überlegen, wie ich denn das Gutachten einsichtsvoller Freunde, die
ich darum gebeten, noch zu erwarten habe. Haben Sie die Güte, jedes Be¬
denken, welches Ihnen beiginge, zu eröffnen und was Sie der Sache Vortheil-
Haft glauben mitzutheilen.

Im Fortschreiten des Geschäftes wird noch verschiedenes zur Sprache
kommen, durch dessen frühzeitige Erwähnung die Ansicht eher beschränkt als
erweitert würde. Es kommt noch vorzüglich darauf an, ob der vorgeschlagene
Operationsplan im Ganzen Beifall findet, für das Detail der Ausführung
kann man ohnehin nur zu rechter Zeit und Stunde sorgen; auch treten manche
hülfreiche und hinderliche Zufälligkeiten ein, die man alsdann zu nutzen oder
abzulenken hat.

Doch was brauche ich Ew. Hochwohlgeb. als einem Geschäftsmanne das¬
jenige bei diesem besondern Falle zu sagen, was im allgemeinen bei jedem
menschlichen Unternehmen gilt; deshalb man sich denn eben das höchste erreich¬
bare Ziel vorstecken muß, weil man in der Ausführung oft selbst hinter diesem,
leider, zurückbleibt.

Darf ich hiernächst noch eine mit diesem Geschäft verwandte Bitte Ew.
Hochwohlgeb. vortragen.

Vor ungefähr achtzehn Jahren ward in Rom, von einem geschickten Stempel¬
schneider Schwendemann, eine Medaille auf den Churfürsten von Pfalz-Bayern
Schnitten, die ich, bei der gegenwärtigen Gelegenheit. wohl zu sehen wünschte,
sie mit der Arbeit von Mcrcandetti zusammen zu halten. Wäre es daher
möglich, daß Ew. Hochwohlgeb. mir diese Medaille zu eigen verschaffen könnten,
so würde mir ein gutes Exemplar in Silber, vorzüglich aber in Kupfer sehr
angenehm sein, weil der Stamm meiner modernen Mcdaillensammlung aus
Kupfer und Bronce besteht. Allenfalls aber würde das Original nur auf kurze
Zeit, oder ein Abguß in seinem Gips zu der anzustellenden Vergleichung hin¬
reichen und mich belehren in wie fern man die neuere Arbeit der ältern an die
Seite zu setzen hoffen darf.

Noch eines muß ich gedenken: Ew. Hochwohlgeb. wünschen mit Recht, daß
uicht etwa eine andere Societät, oder wer es auch sei, der diesseits gefaßten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/89>, abgerufen am 08.05.2024.