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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band.

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Idee zuvorkomme und deshalb bald etwas ins Publicum ergehen zu lassen, für
räthlich halten. Mein Vorschlag wäre deswegen, man feste in das Intelligenz-
blatt der Jenaischen Allgem. Litt. Zeitung eine kurze Notiz etwa nachstehenden
Inhalts:

Eine Gesellschaft dankbarer Verehrer des Herrn Erzkanzlers Chursürstl.
Gnaden (hier kommt es darauf an ob man die Societät und das Motiv der
Dankbarkeit näher bezeichnen will) hege den Vorsatz durch eine demselben zu
widmende Medaille ihre Empfindungen auszudrücken und der Nachwelt zu über¬
liefern, wozu die Anstalten schon getroffen seien, man hoffe dem Publikum
bald das nähere, nebst einer Einladung zur Theilnahme, bekannt zu machen.

Auf diese Weise salvirt man die Priorität und man kann von Zeit zu
Zeit, wie man in dem Geschäft mehr Licht und Gewißheit sieht, mit Ankün¬
digung und Einladung fortfahren.

Schließlich noch eine Anfrage: Sollte nicht nöthig sein eine Erlaubniß zu
einer solchen Dedication eines Monuments von dem verehrten Fürsten zu er¬
langen? doch vielleicht sind Ew. Hochwohlgeb. schon davon versichert.

Verzeihen dieselben nur wenn ich so weitläufig werde und in einigen
Punkten vielleicht allzubedenklich erscheine; man hat es aber für das ganze Ge¬
schäft zu gut wenn man Anfangs das Ganze in allen seinen Theilen zu über¬
sehen strebt.

Auch muß ich bitten, bei der Eile, womit diese Blätter verfaßt wurden,
nur auf die Absicht zu sehen und meiner Dankbarkeit für das geschenkte Ver¬
trauen gewiß zu sein.


Ew. Hocbwohlgcv.

Weimar,
den 8. Februar
1804.


ganz gehorsamster
Diener
I. W. v. Goethe.
No. 5.

?lo Voto.

Eine Medaille hat, durch ihre mögliche Verbreitung, durch ihre Dauer,
durch Ueberlieferung der Persönlichkeit in einem kleinen Naum, durch Docu-
mentirung allgemein anerkannter Verdienste, durch Kunst- und Metallwerth, s"
viel vorzügliches, daß man, besonders in unsern Zeiten, Ursache hat sie allen
anderen Monumenten vorzuziehen.

In dem gegenwärtigen Falle, daß des Herrn Erzkanzlers Chursürstl. Gnad-
eine Medaille gewidmet werden soll, stimme ich dafür, daß sie in Nom gear¬
beitet werde.

In Deutschland, bei sehr lobenswürdiger Technik, wüßte ich nirgends ein
Zutrauen auf höhere Kunstleistungen zu fußen.


Idee zuvorkomme und deshalb bald etwas ins Publicum ergehen zu lassen, für
räthlich halten. Mein Vorschlag wäre deswegen, man feste in das Intelligenz-
blatt der Jenaischen Allgem. Litt. Zeitung eine kurze Notiz etwa nachstehenden
Inhalts:

Eine Gesellschaft dankbarer Verehrer des Herrn Erzkanzlers Chursürstl.
Gnaden (hier kommt es darauf an ob man die Societät und das Motiv der
Dankbarkeit näher bezeichnen will) hege den Vorsatz durch eine demselben zu
widmende Medaille ihre Empfindungen auszudrücken und der Nachwelt zu über¬
liefern, wozu die Anstalten schon getroffen seien, man hoffe dem Publikum
bald das nähere, nebst einer Einladung zur Theilnahme, bekannt zu machen.

Auf diese Weise salvirt man die Priorität und man kann von Zeit zu
Zeit, wie man in dem Geschäft mehr Licht und Gewißheit sieht, mit Ankün¬
digung und Einladung fortfahren.

Schließlich noch eine Anfrage: Sollte nicht nöthig sein eine Erlaubniß zu
einer solchen Dedication eines Monuments von dem verehrten Fürsten zu er¬
langen? doch vielleicht sind Ew. Hochwohlgeb. schon davon versichert.

Verzeihen dieselben nur wenn ich so weitläufig werde und in einigen
Punkten vielleicht allzubedenklich erscheine; man hat es aber für das ganze Ge¬
schäft zu gut wenn man Anfangs das Ganze in allen seinen Theilen zu über¬
sehen strebt.

Auch muß ich bitten, bei der Eile, womit diese Blätter verfaßt wurden,
nur auf die Absicht zu sehen und meiner Dankbarkeit für das geschenkte Ver¬
trauen gewiß zu sein.


Ew. Hocbwohlgcv.

Weimar,
den 8. Februar
1804.


ganz gehorsamster
Diener
I. W. v. Goethe.
No. 5.

?lo Voto.

Eine Medaille hat, durch ihre mögliche Verbreitung, durch ihre Dauer,
durch Ueberlieferung der Persönlichkeit in einem kleinen Naum, durch Docu-
mentirung allgemein anerkannter Verdienste, durch Kunst- und Metallwerth, s"
viel vorzügliches, daß man, besonders in unsern Zeiten, Ursache hat sie allen
anderen Monumenten vorzuziehen.

In dem gegenwärtigen Falle, daß des Herrn Erzkanzlers Chursürstl. Gnad-
eine Medaille gewidmet werden soll, stimme ich dafür, daß sie in Nom gear¬
beitet werde.

In Deutschland, bei sehr lobenswürdiger Technik, wüßte ich nirgends ein
Zutrauen auf höhere Kunstleistungen zu fußen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_360476/90>, abgerufen am 08.05.2024.